Kommentar: Ironie – das Schicksal?

In der Wikipedia ist unter dem Punkt „Ironie im Journalismus“ folgender Satz zu lesen: „Je breiter das Publikum jedoch ist, an das sich ein Journalist richtet, desto größer die Gefahr, dass Ironie an einem Teil der Adressaten vorbei geht“. Die Bestätigung dieses Satzes ist zur Zeit auf subtext.at online.

Vorab: Ein Großteil des subtext.at-Teams war zutiefst unglücklich am Mittwochmorgen, als wir erfuhren, dass nach München auch der Tourstopp in Wien der „If not now, when?“ Tour abgesagt werden musste. Um den Tag danach doch noch irgendwo zu retten, beschlossen wir kurzerhand, ein Experiment durchzuführen, dessen Anstoß ein Kronenzeitungs-Bericht über das George Michael-Konzert war. Dieses war zum Leidwesen von Redakteurin Franziska Trost abgesagt worden, nachdem die Review bereits im Druck für die Abendausgabe der „Krone“ war. Also beschlossen wir, das auch einmal auszuprobieren – die Review zum Konzert ging pünktlich zum vermeintlichen Start des Gigs in Wien online. Mit dem Facebook-Hinweis „was die Krone kann, können wir schon lange“.

Eigentlich hätten wir gedacht, dass damit genug Beweis gegeben sei, dass das Review mitnichten ernst gemeint ist. Doch falsch gedacht (anscheinend ist facebook doch nicht die größte Zugriffsquelle, auch wenn es die Statistik sagt :D): In den Kommentaren wird die „Sofortige Eliminierung des Online-Magazines“ gefordert, gefragt, welche aufputschenden Substanzen wir Redakteure eigentlich nehmen, und auf Facebook wird gar eine „Stereowatschn“ für die Redaktion gefordert. Zur Beruhigung: wir sind nicht auf Drogen, uns völlig bewusst, dass der Artikel polarisiert, und haben damit den Satz, den ich eingangs zitiert habe, bestätigt. Je mehr Leute einen Artikel lesen (an dieser Stelle danke für einen der meistgelesenen Konzertberichte, auch wenn es nie stattfand!), desto eher verstehen sie die Ironie nicht. Erschreckend zudem, dass jene, die journalistischen Anspruch an ein Medium stellen – und das zurecht-  ebenfalls die Ironie nicht erkannten. Doch eigentlich ist es ein ganz anderer Aspekt, den ich hier ansprechen möchte: leider wird allzu oft alles, was geschrieben steht, für bare Münze genommen und nicht hinterfragt. Hätte man die Review nämlich mit sonstigen subtext.at-Stories verglichen, hätte man wahrscheinlich relativ schnell gemerkt, dass es sich hier um Ironie handelt. Dass diese oft nicht verstanden wird, ist wohl Schicksal. Trotzdem der Aufruf: Hinterfragen, nachdenken, und dann darf man immer noch die „Watschn“ fordern!

Aber nichtsdestotrotz hier nochmals zur Klarstellung: Der Incubus-Bericht war von Anfang an als Satire gedacht, und nein, wir schreiben keine Berichte vorab. Ist nämlich verdammt schwer, dann Live-Fotos, die man selbst gemacht hat, einzufügen, wenn keine Band da war zum Fotografieren. Für all jene, die sich gerne davon überzeugen möchten, gibt es morgen eine Review zum Beatsteaks/Thees Uhlmann-Konzert in Linz. Mit Fotos. Und garantiert nach dem Konzert verfasst ;)! Also nichts für ungut, wir lesen uns!

P.S.: Um zu verdeutlichen, dass es sich hier um meine persönliche Meinung handelt, steht hier rein vorsorglich schon mal „Kommentar“ im Titel!

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.