Ottensheim Open Air: The One and Only

Aus beruflichen und privaten Gründen wurde das ambitionierte Ottensheim Openair von uns leider nur leider nur Donnerstag und Freitag ab acht Uhr verfolgt, den Samstag mussten wir leider auslassen. Das was wir sahen, war für ein Festival dieser Größenordnung allerdings vom Feinsten.

Der Donnerstag begann gemütlich nur mit einem Fixpunkt, nämlich “Rapper lesen Rapper”. Dieses Programm führte bereits zu einigen vollgefüllten Räumen in der KAPU und das zurecht! Eingerichtet war die Bühne als eine Anlehnung an die ZDF-Sendung “Das literarische Quartett”. Die Mischung aus Rap-Hommagen und Kabarett führt zu seiner äußert kurzweiligen Veranstaltung. Von Gedichten aus dem 14. Jahrhundert, die in Sprechgesang geändert wurden, bis hin zu englischen Texten, die von deutschsprachigen Akteuren in deren Dialekte verwandelt wurde, war alles vertreten. So verwandelten die beiden Moderatoren Heinrich Himalaya und David Scheid (zweiterer bekannt als “Dave” aus der ORF-Sendung Tagespresse Aktuell) Angelsächsisches ins Wienerische, oder sowie die Gäste Spinelly ins Tirolerische, und der überregional bekannte deutsche Rapper Dexter ins Schwäbische. Für Lacher sorgte der Einspieler eines Interviews von Sebastian Kurz in der ZiB2, das überspielt wurde mit dem legendären Juice-Interview von Money Boy. Spinelly führte am Ende des Abends noch das DJ-Set.

Am Freitag erschienen wir leider erst zwischen dritten und vierten Act wodurch, wir leider Frau Tomani, Tentacula und die Butcher Babes versäumten. Die bereits für uns von Qlashes bekannte Indie-Band Listen to Leena lieferte für uns dadurch wenig überraschend eine gute Show ab. Danach gesellten wir uns außerhalb des Festivalsgeländes zu einer kleineren Bühne (die so keine war, da es keine Erhebung gab) und lauschten den Liedern einer uns bis Dato unbekannten Linzer Ska-Gruppierung namens Garlik (sic!) – diese waren zumindest für mich die größte Überraschung des Abends. Parallel dazu spielte auf der Hauptbühne, der bereits mehrmals für den Amadeus nominierte Dorian Concept. Der Wiener Electro-Künstler vereint Funk und Deepness auf einem Keyboard, während das Geschehen auf der Leinwand von einer Overhead-Perspektive gezeigt wird. Er leifert mit vergleichsweise einfachen Mitteln einen Auftritt, der in seiner Szene, vor allem in Österreich, seinesgleichen sucht.

Zwischendurch gab es eine Perfomance von Pussy Vision. Die junge genderqueere Witch-House-Produzent*in, Performancekünstler*in und Noise-Musiker*in aus Massachusetts (USA) wurde in Kooperation mit dem Linzer Kulturverein qujOchö nach Ottensheim geholt – eigentlich hätte sie ja an dem Abend in Linz spielen sollen. Aber so eine Chance, um am O-heim zu performen, lässt man sich auch nicht so schnell entgehen. Die Künstlerin brachte zugegeben etwas Verrücktheit aufs Festival. Für uns die perfekte Ergänzung zum sonst fürs Ottensheim-Open-Air-Verhältnisse „mainstreamige“ Booking.

Headliner des Abends waren Mono und Nikitaman. Was sollen wir zu der Band noch großartig sagen, was wir noch nicht in den gefühlten 100 Berichten davor geschrieben haben? Die Band, mit der so mancher von uns aufwuchs, hat es nach knapp 15 Jahren immer noch drauf. Da wird vor der Bühne und auf der Bühne immer noch wild getanzt und Liebe verteilt. Die doch sehr ideologische und vielleicht auch historische Verbindung zum Festival konnte man in jeder Minute hautnah miterleben. Da fand man rechts neben der Bühne die Familie von Sängerin Monika Jaksch, und auch unzählige enge Freunde und Bekannte der Band konnte man im Publikum entdecken.

Leider mussten wir auch auf den letzen Act verzichten. Jedoch konnten wir die Stunden, welche wir am Festival waren, sehr genießen. Wir schwärmen heute noch von der großartigen Bewirtung – Stichwort Käsespätzle. Außerdem kann man es nicht oft genug erwähnen, wie toll es ist, wenn auf einem Festival Soda gratis angeboten wird. Dass wir Green Events, lieben ist ja nichts Neues – und das Open Air Ottensheim ist eines der Vorzeigeprojekte in Österreich in puncto „nachhaltig Veranstalten“. Letztes Jahr hatten wir so einige Kritikpunkte ans Booking – vor allem was die Frauenquote anging. Den erfrischenden Wind des neuen Booking-Teams kann man in der musikalischen Kuratierung auf jeden Fall merken, und ja heuer, hat es wieder richtig Spaß gemacht, ein Teil von einem großartigen Festival zu sein.

Text: Raphael Magauer & Lisa Leeb
Fotos: Lisa Leeb

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