Dry the River – Alarms in the Heart

Dass nach dem überaus erfolgreichen Debut unbedingt was folgen musste, war vorauszusehen. Ohne Eile, dafür mit umso mehr Hingabe widmeten sich die mittlerweile nur mehr als Quartett auftretenden Briten um Peter Liddle nach erfolgreichen Touren nun Alarms In The Heart. Album Nummer zwei erschien bei Sony Music.
Der altbekannten Dry the River-Sound, welcher nicht nur durch Liddles markanter (weil hoher) Stimme geprägt wird, sondern von Bassist Scott Miller nochmals an Höhe überboten wird, erwartet einen gleich zu Beginn des Albums. Alarms in the Heart, nicht nur der Titel des Albums, sondern auch des ersten Tracks beginnt ruhig, baut sich auf und treibt nach vorne.

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Wer sich jedoch den sprichwörtlichen „Wasser-ins-Gesicht-Effekt“, wie er beispielsweise in No Rest (aus ihrem Debutalbum Shallow Bed) ausgiebigst praktiziert wird, erwartet, der wird wohl enttäuscht werden. Trotzdem schafft es der Opener einen Spannungsbogen aufzuziehen, welcher gleich vom zweiten Song, Hidden Hand aufgegriffen wird. Jetzt ist man im Tempo, jetzt wird auch nicht mehr abgestiegen. Hidden Hand besticht vor allem durch seinen schlichten, klassischen Aufbau und den eingängigen Refrain.

Immer mehr wird klar, dass Alarms in the Heart keine Aneinanderreihung von Songs wird, sondern eine Konglomerat aus einzelnen Geschichten, welche sich zu einer großen vereinigen. In Romantic Candle werden auf einmal völlig neue Töne angeschlagen, so werden die vier Herren hier von einer Dame stimmlich unterstützt. Das downtempo-Duett harmoniert, als wären Dry the River und die unbekannte Sängerin schon seit jeher auf der Bühne.

Dass Dry the River auch nicht nur harmonisch einiges auf dem Kasten haben, sondern auch rhythmisch nicht auf der Nudelsuppe dahergeschwommen sind, stellt Med School eindrucksvoll unter Beweis. Die Tempi wechseln in Abständen, welche auch einer gestandenen Jazzformation eine Ehre machen würden; es wird zwischen geraden und ungeraden Takten hin und hergewechselt, dass es eine Freude ist.

Gethsemane, die Singleauskopplung des Albums, kam bereits im Juni mit einem Video – beim Anhören auf dem Album erscheint es, als kenne man den Track schon ewig. Mehr als alle anderen Songs ist Gethsemane an den Sound des Vorgängeralbums angelegt – vielleicht liegt es ja daran, dass dieser auch zu den „älteren“ Songs des Albums zählt – so wurde dieser Song beispielsweise bereits 2013 einem Live-Check am Acoustic Lakeside Festival unterzogen.

Abgeschlossen wird mit Hope Diamond, welches noch einmal (fast) alles vereinigt, wofür sich Dry the River einen Namen gemacht haben. In den gut 11 Minuten wird von einem ruhigen Anfang über den ebenfalls noch ruhigen Aufbau bishin zum überbordenden Refrain welcher wieder in einem spannungsgeladenen ruhigen Part ausläuft, alles geboten. Dass danach Schluss ist, irritiert ein wenig – jedoch ist das Album nicht nur subjektiv ziemlich kurz, sondern dauert tatsächlich nur ca. 40 Minuten.

Alles in allem kann Alarms in the Heart durchaus wieder als Geniestreich bezeichnet werden. Vorsichtig muss man jedoch im Vergleich mit Shallow Bed, ihrem Debutalbum sein. Dry the River klingen 2014 viel weniger nach dem englischen Folk, mit dem sie bekannt wurden. Mittlerweile nur mehr zu viert haben sie sich und ihre Musik weiter getragen und ein bisschen herausgeputzt. Die Ecken und Kanten wurden nicht mehr ganz so scharf gezeichnet, dennoch wirkt das Album alles andere als charakterlos.

Alarms in the Heart ist bereits erschienen und sowohl als CD und Download als auch auf Vinyl erhältlich.

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