mono und nikitaman posthof linz
Foto: Christoph Leeb

Mono & Nikitaman: Auf ein Wiedersehen

„20 Jahre Abriss“ – Mono & Nikitaman verabschieden sich fürs Erste mal von den Bühnen, die zwei Jahrzehnte lang ihre Welt bedeuteten. Nicht ohne zu gehen, wie sie gekommen waren: mit einem lauten Knall am Freitagabend im Linzer Posthof.

Was 2004 mit „Das Spiel begann“, hört in der „Autonomen Zone auf“: Monika Jaksch und Nick Tilstra verabschieden sich von der Bühne. Nicht ohne ausgiebige „20 Jahre Abriss“-Tour, die sie am vergangenen Freitag vor gut 1000 Weggefährt:innen auch in ihre fünfjährige Heimat Linz in den Posthof führte. Vorweg: auch zwei Jahrzehnte später haben sie nichts von ihrer Bühnenpräsenz eingebüßt. Und leider auch nichts von ihrer Aktualität. Aber dazu später.

Tourstopp in der ehemaligen Heimat

Mono & Nikitaman und Linz, das ist mehr als nur ein Tourstopp. Nicht nur deswegen, weil Mono hier aufwuchs, ihre Familie am Konzert zugegen war und die Stahlstadt auch für fünf Jahre Heimat eines der wohl bekanntesten heimischen Dancehall-Acts war. Nein, das ist mehr – währenddessen entstandene Alben wie „Für Immer“ (Nummer 2) und „Außer Kontrolle“ (#3) haben so einige heutige Protagonist:innen der heimischen Kultur- und alternativen Szene nicht nur geprägt, sondern vielleicht auch ein Stückchen weit geformt. Zumindest in der Stadt Linz gibt es wohl eine Unzahl Kulturschaffende, die die sozialkritischen Texte von Mono & Nikitman heute noch auswendig können. Einen Umzug nach Berlin und vier Alben später („Unter Freunden“ 2011, „Im Rauch der Bengalen“ 2015, „Guten Morgen es brennt“ 2018 und „Autonome Zone“ 2022) legen Mono & Nikitman das Programm nun auf Eis.

Auf Eis legen? In einer Zeit, wo extreme Tendenzen mehr und mehr Zulauf generieren, totalitäre Tendenzen zunehmen und Solidarität und Gleichberechtigung unter Beschuss stehen? Ja – denn Mono & Nikitaman sind samt Familie draufgekommen, dass man vielleicht auch mal einen Sommer abseits von Chiemsee Reggae und Frequency Festival verbringen möchte. Oder dass man auch mal auf sich selbst schauen muss, und nicht nur auf Output, Revenues und Touring. So verständlich, so schade.

immer noch mehr als livetauglich

Im Rahmen des Konzertes im Linzer Posthof wird dann deutlich, dass Mono & Nikitaman ihr Herz noch immer am rechten, pardon, linken Fleck haben. Egal ob bei „Stell dir vor“ Kinder auf der Stage stehen als nächste Generation, egal, ob Projekte wie Viva con Agua ins Konzert einbezogen werden und sich somit über Rekordumsätze freuen dürfen. Egal, ob man entschieden gegen Rechts auftritt und sie dazu aufrufen, totalitären Tendenzen noch entschiedener gegenüberzutreten. In der Bubble selbstverständlich, außerhalb davon nicht unbedingt. Daneben wird natürlich auch „Dosenbier und Zärtlichkeit“ besungen, „Kein Weed“ als Medley samt „Ahh…Loco..?“-Feature zelebriert, und für Gleichberechtigung plädiert („Keine Schuhe“). Natürlich gibts neuere „Hits“ wie „Hitler muss immer wieder sterben“, ältere wie „Solang die Sonne Scheint“ und „Digge Digge“.Damit verbunden aber auch die Gewissheit, dass man ob der womöglich letzten Live-Konzertperformance der Beiden schon mal sentimental werden könnte.

Fazit: hoffentlich pausieren Mono & Nikitaman nur und haben die Geschichte nicht zu Ende erzählt. Das Englische „on hibernation“ wäre hier wohl mehr angebracht – auf dass sie nach der Ruhe wieder auf die Bühnen zurückkehren mögen, die Fans wären nach wie vor da!

Fotos: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.