Bild: MINDJAZZ PICTURES

Festival „Der neue Heimatfilm“: Der wilde Wald

Wir vertragen viel mehr Wildnis, als wir denken –  wir brauchen sie auch. Lisa Eder zeigt uns mit dem Dokumentarfilm „Der wilde Wald“ das einzigartige Ökossystem rund um den Nationalpark Bayrischer Wald.  

Der Klimawandel beschäftigt uns bereits seit Jahren. Naturkatastrophen wie Hochwasser, Waldbrände und Tsunamis häuften sich in den letzten Jahren und zeigen auf, dass es einen akuten Handlungsbedarf gibt. Soweit ist das jedem Menschen bekannt, dass sich aber auch kleine Ökosysteme wie der Wald sich bereits jetzt schon stark an die Folgen des Klimawandels anpassen müssen, weiß wiederum nicht jede*r. Filmemacherin Lisa Eder nahm den Nationalpark Bayrischer Wald in ihrem neuesten Dokumentationsfilm in den Fokus. Der Wald wurde in den 1970 als Nationalpark gegründet und befindet sich im Grenzgebiet zu Tschechien. Mit dem Ziel, „Natur natur sein lassen“ und gleichzeitig Tourist*innen und Wander*innen in die Region zu locken. Bereits vor der ersten Käferplage, welche sämtliche Fichten im Bayrischen Wald vernichtete, gab es massiven Widerstand von der örtlichen Bevölkerung, dieser verhallte allmählich, als durch den Borkenkäferbefall eine extreme Verjüngung des Waldes stattgefunden hatte.  Mittlerweile gilt der Wald als bahnbrechendes Vorzeigeprojekt, es hat sich über die Jahre ein einzigartiges Ökosystem mit einem Refugium an Artenvielfalt gebildet. Luchs und Wolf haben sich wie auch viele andere „verdrängte“ Lebewesen wieder angesiedelt.

Lisa Eder erzählt zum einen die Geschichte des Waldes. Mit Hilfe von Einspielern lokaler Nachrichtenformate bekommt man einen Einblick in den Widerstand von damals und die Problematik Wald – Mensch. Die Filmemacherin begleite einen Fotographen, eine Naturwissenschaftlerin, einen Förster und eine Philosophin – welche alle stark mit dem Wald verbunden sind. Der Fotograph Bastian Kalous durchquert zu Fuß den Wald in mehreren Tagen und dokumentiert dies mit seinen Fotos. Die Naturwissenschaftlerin Diana Six beschäftigt sich in erster Linie mit der Käferpopulation im Wald und untersucht abgestorbene Bäume bzw. nimmt auch den Borkenkäfer genauer unter die Lupe. Der Förster Peter Langhammer, welcher die angrenzenden Wälder bewirtschaftet, nimmt sich ein Beispiel an dem verwilderten Wald und versucht Holzwirtschaft und den Erhalt der Artenvielfalt unter einen Hut zu bringen. Er ist der Meinung, dass der Wald selbst das Lenken und Steuern durch den Mensch nicht braucht, es ist der Mensch, der diese Steuerung braucht um den Wald ertragreicher zu machen. Die Philosophin beschäftigt sich in erster Linie mit der Reaktion des Menschen auf Wiederansiedlung von Tieren, z. B.: den Wölfen. Gemeinsam mit Statements der Leiter des Nationalparks bekommt man hier einen sehr umfangreichen Einblick, wie sich der Wald in den letzten 50 Jahren entwickelt hat und was auch der Klimawandel für die Zukunft des Waldes bedeuten wird.

Neben dem Inhalt überzeugte und der Film vor allem durch seine wunderschönen Kameraaufnahmen – die einen direkt in den Wald befördern. Von weiten Aufnahmen von den Gipfeln des Waldes bis hin zu Makroaufnahmen von Insekten wird hier das volle Spektrum des Waldes auf die Leinwand gebracht. Die in Mauth aufgewachsene Filmemacherin Lisa Eder zeigt und hier quasi ihre Heimat und die Bedeutung des Bayrischen Waldes – und zwar nicht nur als Tourist*innenattraktion. Sondern in erster Linie, was der Wald für die Forschung bedeutet und das dieser auch ein Beispiel bietet, wie ein Miteinander von Mensch und Natur gelingen kann. 

 

DER WILDE WALD
Regie: Lisa Eder
Kamera: Tobi Corts, Heiko Knauer, Dietmar Nill, Robin Jähne
Darsteller: Diana Six, Christina Pinsdorf, Franz Leibl, Jörg Müller u.a.
DE, 2021 | 89 min

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