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Foto: Christoph Leeb

My Ugly Clementine: Tourfinale im Posthof

„The Good Life“ – so heißt die zweite Platte der österreichischen All-Female-Supergroup My Ugly Clementine. Am Montagabend wurde im Linzer Posthof das Tourfinale präsentiert und trotz Verschleißerscheinungen war das ein souveräner Abschluss.

Man muss ja vorsichtig sein, wenn man den Terminus „Supergroup“ in Zusammenhang mit verschiedensten Bandformationen verwendet. Sollte er hierzulande jedoch auf eine Formation zutreffen, dann auf My Ugly Clementine. Die Band besteht aktuell aus den Gründungsmitgliedern Mira Lu Kovacs („Schmieds Puls“), Sophie Lindinger (Leyya) sowie Nastasja Ronck (Sharktank). Mittlerweile auch wieder „female“ an den Drums haben sie mit „The Good Life“ den lang erwarteten Nachfolger zum vielumjubelten Debut „Vitamin C“ veröffentlicht. Aber mal der Reihe nach.

Erstens: es ist nicht selbstverständlich, 900 Tickets an einem Montag in Linz zu verkaufen. Ebenso nicht selbstverständlich ist es, dass während der letzten gut drei Wochen die Merchbestände der Band einen deutlichen Schwund zu verzeichnen hatten. Aber auch der Support des Abends verdient es, erwähnt zu werden. Die Wienerin Lily Elektra alias Panik Deluxe eröffnete den Abend. „without hope i am nothing“ heißt das Debutplatte, ist qualitativ hochwertiger Indie-Pop mit elektronischen Einflüssen. Dieser wurde an diesem Abend solo präsentiert. Ist so schon ohrwurmgefährdend, mit Band dann sicher noch tanzbarer. Gerne wieder!

Tourabschluss trotz Verschleißerscheinungen

Danach: My Ugly Clementine, nach einer doch verhältnismäßig langen Umbaupause. Die Verschleißerscheinungen auf Tour machten sich nicht nur am Merchstand bemerkbar, sondern auch in der Gesundheit der Protagonistinnen. So hatte die Stimme von Mira Lu Kovacs trotz dem Wundermittel Cortison so gelitten, dass Lead-Vocal-Parts leider nicht mehr in gewohntem Maße möglich gewesen sind. Macht an diesem Abend nur wenig aus – spätestens als die ersten Takte von „Never Be Yours“ erklingen, ist zumindest der vordere Bereich des Saales gepackt.

Der Hauptunterschied zu „Vitamin C“? „The Good Life“ ist erstmals ein gemeinsames Werk der drei Hauptprotagonistinnen, während das Debut noch aus der Solofeder Sophie Lindingers gestammt hat. Die Setlist? Ausgewogen. Alte Hits wie „Playground“ und „Who“ sind ebenso vertreten wie neues Material wie das starke „No“, „Are You In“ oder das auch 2024 leider immer noch aktuelle 4 Non Blondes-Cover von „What’s Up“. Musikalisch gekonnt vorgetragen, da verzeiht man auch die eine oder andere vielleicht zu lange Zwischenansage. Ein würdiger Abschluss der Tour in einem bummvollen Posthof von einer Band, auf deren Zukunft man noch sehr gespannt sein darf. Vor allem im Hinblick darauf, wie die Clementine’sche Story weiter erzählt werden soll.



Fotos: Christoph Leeb, Andreas Wörister

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.