Von Wegen Lisbeth im Posthof
Foto: Andreas Wörister

Von Wegen Lisbeth – Wenn der Posthof tanzt

Vergangenen Dienstag gastierten die Indie-Pop Ausnahmetalente von Von Wegen Lisbeth im Posthof Linz und haben von Bahnhofsodeur bis grazil abstürzenden Smartphones oder unglücklichen Fortgehversuchen eines Milliardärs den gestopft vollen großen Saal zum Tanzen bewegt. Unterstützt wurden sie dabei von Shelter Boy.

Shelter Boy ist die personengewordene Definition von feel-good Indie-Rock mit leichten Hip-Hop Einflüssen aus Dresden und eigentlich Solokünstler. Im Posthof präsentierte er sich aber mit Band, und ich muss sagen, ich habe selten eine Vorband mit so viel Charakter gesehen. Der Sound erinnert etwas an The Kooks und Bilderbuch. Genau so wild wie diese Kombi ist es auch auf der Bühne zugegangen. Vor lauter Lachen hat Shelter Boy, alias Simon Graupner, dann schon ab und zu mal ein bisschen aufs Singen vergessen. „Wenn wir verkacken sagt es uns..nicht. Seid lieb zu uns, wir haben ganz schwache Egos. Der nächste Song heißt Your Favorite Song!“ Shelter Boy (und Band) feiern was sie machen, das Publikum feiert es auch und das is eigentlich die Hauptsache.

Von Wegen Lisbeth 

Mit deutlich mehr Selbstbewusstsein als vor ein paar Jahren, als ich sie das erste mal im Posthof gesehen hab, standen Von Wegen Lisbeth dann auf der komplett in orange gehaltenen Bühne. Mit ihrer „captcha“- Tour sind sie zum ersten mal seit 2019 wieder in Österreich, mit einem neuen Album, versteht sich. Das Publikum war zwar von Shelter Boy schon gut aufgewärmt, aber mit dem Hauptact wurde so richtig eingeheizt – sogar bei den Sitzplätzen auf der Galerie wurde ausgelassen getanzt.

Die Musik von Von Wegen Lisbeth ist vielseitig, mit ausgefinkelten, ehrlichen und direkt aus Alltagsgedanken gegriffenen Texten, die manchmal ein bisschen so wirken als hätte man die Band im Studio mit willkürlichen Stichwörtern gefüttert und geschaut was dabei rauskommt. Die Songs sind außerdem perfekt zum abwechselnden Mitsingen und Mitschreien. Kurz, die Musik von Von Wegen Lisbeth ist auf alle Fälle viel, nur eben nicht wirklich moshpittauglich. Das dachten wir zumindest bis vor dem Konzert. Irgendwie ist dann doch bei gefühlt jedem zweiten Song Platz in der Mitte des Saales geschaffen worden, wo dann eher gehüpft als gemosht wurde, was aber immer noch bemerkenswert ist angesichts der Tatsache, dass ein Xylophon den prägnantesten Sound zur Melodie lieferte.

Es gibt Bands, die krampfhaft versuchen ihre erfolgreichsten Hits zu reproduzieren, und es gibt Bands, die einfach ihren ganz eigenen Sound haben, und damit eine abwechslungsreiche Palette an Songs mit Wiedererkennungswert schaffen.

Von Wegen Lisbeth sind absolut zweiteres, und vor allem immer wieder großartig live!

Fotos: Andreas Wörister, Anthony Seidl


schreibt, fotografiert, filmt. außerdem irgendwie immer überall.