Thomas David: zurück zur ehrlichen Musik

Thomas David: steirischer Singer/Songwriter – vielen durch, ja, sorry, „Die große Chance“ im öffentlich-rechtlichen Rundfunk bekannt. Thomas David Putz heißt der Steirer mit bürgerlichem Namen, den Familiennamen hat er gleich mal weggelassen. „To Love“ heißt das zweite Album nach „Able“, das letzten Monat erschienen ist. Am Donnerstagabend gastierte er samt Band im Posthof, nachdem der eigentliche Termin im April aus Krankheitsgründen ausfallen musste. Ein Konzert, das einige Überraschungen offenbarte!

„Able“ hieß das Album, das 2014 die österreichischen Charts stürmte. Klar, hatte der doch die damals boomenden Castingshows genutzt und im ORF gleich mal „Die große Chance“ gewonnen. Hätte mich jemand gefragt, was ich von einem Thomas David-Konzert vier Jahre später erwarte, wäre „skeptisch“ wohl die wahrscheinlichste Antwort gegeben. Vor drei Jahren noch als Support von Julian le Play im Zuge seiner damaligen Melodrom-Tour unterwegs, hat sich Thomas David ein bisschen von der Vergangenheit losgesagt und macht sein eigenes Ding. Fragt mich nach dem Konzert am Donnerstagabend jemand, was ich auf diesem Konzert gesehen habe, muss ich sagen: ein Konzert, das überraschend gut war, und sicher zu den besseren gehört, die ich heuer von Singer/Songwritern gesehen habe.

Aber gleich mal zum Support: Stefan Wedam hieß der, und er spiele praktischerweise auch die Gitarre in Thomas Davids aktueller Begleitband. Irgendwo zwischen Blues, Pop und Folk angesiedelt bringt er mit seinen Liedern, deren Melodien der Steirer oft unterwegs aufgenommen hat, die Zuhörer zum Schmunzeln. „King without a crown“ heißt die aktuelle Platte, die im Vorjahr erschienen ist. Sicher nicht immer nach dem Geschmack der gut 150 anwesenden Besucher – nach meinem allerdings schon. Umtriebig unterwegs ist er sowieso, im Posthof bot er ein abwechslungsreiches Potpourri seines musikalischen Schaffens in einer knappen halben Stunde Stagetime. Die vereinzelten Gähner im Publikum kann man zumindest hier nicht hundertprozentig nachvollziehen.

Bei Hauptact Thomas David danach fiel gleich zu Beginn auf: es sind nicht die reinen Besucherzahlen, die ihn antreiben. Es scheint eine gehörige Portion Idealismus hinter seinem musikalischen Schaffen zu stehen. „To Love“ heißt sein Zweitling – und wie der Name vermuten lässt, geht es bei einem Großteil der Songs um DAS Thema unzähliger Singer/Songwriter: die Liebe. Macht ja nix – man muss das Genre ja nicht neu erfinden. Sicherlich enttäuschend war es, wenn man ausschließlich die „mainstreamige“ Version von Thomas David kennt. Gott sei Dank hielt sich die sehr zurück. Was hier am Donnerstag auf der Bühne stand, war ein geerdeter Künstler, der sich seiner Rolle auf und vor der Bühne bewusst ist. Neue Songs wie „Runaway“ und die Auskopplung „Find my love“ funktionieren live wunderbar, zeugen von grundsolider Singer/Songwriterkunst, und machen scheinbar auch den Protagonisten selber richtig Spaß, sie live zu spielen. In der „besten Location Österreichs“ (Zitat Thomas David) waren der Saal zwar nicht ausverkauft, die Stimmung aber dennoch gut. Ungewöhnlich ruhig lauschten die Zuhörer – mit dem Ergebnis, dass auch die Musiker zufrieden waren, und zum Abschluss des regulären Sets auch zwei Akustik-Nummern im Publikum performten. Seitenhiebe gegen Amadeus-Award-Publikum und gegen oft mühsame Auseinandersetzungen von Bands und Musikern inklusive. Drei Zugaben später, darunter (ja, klar!) auch „Able“, war das Konzert dann auch beendet. Dafür konnte man sich danach natürlich mit Merch eindecken – da kostet ein Shirt zwar 23 Euro, ist dafür aber auch nachhaltig hergestellt und keine industrielle Massenproduktion. Was von diesem Abend bleibt? Ein Konzert, das einige neue Facetten eines Künstlers beleuchtete, den man vielleicht zu schnell abstempelt. Ein geerdeter Künstler, dem Starallüren fremd sind. „Concious“ könnte man vielleicht sagen – was ausschließlich positiv gemeint ist.

Fotos: © Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.