Der Nino aus Wien: Zwischen Sehnsuchtsorten

Seit nun schon zwölf Jahren bereichert Nino Mandl alias „Der Nino aus Wien schon die österreichische Musiklandschaft. Bands wie Wanda schreiben ihm nicht umsonst Vorreiterrolle für das moderne Wienerlied und dem Austropop zu. Nun hat die österreichische Antwort auf Bob Dylan mit “Ocker Mond” sein neuestes Album veröffentlicht. 

Im Gegensatz zu seinem letzten Album, was zusammen mit seiner Band in einem Studio aufgenommen wurde, besteht ein aktuellstes Werk nur aus ihm und seiner Akustikgitarre – aufgenommen binnen eines Abends. Es ist eine 37-minütige Reise von Sehnsuchtsorten in Italien bis zu seiner Heimat im Wiener Hirschstetten. Der rote Faden durch die gewohnt melancholischen Texte ist dabei die Sonne, der Himmel, die Sterne und natürlich der Mond. 

In “Taxi Driver” bekommt der Nino die Lebensgeschichte eines Taxlers zu hören, ehe er gegen Ende des Liedes Drogen angeboten bekommt mit dem Nachsatz “Herst fong zum Leben an, hod eh ois kan Sinn”. Einer der vertretenen Sehnsuchtsorte am Album ist “der letzte Tisch” im Kultkaffeehaus Hawelka – über japanische Touristen und einer Anspielung auf Danzers “Jö schau”. Mit Wien beschäftigt er sich auch in „Simmeringer Traum“, darüber, wie schön die Sonne über dem Elften ist und in „Hirschstettner Sonne“ über den Himmel in der Donaustadt. In bekannt poetischer Weise spiegeln sich besonders  „Unter den Fischen“ und „Langsam“ wieder, was, wie ich finde, auch die besten beiden Lieder sind. Dazwischen bekommt man auch reine Akustiktracks ganz ohne Gesang zu hören – wie in „Ocker Mond“ und „Almeria“.

Das Album ist ein klassisches Demo, wie man es bei Künstler*innen sonst nur zu Beginn ihrer Karrieren kennt. Umso schöner, wenn man ganz ohne Ankündigung damit überrascht wird. Nachdem das für 30.04 geplante Konzert im Posthof abgesagt werden musste, eignet es sich perfekt zur Überbrückung – ich freu mich jetzt schon auf das nächste Konzert vom Nino aus Wien.

Der Nino aus Wien
Ocker Mond
VÖ: 08.05.2020
MedienManufaktur Wien

Titelfoto: Christoph Thorwartl

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