SPIRIT DESIRE: Distract Your Mind

Drei Jahre haben sich Spirit Desire Zeit gelassen, ihren Sound gesucht, gefunden und geschliffen, mehrere EPs veröffentlicht und sind kreuz und quer durch Mitteleuropa getourt, ehe sie sich den nächsten großen Schritt getraut haben. Am morgigen 03. November veröffentlichen die vier Linzer endlich ihr erstes Album „Distract Your Mind“. Wir haben die Platte vorab unter die Lupe genommen und geben hiermit ein klares Empfehlungsschreiben ab.

„We are real“, flüstert eine gespenstische Frauenstimme aus den Boxen. Gerade ist mit dem stampfendem closing track „On My Chest“ das Debütalbum von Spirit Desire zu Ende gegangen. Das mit etwa 27 Minuten Spielzeit zwar eher knapp bemessene „Distract Your Mind“ löst dabei sämtliche Versprechen, die die Band auf ihren bisherigen EPs gegeben hat ohne Umschweife ein und lässt obendrein eine klare Weiterentwicklung im Sound erkennen. Die Post Hardcore Einflüsse und harten Grunge Parts sind eher ins Hintertreffen geraten. Der Fokus liegt auf dem Erzeugen einer durchgängig melancholischen Stimmung, dem klareren Gesang und den getragenen Melodien. Dass „DYM“ ob seiner erhabeneren Gangart dabei nie an Momentum und Schlagkraft verliert, liegt daran, dass Spirit Desire genau wissen wo ihre Stärken liegen und diese auch gekonnt auszuspielen vermögen.

Der Härtegrad wurde bis auf einige Ausnahmen heruntergedrosselt. Stattdessen tragen viele Nummern eine warm gefärbte Melancholie in sich und definieren sich über catchy Refrains mit gewohnt nachdenklichem lyrischem Inhalt. Die erste Single „Counting Days“ ist da ein Paradebeispiel. „Side by side we’re lying in white bleached sheets / Warm words feel cold on our skins / Trying to keep tomorrow outside our room / Won’t close our eyes“. Auch Songs wie „I Should“ und „Hide Myself“ schlagen in eine ähnliche Kerbe. Generell zieht sich das Thema Realitätsflucht wie ein roter Faden durch die Platte. Rückzug in die Abgeschiedenheit der eigenen vier Wände oder gar zu einer geliebten Person und der tristen Welt da draußen entkommen. Manchmal lauern die dunkelsten Abgründe aber just im eigenen Kopf. „Just Worried“ und „On My Chest“ erzählen von Albträumen, wandern wieder vermehrt auf der dunklen Seite. Das schlägt sich auch im Sound wieder. Beide Songs fahren mit bedrohlichen Gitarrenwänden auf und erzeugen eine gespenstische Atmosphäre, die mit den Texten einhergeht.

Paralyzed by the night / My body’s asleep but I’m awake
Drowning in my own bed / Something is sitting on my chest

„Distract Your Mind“ ist ein Ringkampf mit den inneren Dämonen. Die Platte bleibt dabei gewohnt kryptisch, bietet viel Interpretationsspielraum und – noch viel wichtiger – zahlreiche Hits. Spirit Desire liefern ihr bislang eingängigstes und (um eine Phrase zu bemühen) erwachsenstes Werk ab. Das Album erscheint morgen über die beiden deutschen Szenelabels Midsummer Records und Miss The Stars Records und wird ebenfalls morgen im Zuge einer Release Show in der KAPU in Linz offiziell vorgestellt. Mit dabei sind die österreichische Emo Band New Native, die Hardcore Dampfwalzen von Orphan, die ihr Abschiedskonzert geben werden und der junge Linzer Trap Artist Cool K (Zum Event). Ihr wisst also was zu tun ist.

Tracklist

01. New Ghosts
02. Weightless
03. Hide Myself
04. I Should
05. Counting Days
06. Just Worried
07. Not Again
08. Hollow Out My Head
09. On My Chest

VÖ: 03.11.2017, via Midsummer Records / Miss The Starts Records
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Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.