Remedy: laut, cool, dreckig!

Es gibt ja Bands, die man als ewiger Geheimtipp immer wieder empfohlen bekommt. Eine davon ist die Wiener Noise-Combo Remedy, die Anfang des Monats ihr neues Album „Cool präsentiert hat. Umso schöner, wenn die Herren dann auch auf Tour gehen. Unterstützt durch die Grazer Indie-Dream-Pop-Mischung Crush gab es am vergangenen Donnerstag im geheimsten Konzertkeller von Linz ein schönes Konzert der Marke „Pleite & Planlos“ zu bestaunen.

Zugegeben: es kommt ja nicht oft vor, dass ich mich auch ein Jahr später noch an ein Konzert erinnere. Bei knapp 100 pro Jahr sei es mir hoffentlich verziehen. Eines, das mir aber dauerhaft in Erinnerung geblieben ist, ist das Konzert von Crush und Remedy, das knapp nach meinem letzten Sommerurlaub noch im Linzer Kölla stattfand. Umso schöner, wenn die beiden Bands wieder gemeinsam touren – und in einem schönen Linzer Konzertkeller sich ein Stelldichein geben. Über „Crush“ schrieb ich damals, dass sie die härteste Dream-Pop-Band der Welt seien. Daran hat sich nicht viel geändert – die drei Damen und zwei Herren dreschen noch immer so schön zwischen ihre Dream-Pop-Elemente, dass es eine Freude ist. Nach der „Damaged Goods“-EP im letzten Jahr sind Crush auch mit ein wenig neuem Material unterwegs: „No Easy Way“ heißt die dreitrackige EP, die man sympathischerweise auch dieses Mal auf Bandcamp hören kann. Live sind Crush ein Erlebnis: mehr als solider Dream-Pop (wobei „solide“ hier nicht abwertend klingen soll), Gitarren-Intermezzi, mehrstimmiger Gesang – Crush dürften gerne auch auf größeren Bühnen stehen, wenns nach uns ginge. Eine Band getreu dem Motto „geheimster Geheimtipp des Landes“, der hoffentlich bald nicht mehr ganz so geheim ist.

Wie auch schon im letzten Jahr standen danach Remedy auf der Bühne. Die überschneiden sich nur in der Gitarre, und da auch nicht musikalisch. Auf Laserlife Records ist vor kurzem die neue Platte, „Cool“, erschienen, über die sich Kollege Datscher hier schon ausgiebigst unterhalten hat. „“Cool“ vereint nostalgische Rocksounds der letzten Dekaden mit ironischer Lässigkeit, frischem Songwriting und greifbarer Authentizität“ – so das Urteil unseres Redakteurs. Einflüsse wie Dinosaur Jr. kommen nicht von ungefähr, und sind auch kaum zu leugnen. Laut, aber trotzdem verspielt, dreckig, aber trotzdem und gerade dennoch mit Leidenschaft – ja, Remedy ist eine Band, die live richtig Laune macht. In einem intimen Quasi-Proberaum-Ambiente natürlich noch umso mehr. Und dass die Platte von Wolfgang Möstl produziert wurde, hört man – im positiven Sinne. Live sind Remedy eine schöne rumpelnde Offenbarung, und man darf der Pleite und Planlos-Crew ruhig einen Dank aussprechen, dass Remedy und Crush Linz wieder einmal beehrt und innerhalb eines Jahres ihr Publikum verzehnfacht haben!

Foto: Andreas Wörister

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.