Ella Deer: Liquid Sun

Ein bisschen Regina Spektor und damit Internationalität, ein bisschen Hartberg und damit Regionalität, ein bisschen Wien und damit aktueller Lebensmittelpunkt einer spanennden Singer/Songwriterin: Ella Deer. Mit „Liquid Sun“ hat die Künstlerin ihre erste EP veröffentlicht, die man unter dem Prädikat „hörenswert“ beschreiben könnte.

Wie so oft sind es die unentdeckten Talente der österreichischen Musikszene, die ebendiese so entdeckenswert machen. Ella Deer ist einer der Artists, die in diese Schublade fallen. Bereits vor einigen Jahren ist sie uns aufgefallen – nun hat sie mit „Liquid Sun“ ihre erste, vier Tracks umfassende EP veröffentlicht. Ein kleiner Einblick in die Welt der mittlerweile in Wien beheimateten Steirerin, der Indie-Fans mehr als nur einen Gehörgang leihen sollten.

Bereits der Opener der EP, „Every Little Thing“, lässt den eingangs erwähnten Vergleich mit Vertreterinnen der Zunft wie Regina Spector zu. Zerbrechlich, dabei doch berührend, dabei angenehm vermittelter Ohrwurmcharakter, der an bekannte Indie-Pop-Rhythmen erinnert. Kann man gerne so machen. In eine andere musikalische Kerbe scheint danach „Anybodys Words“ zu schlagen, ein Song über Roadtrips, Fremde und deren Gastfreundlichkeit. „Strangers are best to talk to“ – hier scheint Reiselust und Neugierde nach neuen Entdeckungen im Fokus zu stehen. Würde gut zu einem Roadtrip nach Island oder Skandinavien passen.

Der Titeltrack zur EP, „Liquid Sun“, scheint als radiotaugliche FM4-Single konzipiert worden zu sein. Zumindest würde es wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge in den alternative-music-Radionachmittag passen. Eine Indie-Pop-Hymne nach klassischen Strukturen, stimmlich auf der Höhe, und auf Live-Gigs wohl entweder ganz am Anfang oder ganz am Ende zu finden. Thematisch? Wird das Rad jetzt nicht neu erfunden, muss es auch nicht. „We didn’t even say goodbye, as you walked off into the night“ – sollte eigentlich jeder schon mal erlebt haben, oder?

Mit „Iceland“ wird die gut zehnminütige Reise beendet. Hätte man bei „Anybodys Words“ wirklich an einen Roadtrip nach Island gedacht, wäre dieser Song die logische Weiterentwicklung davon. Eine musikalische Flucht in Leere, Landschaft, Einsamkeit, Träumereien und Sehnsucht. Schöne Emotionen, die nach dem Ende der EP noch ein bisschen nachklingen. Gut.

Ella Deer gibt mit „Liquid Sun“ einen durchaus bunten Einblick in ihr musikalisches Schaffen, das live nach Jahren des Solo-Spielens auch mit Band präsentiert wird. Eine der Künstlerinnen, der man eine Chance geben sollte, um später sagen zu können, „die eh schon gekannt zu haben“, bevor sie einem größeren Publikum bekannt wird.

Tracklist
01. Every Little Thing
02. Anybodys Words
03. Liquid Sun
04. Iceland

VÖ: 28.06.2019, via Audio Heart Records
Ella Deer

Foto© Alex Galler

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.