Vizediktator: Straßenpop für die Revolution

„Ein Glück, dass die sich nicht Joseph Goebbels genannt haben.“ Ja, tatsächlich – Vizediktator, ist eine Band die alleine schon durch ihren Namen auffallen will. Dahinter steckt eine Berliner Pop-Punk Band zum Verlieben. „Straßenpop“ sagt die Band übrigens dazu. Am Samstag war das Trio auf Einladung von LAESSIG Booking und mit Support von Slavica und Trubel in der Stadtwerkstatt zu Besuch, um ihr gerade erschienenes Album „Kinder der Revolution“ vorzustellen.

Wie das mit neuen, aufstrebenden Bands aus Deutschland so ist, dauert es meist seine Zeit, bis die Wortmeldungen über sie bis in unsere Alpenrepublik vorgedrungen. Ein Großteil der BesucherInnen an diesem Samstagabend war deshalb eigentlich wegen der beiden Linzer Vorbands in der Stadtwerkstatt erschienen. Entsprechenden Anklang fanden aber dann alle musikalischen Protagonisten des Abends.

Den Anfang machte die junge Band Trubel. Als „Hawaii-Punk“ oder „Punk mit Wohlfühlfeeling“ bezeichnen die vier ihren musikalischen Output. Tatsächlich ist das eine sehr interessante und skurrile Mischung aus Indie, Post-Punk und Pop mit viel Synthie-Einsatz, Sprechgesang und textlichen Konzepten aus dem all inclusive Urlaub. Gastbeiträge am Gesang und an den Bongos gab es obendrein zu hören und zu sehen. Den mitgebrachten Anhang vermochte man damit schon mal restlos zu überzeugen und auch wir verfolgen die weitere Entwicklung von Trubel mit großem Interesse. Beim Rest des Publikums rief die eine oder andere Zwischenansage aber noch verdutzte Blicke hervor. Eine Band mit viel Potenzial, die ihren Weg noch gehen wird. Drangsal, Dirk von Lowtzow und Adidas gefällt das.

Einen Schritt weiter sind da mittlerweile Slavica. Die wollten am Samstag eigentlich den Release ihrer zweiten EP feiern, mussten diesen aber leider auf noch unbestimmte Zeit verschieben. Manchmal geraten Zeitpläne einfach etwas zu eng. Die Performance des Abends konnte darüber aber ohne weiteres hinwegtrösten und die Vorfreude auf die neue Veröffentlichung noch hochschrauben. Sphärische Synth-Flächen, tanzbare Rhythmen und dunkel gefärbte Gitarren Akkorde vermischen sich hier zum Post-Punk Revival. Qualitativ muss man hier von einer der besten, jungen Band sprechen, die Linz momentan zu bieten hat. Stilecht – mit einer Tschick hinter dem Ohr und einer zwischen den Fingern.

Etwas leerer, aber immer noch gut gefüllt war der Saal dann bei den Headlinern Vizediktator. Die zeigen auf ihrer Platte „Kinder der Revolution“, dass sie keine Angst davor haben ihr räudiges Pop Appeal auszuleben. Von Sozialkritik und Alltagsflucht singt Sänger Benjamin Heps mit der knarzigen Stimme. Jedes Wort davon will man ihm glauben, wenn es so schön wie in „Halleluja“ klingt. Ein Song der so klingt wie sich das Ende einer langen Nacht anfühlt. Von der Sorte haben Vizediktator an diesem Abend (und auf besagter Platte) noch einige mehr zu bieten. Man darf bei dieser Band getrost von einem waschechten Geheimtipp sprechen, der hoffentlich nicht zum letzten Mal in Linz zu Gast war. Spaß an diesem Auftritt hatten Band und Publikum zugleich in großen Ausmaß und so wurde zum Ende in bierseliger Stimmung noch gemeinsam auf Fliesenboden der Stadtwerkstatt auf und ab gesprungen – wie sich das gehört.

Fotos: Christoph Thorwartl

Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.