The Real McKenzies: Wochenausklang mit der Folk-Dampfwalze

„Schauen wir dann mal, welcher der McKenzies nachher als erster umfällt!“ – diese Aussage der zweiten Supportband, Choke On Me,  am vergangenen Sonntagabend im Auerhahn Linz, über den Mainact beweist, dass sich The Real McKenzies einen Ruf erarbeitet haben. Ein Ruf, der in immer wieder empfehlenswerten Live-Auftritten gipfelt, wie man auch zum Wochenendausklang feststellen konnte. Gemeinsam mit den Real McKenzies und den bereits erwähnten Choke On Me aus Wien stand mit Artwill wohl DIE Überraschung des Abends auf der Bühne.

Ja, wir kennen das auf Liveshows von The Real McKenzies: die Bar bestellt eine Extraration Bier, Kilts sind in inflationärem Ausmaße vor Ort, es wird getrunken, gescherzt und gestagedived. Auch das Konzert im Linzer Punkrock-Mekka im Urfahraner Auerhahn folgte inetwa demselben Schema. Wenn da nicht die Supports gewesen wären, die den Abend dann doch noch mal hervorhoben. Zum einen mal, pünktlich um halb neun Uhr Abends, Artwill. Die kommen „irgendwo aus der Nähe von Graz“ – aus Feldbach, um genauer zu sein. Überrascht, dass „dann doch einige Leute in diese leiwande Location“ gekommen waren, waren die vier Herrschaften aus der Steiermark dann die positive Überraschung des Abends. Zugegeben, ich habe die Band vorher nicht gekannt. 2x Peda, Marco und Manu alias Artwill präsentieren Punkrock mit durchaus gelungenen, exzessiveren Ausflügen in den Alternative Rock. Hört man so in Österreich selten – umso schöner, wenn das Ganze dann auch gekonnt gespielt klingt. Es scheint, wie so oft in dem Genre, dass hier Idealismus und Freundschaft auf musikalische Ambitionen treffen – wenn diese Ambitionen dann so gut klingen, darf man gerne mehr von dieser Band hören.

Auch die folgende Band, Choke on Me, dürfte das genauso gesehen haben. „Wie geil war das denn grade?“ – so die Aussage von „Claus Kaputto“, in der österreichischen Punkrock-Szene bekannt wie ein bunter Hund. Der Preis für die „lustigste“ Bandbeschreibung auf Facebook geht jedenfalls mit Sicherheit an das Wiener Quartett: „CHOKE ON ME serviert euch eine Audio Quattro Stagioni, belegt mit knackigem Poprika, Krachpfefferoni, Rockola und Antischocken, frisch aus dem Punkrock Ofen.“ Nun, auch als Nicht-Pizza-Enthusiast kann man die Band getrost weiterempfehlen. Ihr neues Werk hört auf den klingenden Namen „Brain Freeze“ – Punkrock in Reinkultur, und jede Band, die den Nachwuchs schon für spätere musikalische Anforderungen schult, kann und soll gerne unterstützt werden. Schade halt, dass während des Sets von Choke on Me ein Gutteil der dann doch knapp 200 Besucher dem ersten Gebot auf einer Real McKenzies-Show Folge leisten wollte.

Dieses lautet: du sollst kein Real McKenzies-Konzert nüchtern ertragen müssen. Ein Gebot, das zahlreich befolgt wurde. Verwunderlich übrigens im positiven Sinne, wie groß die Linzer Fanbase der Band sein dürfte, angesichts des bummvollen Konzertsaales. Was mich persönlich mit The Real McKenzies am eindrucksvollsten verbindet? Mit Frontmann und Berufs-Bierfräse Paul McKenzie das Häusl am Pfingstspektakel 2015 in Attnang-Puchheim geteilt haben zu müssen. Ich sage euch: da ist man chancenlos! Seit 1992 touren die Herren McKenzie und Co, die nicht McKenzie heißen, durch die Weltgeschichte – auch im Auerhahn wurde gewohnt Gutes geboten: nach einem Geburtstagsständchen zu Beginn wird durch die Discographie gepflügt, dass es eine Freude ist. Stagedives im dazu ob der Raumhöhe nicht immer gut geeigneten Konzertsaal inklusive. „Two Devils will Talk“ heißt die aktuelle Platte der bekilteten Dampfwalze, die übrigens nicht nach Frontmann Paul McKenzie benannt wurde, und die den rappelvollen Auerhahn auch zu späterer Stunde noch gut zu unterhalten wusste. Ein idealer Wochenausklang – sicher auch für den Wirt, der sich ob des Gerstensaftkonsums sicher ebenso gefreut haben wird wie die Band, denen das Zipfer-Dosenbier auch sichtlich wohl bekommen war!

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.