Ahoi! Pop 2020: Der Nino aus Wien – mit Melancholie gegen die Krise

Vor zwei Monaten in Wels konnte Wiens bester Barde, Der Nino aus Wien, bereits zumindest ein bisschen Kultur in die Krise bringen. Auch beim eigentlichen Auftakt des heuer in heimischen Gewässern beheimatete Ahoi! Pop Festival im Linzer Posthof war Der Nino aus Wien samt neuem Album „Ocker Mond“ am vergangenen Donnerstag zu Gast. Ein stimmungsvoller Abend zwischen Schlagobersköchen, Fußball-Auswärtsspielen und Taxifahrern. 

Nach der coronabedingten Verschiebung von Oehl und Mynth (neuer Termin: 12.11. im Posthof Linz) startete das Ahoi! Pop-Festival am vergangenen Donnerstag mit dem Nino aus Wien. Coronakonzept, damit verbundener Sitzplatz und sich einstellender Durst nach dem Konzert inklusive. Denn seien wir uns ehrlich: ein Nino-Konzert ohne Bier ist dann doch nicht das Gleiche. Vielfach wird Der Nino aus Wien als „heimischer Bob Dylan“ bezeichnet, mit „Ocker Mond“ hat er eine neue Platte am Start, die innerhalb eines Tages (und wahrscheinlich einer Nacht) im vergangenen April eingespielt wurde. Mit „Taxi Driver“ ist der Opener dann auch gleich einer der stärksten Tracks der Platte. Neben „Unter Fischen“, versteht sich. Daneben folgt ein eineinhalb Stunden dauerndes Potpourri aus dem doch sehr umfangreichen Schaffen, das der Nino aus Wien samt seit Langem unveränderter Begleitband mittlerweile veröffentlich hat. „Sandy Simmons“, das heuer leider nicht live erlebte Jesolo-Feeling bei „Coco Bello“, „Unentschieden Gegen Ried“, der „Schlagoberskoch“, „Du Oasch“, „Praterlied“ – am Ende sind die gut 300 Leute im coronagerechten Konzertsaal zufrieden. Nach Zugabe samt neuer Nummer, frenetischem Applaus, manchmal sogar Jubel geht man dann um gut halb Zehn auch mit einem guten Gefühl hinaus in die bitterkalte, regnerische Oktobernacht. Angesichts der Umstände: so darf ein Konzert stattfinden. Aber nächstes Mal bitte wieder mit Bier, nicht nur für den Künstler!

Fotos: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.