THE UMBRELLA ACADEMY: Wo der Wahnsinn die Normalität ablöst

Gerard Way (ja, genau der von My Chemical Romance) & der brasilianische Künstler Gabriel Bá, die beiden Verrückten, haben es wieder getan: Sie schicken die Umbrella Academy, eine durchgeknallte Superheldentruppe der etwas anderen Art, in ihr zweites Comic-Abenteuer.

„Dallas“ heißt der Spaß, den sich die beiden kreativen Köpfe ausgedacht haben. Die amerikanische Stadt aus dem Bundesgebiet Texas ist Dreh- und Angelpunkt einer durch Zeit- und Erzählebenen mäandernden Geschichte über das Ende der Welt, inklusive der Ermordung von John F. Kennedy. Eine völlig unmögliche Story. Total durchgeknallt.

Eine Versuchsanordnung in Sachen Chaostheorie ist „Dallas“ geworden. Dabei wird’s auch mal blutig, aber allzu ernst gemeint ist das alles nicht. Im Zwinger des Lebens, zwischen tiefschwarzem Humor und stillem Drama, breitet sich eine unterhaltende Comic-Groteske aus. Mit anarchistischer Lust lässt Gerard Way die skurrilsten Dinge aufeinander prallen. Man macht Bekanntschaft mit sprechenden Fischen und Schimpansen, mit dem lächerlich wirkenden aber umso gefährlicheren Killergespann Hazel & Cha-Cha, sowie mit Gott, der wie ein versiffter Cowboy aussieht. Und das ist nicht einmal alles. Der komplette Inhalt des 192 Seiten starken Bandes würde hier den Rahmen gewaltig sprengen.

Dallas

Absichtlich komplex gestaltet, fügt sich die Story bestens zusammen. Während der erste Band der Serie „Weltuntergangs-Suite“ die Vorgeschichte näher beleuchtete und als eine Geschichte des missglückten Erwachsenwerdens angesehen werden kann, handelt „Dallas“ vom Fortbestand, der Zukunft. Die Verletzlichkeit von Figuren wie Spaceboy (halb Mensch, halb Gorilla), Rumor (lässt Gesprochenes wahr werden), Kraken (jongliert mit Messern), Nummer Fünf (ein 80jähriger Greis im Körper eines Jünglings) oder Séance (ein Medium im Gothic-Look) wählt Way als Ansatzpunkt, um dem Superheldengenre neue Impulse einzuverleiben.

Pubertät im Rentenalter
The Umbrella Academy ist eine Serie, die auf mehrere Seiten die Schleusen seelischer Staumauern öffnet. Da kann es schon mal mit ungewöhnlicher Härte mit den Charakteren durchgehen. Eines ist klar: Nur in der Flucht nach vorne kann es möglicherweise Trost geben.

„Dallas“ ist zuverlässig bissig, böse und herrlich skurril. Die Autoren beweisen ein feines Gespür für Nuancen, für winzige Blicke, kleine Gesten und Zwischentöne, die im alltäglichen Lebensgebrüll (von Superhelden) kaum noch wahrzunehmen sind.

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