Sofa Surfers: „Wir sind nie schimpfend von der Bühne gegangen“
Die Sofa Surfers sind bekannt für eigenwillige, oft verstörende Soundkonstruktionen und atmosphärische Visuals bei ihren Liveshows. subtext.at ist ihnen auf ihrer Blindside Tour begegnet und durfte ein paar Fragen stellen. Ein Interview über Musik und Meilensteine.
subtext.at: Könnt ihr euch bitte gegenseitig in einigen Sätzen vorstellen?
Wolfgang Schlögl: Markus Kienzl spielt live den Bass, arbeitet in der Band an allen möglichen Instrumenten, produziert. Er hat in Richtung Dancefloor und Techno am meisten durchgemacht und macht auch privat die fettesten dancemäßigen Tracks von uns dreien.
Markus Kienzl: Wolfgang Frisch ist von der Gitarre über Computer bis hin zu Saiten-, Zupf- und Blasinstrumenten in allen Häusern ein beliebter Gast. Sonst seid ihr beide nette Kerle. (lacht)
Wolfgang Frisch: Wolfgang Schlögl ist über die Stimme zur Elektronik gekommen, musikalisch sehr vielfältig… (überlegt) Mach weiter so, wie du bist! (lachen)
subtext.at: Die breite Öffentlichkeit kennt euch oft über die Wolf-Haas-Verfilmungen (zuletzt „Der Knochenmann“, Anm.), bei denen ihr die Soundtracks gemacht habt. Bekommt man da den richtigen Eindruck von eurer Musik?
Wolfgang F.: Eigentlich schon. Wir werden ja auch nicht zuletzt deswegen gefragt, weil wir so einen Sound zu den Filmen machen wie wir ihn auch sonst in unseren Alben haben. Und nicht um irgendeine beliebige Musik zu machen.
Wolfgang S.: Wir machen ja schon lange miteinander Musik und es ist auch schön in neue Felder zu gehen und dort zu experimentieren.
subtext.at: Ihr habt also Spaß daran gehabt mit einem anderen Medium zu arbeiten?
Markus K.: Es ist eine andere Zugangsweise, weil man ja schon etwas vorgegeben hat in Form eines Bildes und einer Stimmung. (…) Das kann natürlich manchmal auch leichter für uns sein.
subtext.at: Einen großen Bekanntheitschub hat euch der Remix von Richard Dorfmeister gebracht. Wie weit geht da die persönliche Dankbarkeit?
Wolfgang F.: Natürlich sind wir ihm dankbar, das hat uns viel gebracht.
Wolfgang S.: Das war am Anfang unserer Bandgeschichte und auf jeden Fall hilfreich, ist aber auch schon 13 Jahre her…
Wolfgang F.: Dadurch kennen uns sicher viele Leute, die sonst nicht auf uns aufmerksam geworden wären. Unser Stil unterscheidet sich doch sehr von dem, was der Richard dann daraus gemacht hat.
subtext.at: In den letzten Jahren hat es ein großes Wachstum bei der elektronischen Musik gegeben. Inwieweit seht ihr euch da als Teil davon?
Markus K.: Ich sehe da jetzt nicht so einen Boom. Das hat begonnen in der Mitte der Neunziger, weil es zum ersten Mal leistbar war, sich die Geräte zu beschaffen – vor allem in den letzten fünf, sechs Jahren – und man relativ professionell selber zu Hause Musik machen kann. Das war eben vorher nicht so. Nicht jeder hat zu Hause einen PC gehabt und anfangen können, damit zu arbeiten. Sehen wir uns da als Teil? – Sicher, jeder der etwas musikalisch, elektronisch macht ist ein Teil davon.
Wolfgang S.: Wir sehen uns auch als Teil der österreichischen Musikszene an sich, nicht nur der elektronischen. Ich glaube schon dass wir da ein bisschen weiter greifen als nur elektronisch. Wir verstehen uns ja auch als Band. Wir sind kein Projekt, kein Duo, wir sind ja doch fünf Leute, oder sechs mit Visuals…
subtext.at: Mal eine andere Frage, weil wir ja gerade Winter haben: Oft hört man von Künstlern, dass sie durch die Jahreszeiten beeinflusst werden und dass dadurch auch ganz andere Werke entstehen. wie geht es euch damit?
Markus K.: Dem kann ich beipflichten, natürlich macht das einen Unterschied. Andererseits ist es auch schöner sich im Winter etwas einzuigeln, und dann etwas zu produzieren…
Wolfgang S.: Nicht nur die Jahreszeiten, das Umfeld generell beeinflusst dich. In welchem Raum du arbeitest ist zum Beispiel ganz wichtig. Du kannst unten im Keller sitzen oder am Tageslicht.
subtext.at: Was war euer beschissenstes Konzert ever?
Markus K.: Also wir haben vorher noch eine andere Band gehabt, und dann sind bei einem Gig fast alle Instrumente ausgefallen…
Wolfgang S.: Das war eine alptraumhafte Situation!
Markus K.: Sonst haben wir das immer so hinbekommen, dass es ok für uns war. Wir sind nie schimpfend von der Bühne gegangen…
Wolfgang S.: …und beworfen worden sind wir auch noch nicht (lacht).
subtext.at: Mit wem würdet ihr auf der Bühne nie ein Feature machen?
Markus K.: Nie? Haha, ein Negativ-Interview! (alle lachen)
Wolfgang S.: Ich glaub‘ mit Rainhard Fendrich nie…
Markus K.: Ja, kannst du schreiben. (lacht)
subtext.at: Zum Abschluss: Wird es euch in Zukunft auch einmal unplugged zu hören geben?
Wolfgang F.: Wir planen nichts, aber das könnte passieren.
Markus K.: Wenn uns jemand einmal zu einer Unplugged-Session einlädt, wäre das auch ok.
Wolfgang F.: Vielleicht machen wir auch einmal ein Album, wer weiß. Die Young Gods machen ja auch unplugged mittlerweile, und das ist eigentlich eine Industrial-Band…
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Foto: Christoph Thorwartl