Erwin & Edwin: tanzbare Blech-Power

In neuer Konstellation sorgten Erwin & Edwin am Donnerstag im Posthof für ausgelassene Stimmung und fabelhafte Musik. Das neue Album „Power“ macht seinem Namen alle Ehre, indem es zum Tanzen und Mitsingen animiert.

Blechsalat, die kleinste Brass-Band der Welt – wie sie sich selbst bezeichnen, war der optimale Support für den Abend. Das Linzer Viergespann überzeugte bei seinem ersten Gig im Jahr 2019 mit neu aufgezogener, mitreißender Blasmusik. Mit Cover-Hits aus den aktuellen Charts sowie altbekannten Klassikern und einer großen Portion Sympathie und Schmäh schafften sie es, das Publikum für sich zu gewinnen. Blechsalat hatten aber nicht nur Covers im Programm, auch ihren eigenen Song brachten sie mit in den Posthof. Der sich stetig füllende mittlere Saal zeigte sich begeistert, nicht zuletzt von der ambitionierten Bühnenperformance des Trompeters Paul Szelegowitz und des Saxophonisten Rafael Denkmayr.

Beim Auftritt der fünf Musiker von Erwin & Edwin erreichte die Stimmung einen neuen Höhepunkt. Von Beginn an zeigte das einzigartige Ensemble, wieviel Power in jedem einzelnen von ihnen steckt. Einzigartig macht Erwin & Edwin vor allem die außergewöhnliche Kombination aus Blasmusik, Elektronik, Rap und Gesang, aufgewertet von Neuzugang und Rapper Alix – Vergleichbares findet man in unseren Breiten kaum! Das neue Album bringt sowohl musikalisch als auch in Hinblick auf die Bandzusammensetzung Innovation: gleich drei neue Musiker wurden für „Power“ an Land gezogen. Ihrem unverkennbaren Brass-EDM-Mix bleibt die Band nach wie vor treu, der deutschen Rapper Alix verlegt aber einen Großteil der Aufmerksamkeit auf die sowohl unterhaltsamen als auch kritischen Texte. Dass alle Musiker ihr Handwerk außerordentlich gut beherrschen zeigt sich durch die unbeschwerte und positive Performance, die trotz musikalisch anspruchsvoller Rhythmen und hervorragend musizierten Soli an den Tag gelegt wird. Auch wenn die neue Konstellation in manchen Punkten noch die gemeinsame Harmonie sucht und sich auf der Power-Tour sicher noch gut aufeinander einstimmen wird – man bedenke die beeindruckend kurze Zeit, in der das aktuelle Album produziert wurde – kann man von einer bravourösen musikalischen Leistung sprechen.

Selbstverständlich waren auch ältere Nummern im Programm vertreten. Songs wie „Freddy“, „Paris“ und „Moskau“ aus dem Album „Messing“ veranlassten das Publikum zum Mitsingen (funktioniert auch ohne Text wunderbar) und stellten die Tanzbarkeit der Musik von Erwin & Edwin unter Beweis. Das Publikum unterstützte die Band mit tatkräftigem Gesang („Nach Oben“) und Beifall; Trompeter Georg Huber hatte dafür sogar seinen eigenen Fanclub an vorderster Front dabei! Auch zu einer – wenn auch eher liebevollen – „Wall of Death“ ließen sich die Fans überreden. Der erfolgreiche Song „Wien“ wäre nach knapp eineinhalb Stunden vollem Programm schon ein gebührender Abschluss der Show gewesen, das Publikum gab sich damit aber noch nicht ganz zufrieden und verlangte lautstark nach einer Zugabe. Diesen Wunsch erfüllten die fünf Musiker mit sichtlichem Vergnügen. Alix‘ erkennbaren Textschwierigkeiten bei „Nudlsuppn“ (es sei ihm hinsichtlich des tiefsten österreichischen Dialekts verziehen) machten die Fans wieder wett, indem sie umso lauter mitsangen.

Ihr Ziel, sowohl zum Tanzen als auch zum kritischen Denken anzuregen, haben Erwin & Edwin definitiv erreicht. Der gelungene Auftakt der Power-Tour lässt auf mehr hoffen!

Wir hatten auch die Möglichkeit mit Erwin & Edwin ein Interview zu führen, ansehen könnt ihr euch das hier.

Foto: Christoph Thorwartl, Andreas Wörister (Slih’s Photography)

Tagsüber Lehrerin und Sportskanone, nachts subtext-Journalistin, Backstage-Crew, gelegentlich auch Vorband. Cello, vocals, piano.