The Burnside Experience: zwei Vodka-Heidelbeer, bitte

Es gab da mal eine Bar am Linzer Hofberg, wo ein nicht mal so kleiner Teil der Linzer alternativen Szene ihre Jugend verbracht hatte. Das Burnside, das war mehr als eine Bar. Es war mehr eine Lebenseinstellung und eine Institution, wo man immer auf Gleichgesinnte traf, und das eine oder andere Getränk vernichtete. Vergangenen Samstag war von den Lieben Burnside-Fanatikern von Pleite & Planlos zu einem Revival in die Linzer KAPU aufgerufen worden. Samt Protagonisten der damaligen Zeit.

Nach dem letzten Samstag wissen wir: würde der Besitzer des ehemaligen Burnside wissen, wie viele Anhänger seine alte Bar noch hat, er hätte sie niemals zugesperrt. Denn so voll hat man die Linzer KAPU selten gesehen, waren es dann doch am Ende gut über 250 Personen, die sich das einmalige Revival nicht entgehen lassen wollten. Nicht zuletzt ob der „Burnside Pop-Up-Bar“, wo man den Getränke-, naja, sagen wir mal Spezialitäten dazu, seiner Jugend fröhnen konnten. Aus eigener Erfahrung: Vodka-Heidelbeer, Pfeffi und Twinni schmecken auch 2019 noch nicht besser. Schade nur, dass man ohne den legendären Wuzzler und das einzigartige Burnside-Klo auskommen musste. Schade drum, denn hier war sogar das KAPU-Heisl ein Erleichterungsort der Spitzenklasse dagegen.

Zum Musikalischen: auch hier haben sich die mutigen Herren von Pleite & Planlos nicht lumpen lassen und alte Weggefährten eingeladen. Zum einen Mal Knifelong, die ihre musikalischen Dreamo-Grüße in der zu diesem Zeitpunkt bereits vollen KAPU hinterließen. Dreampop, ein bisschen Emo, dabei immer symptahisch, die Herren aus dem Grenzgebiet. Gerne hoffentlich wieder in Linz!

Unter anderem Namen unterwegs waren zumindest ein Teil der weiteren Band, Swanmay. Das Stoner-Aushängeschild aus Linz bewies gekonnt, warum sie so betitelt werden können. Damals noch als CANS auf doch anderen Pfaden unterwegs (und auch des öfteren im Burnside anzutreffen), heute musikalisch ausgefeilt, immer auf den Punkt und mit Ohrwurmpotenzial.

DAS Burnside-Aushängeschild waren und sind vielleicht immer noch Outsmarted, die zum ersten Mal seit fünf Jahren auf der Bühne standen. Wobei „Bühne“ im Gegensatz zum Burnside eh schon ein Fortschritt ist, wurde der Bassist hier doch nicht durch ankommende Gäste samt Eingangstür im Rücken malträtiert. Lustig im Kontext: ein Cover von Comeback Kids „Wake The Dead“ – ein Titel, der nicht passender gewählt sein konnte. Der Auftakt zur Outsmarted-World-Reunion-Tour bot eine mehr als solide Punkrock-Show, eine übervolle und schweißgetränkte KAPU, den einen oder anderen Moshpit und breite Freude, sie wieder on stage sehen zu können. Warum eigentlich nicht öfters? Nunja, weil sie erwachsen wurden, nicht mehr jedes Wochenende Vodka-Heidelbeer vernichten, und nicht auf räudige Häusln gehen möchten. Schade eigentlich – denn so ein Ausflug in die eigene Jugend dürfte gerne öfter zur Realität werden!

Foto: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.