Medienkompetenzsymposion: Akademischer Frühling

Von 19-20. April 2013 fand auf der Linzer Johannes Kepler Universität ein Symposion unter dem Titel „Social Media und neue soziale Bewegungen- Chancen, Potenziale, Risiken“ statt. Der zweite von drei Workshops handelte vom sogenannten „Akademischen Frühling“ in Anlehnung an Protestinitiativen- wissenschaftliche Kommunikation über soziale Medien, Forderungen nach Open Access oder Crowdfunding mit eingeschlossen.

Gerhard Fröhlich, Leiter des Kulturinstitutes und Professor für Philosophie & Wissenschaftstheorie an der Johannes Kepler Universität, begann seinen Vortrag mit der Erläuterung, dass Wissenschaft ein Kollektivunternehmen wie jedes andere sei. Um es in den Worten Bourdieus zu sagen: ein soziales Feld mit spezifischen Werten, Regeln oder Zugangschancen, welches mit anderen wie der Wirtschaft konkurriere.

Als erste Drittmittelfinanzierung sei die Förderung Galileo Galileis anzusehen. WissenschaftlerInnen hätten bis zum Ersten Weltkrieg im Allgemeinen auf politische Positionen zu verzichten gehabt, Kommunikation fand über Briefe statt.

Mittlerweile werde viel über soziale Medien kommuniziert, teils auch um die Zensur etablierter Journale zu umgehen oder um Initiativen zu starten. Eine Online-Petition zum Rücktritt Guttenbergs erhielt über 63.000 Unterschriften von DoktorandInnen. An die 80 Unterschriften gebe es derzeit für die Untersuchung der Dissertation Hahns. Mehr Unterstützung sei bei der Streichung von Subventionen oder gegen Onlinerankings gegeben. Es wurde angeführt, dass man bei Hochschulrankings das Alter dieser berücksichtige, weshalb jüngere Universitäten tendenziell schlechter dastehen würden.

Terje Tüür-Fröhlich, ebenfalls Mitarbeiterin an der Johannes Kepler Universität, spricht über Open Access, bei welchem sie zwischen dem „goldenen-“, dem „grünen-“ sowie dem „grauen Weg“ differenziert. Ersterer bedeute, dass Artikel und andere Arbeiten sofort nach deren Erscheinen digital, kostenlos und barrierefrei (Herunterladen möglich etc.)für Nutzende zur Verfügung gestellt werden. Beim grünen Weg werde zuerst in einem Printmedium veröffentlicht, nach 6-12 Monaten sei die digitale Freischaltung erlaubt. Der graue Weg sei der inoffizielle, bei dem Beiträge ohne Erlaubnis verschickt werden oder indem man nicht ausdrücklich verbotene Möglichkeiten zur Verbreitung heranziehe. Kostenpflichtige Artikel befänden sich zumeist im Bereich 15-39 Dollar, es sei zuvor nur möglich, den Abstract zu lesen.

Tüür-Fröhlich merkt an, dass mittlerweile viele alternative Projekte nebenbei und ohne Verlagshaus betrieben werden. Die nötige Infrastruktur werde dabei etwa von Universitäten geliefert.

Ulrich Herb, der als Referent für Open Access und elektronisches Publizieren an der Saarländischen Universitäts-und Landesbibliothek tätig ist, erzählt von dem Elsevier Verlag, welcher 2770 Journale anbiete, von denen 6 nachweislich „Fake- Journals“, die Pharmawerbung darstellten, gewesen seien. Über 13.000 WissenschaftlerInnen haben eine Petition unterzeichnet, in der es heißt, dass sie für diesen Verlag weder publizieren, noch begutachten oder herausgeben werden.

Im Zusammenhang mit Open Access, dem freien Zugang zu wissenschaftlicher Literatur, definiert Herb Begriffe wie das Open Review (offene Zugänglichkeit von Kommentaren, keine anonymen GutachterInnen, …) oder die Open Science (Transparenz und Innovation der Wissenschaft, …), die mit Open Access oftmals gleichgesetzt werde.

Schließlich kommt der Vortragende noch auf das Thema Crowdfunding zu sprechen. Hier handle es sich um die Finanzierung mittels Spenden aus der Internetcommunity. Man stelle sein Projekt auf einer Plattform (Kickstarter, …) vor, gezahlt werde erst und auch nur dann, wenn das nötige Geld beisammen sei. Es gebe Varianten mit und welche ohne Gegenleistung (etwa eine CD, wenn jemand Musik aufnehmen möchte). Crowdfunding habe bereits im Journalismus oder bei Kunstprojekten Eingang gefunden. Bei der Bezahlung der Hälfte können Magazine teilweise die Exklusivrechte für einen Artikel übernehmen.

Die Vorteile des Crowdfunding und Open Access/Open Reviews etc. sieht Herb in transparenten Entscheidungsfindungen oder in dem Loslösen starrer Förderprogramme. Auf der gegnerischen Seite sei sich die Frage zu stellen, ob Selbstvermarktung bereits zur Kernkompetenz werde und ob ein offenerer Zugang zur Wissenschaft angewandte statt Grundlagenforschung nicht bevorzuge.

Aufgezeichnet wurde die Veranstaltung von Radio FRO, auf der Seite des Kulturinstitutes der Johannes Kepler Universität befinden sich Abstracts zum Nachlesen: http://www.kulturinstitut.jku.at/symposion2013.html

Katharina ist Sozialwissenschaftlerin und Redakteurin. Sie beschäftigt sich vor allem mit gesellschaftlichen (z.B. frauenpolitischen) und kulturellen (z.B. Film, Theater, Literatur) Themen. Zum Ausgleich schreibt sie in ihrer Freizeit gerne literarische Texte: https://wortfetzereien.wordpress.com/