Daughter: 13 Songs gegen das Vergessen!

Es gibt ja viele Arten, den Begriff „Konzeptalbum“ zu definieren. Die einen sehen es als einen durchgehenden roten Faden durch ein Werk, die anderen sehen es als Voraussetzung für ihr künstlerisches Schaffen, ein Konzept hinter einem Album zu haben. Sechs junge Frauen gehen jetzt einen ganz anderen Weg: mit „Daughter“ wird ein Konzeptalbum geboten, das das Thema sexuelle Gewalt auf die wohl schockierendste und zugleich beeindruckenste Art und Weise zusammenfasst, die man sich vorstellen kann.

Eigentlich war „Daughter“ als Live-Performance gedacht. Es sollte eine Performance werden, in der sexuelle Gewalt thematisiert wird. Ein Thema, das medial allzu gerne ausgeschlachtet wird, ohne dabei jedoch den eigenen Kern zu treffen. Ein Thema, das instrumentalisiert wird, um Politik zu betreiben. Ein Thema, das oft totgeschwiegen wird. „Daughter“ soll einen anderen Weg finden, an die Thematik heranzugehen. Sechs junge Frauen haben sich zusammengetan, um „Daughter“ zu realisieren. Was als Live-Performance gedacht war, hat sich nun zu einer CD  entwickelt. Ein Werk, das die Darstellerin zu einem Symbol macht, und auch mit eben solchen Symbolen arbeitet, um die verschiedensten Facetten sexueller Gewalt zu beleuchten.

Eine Platte, die wichtiger ist denn je: Daughter!

„Daughter“ ist ein aktuelleres Werk denn je – darf man der Studie des Österreichischen Institus Familienforschung aus 2011 Glauben schenken, haben nämlich 56,8% der Frauen (!) bereits körperliche Gewalt gegen sich erfahren. 29,5% waren bereits Opfer sexueller Gewalt. Das ist fast jede dritte Frau – für Männer gibt es nach wie vor keine wirklichen empirisch erhobenen Daten. „Daughter“ ist eine persönliche Herangehensweise der vier Hauptverantwortlichen hinter dem Projekt, das gemeinsam mit traumatisierten Frauen konzipiert wurde.  Wichtig war es dabei für Lisa Thurnhofer, Kerstin Glachs, Julia Grall, Veronika Hanl, Magda- Rosa Schuster und Evelyn Krieber. dem Sextett hinter „Daughter“, als rein weibliches Team die kreative Kontrolle zu bewahren und den Spagat zwischen der fiktiven Geschichte in „Daughter“ und der nicht mal so weit entfernten Realität zu schaffen. „Daughter“ selbst richtet sein Hauptaugenmerk weniger auf die Außenwahrnehmung, sondern eher auf innere Prozesse, die im Rahmen dieser erlebten Gewalt abzulaufen beginnen.

Auch musikalisch wurden die insgesamt 13 Songs auf der Platte von den vier Hauptprotagonistinnen arrangiert. „Lake Blue“, „Frida Vamos“ und Veronika Hanl nahmen diese Platte auf, die wehtut. Eine Platte, die mit Tracks wie „Charming Man“ (welch Titel für eine Platte wider sexuelle Gewalt!),, „The Search“ und „Awakening“ nichts für schwache Gemüter ist, aber trotzdem notwendig ist. Eine Platte, wo Zeilen wie „Remember what he wore, even if it’s just his skin, know who you’re runnig from, or you’ll never win!“ einen richtigen Kloß im Hals verursachen. Eine Platte, die vielleicht wichtiger ist als alles, was ihr sonst so an Musik zur Unterhaltung hört. Ein Werk, das absolut nichts fürs vielzitierte „nebenbei“ hören ist – lässt man sich aber darauf ein, wird man in emotionale Abgründe entführt, die richtig unter die Haut gehen. Umso trauriger, dass die Story der Realität ganz nah ist. Vor allem deshalb, wenn man sich vor Augen führt, dass die Platte tatsächlich mit realen Opfern sexueller Gewalt konzipiert und umgesetzt wurde.

„Daughter“ ist diese Woche im Eigenvertrieb erschienen. Von jeder verkauften CD gehen zwei Euro an Projekte, die Opfer sexueller Gewalt unterstützen. Solltet ihr dieses Projekt ebenfalls unterstützen wollen, meldet euch am Besten bei den Verantwortlichen selbst! Mehr Infos gibt es auf Facebook

 

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.