Kayo: Zeit für eine Reunion

„Des sogt eigentlich ois“ – so der Titel des Albums des mittlerweile in Wien beheimateten Rappers Kayo, das vor neun Jahren das Licht der Musikwelt erblickte. Alles dürfte der Künstler mit noch immer starker Verwurzelung in Oberösterreich aber noch nicht gesagt haben – Ende Juli erschien nämlich Solo-Longplayer #2, der auf den klingenden Titel „Reunion“ hört. Eine Reunion, die nicht nur Fans zufrieden stellen sollte. 

„I kenn di doch nu net amoi“,“I woa a amoi jung“ – Tracks wie diese vom 2011 erschienenen Album „Des sogt eigentlich ois“ des Wiener Rappers Kayo sind nicht nur bei uns auf der Standardplaylist gelandet, wenn es um österreichischen Hip-Hop ging. Umso überraschter waren wir dann selber, als wir bemerkten, dass zwischen diesem Album und seinem Nachfolger „Reunion“ neun Jahre vergangen sind. Das ist wiederum auf dem Linzer Hip-Hop-Qualitätssiegel Tonträger Records erschienen, und Mastermind Flip (Texta) hat auch als Produzent seine Finger im Spiel gehabt. Bereits zu Beginn des Albums gibt es eine „Guade Nochricht“, denn Kayo stellt gleich zu Beginn dar, worum es ihm auch fast ein Jahrzehnt nach dem Debut geht: „Rap mit Topics“ und die unserer Meinung nach unterstützenswerteste Message, wenn es um Musik geht: „Es muss nicht alles perfekt sein, es ist nur Musik!“. Auch Selbstironie beweist der Wahlwiener mittlerweile, wie es in „Ka Moßstab“ thematisiert wird, mit „Du bist genug“ wird sogar ein kleiner Abstecher in den Pop gewagt, und in „Himbeeren“ wird mit der Schüttelreim dreienhalb Minuten zelebriert. Und ja, die Musik kann man gerne laut in der Bim hören, wenns nach uns gehen sollte.

“ I kaus nimma hean“ rechnet mit Alltagsproblemchen und realen Problemfällen ab, von defekten Druckern bis hin zu Verschwörungstheoretikern, und auf „Ois wos I was“ geben sich die Tonträger-Records-Kollegen Antrue (Da Staummtisch) und Average das Mikrofon in die Hand. Nebenbei wird hier mit gängigen Hip-Hop-Klischees aufgeräumt und die Hip-Hop-Stahlstadt Linz wieder mal auf der musikalischen Landkarte präsentiert, und einmal mehr deutlich gemacht. „Reunion“ ist der wohl persönlichste Track der Platte: selten wurde eine zu Ende gegangenen Beziehung derart emotional, aber doch respektvoll in einem Song zelebriert. „Kana der ma sogt“ und „Hinaus“ (ebenfalls mit einem Feature von Average), eine Ode an die Prokrastination, beenden dann eine Platte, die man wohl öfters auf heimischen Plattentellern finden wird. Zurecht, denn Kayo beweist mit „Reunion“, dass man Themen wie Selbstzweifel, Trennungen und Schüttlreime mühelos in ein Album packen kann, dem man gerne das Attribut „stringent“ verleiht. Ein Album, das für Fans Linzer Hip-Hop-Kultur sowieso einen Pflichtkauf darstellen sollte, wo aber jeder Fan von „Rap mit Hirn“ gerne zugreifen darf! Bis zum nächsten Album darf es dann auch gerne kürzer als neun Jahre dauern!

Kayo – „Reunion“
VÖ: 31.7.2020
Tonträger Records
Formate: CD, Vinyl, Digital

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Titelfoto: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.