Ryotts: ein rockiger Trip ins Universum

Nach „Stony Path“ haben die oberösterreichischen Rocker mit „Universe“ ihre zweite Platte am Start. Rock? Ja, der ist noch nicht tot, und in diesem Falle lebendiger denn je. 

Die zweite Platte, „Universe“, darf man dabei als gelungene Fortsetzung zum Erstlingswerk „Stony Path“ sehen. Bereits der Opener „No Mercy“ gibt die Linie vor. Kein gewöhnliches Intro der Marke 0815, sondern bereits von Beginn an kompromisslos. „Pain“ verursacht danach keine Schmerzen – vielleicht etwas zu melodisch, aber das ist ja wie so oft Geschmackssache, die Drums und der Gesang sind auf jeden Fall bemerkenswert. Weiter gehts mit „Cocktail“ – einer der sicher livetauglichsten Nummern auf der neuen Platte, auch wenn ich dem Cocktail noch immer ein gepflegtes Bier vorziehen würde. Macht ja nix, straighter, etwas dreckiger Rock ohne jegliche Schwäche, der sich auch vor Genregrößen nicht verstecken muss.

„Message to my kid“ schlägt danach in eine andere Kerbe. Eine stimmlich wiederum wunderbar gelungene Rock-Ballade mit autobiographischem Hintergrund, die man wohl als die „ideale“ Konzertzugabe sehen kann. Und eine Unplugged-Version davon würde wahrscheinlich noch besser klingen! Der Titeltrack „Universe“ verlässt den ruhigeren Pfad danach wieder, wenn auch nicht komplett. Der wohl melodischste Track der Platte, ohne jedoch in die Belanglosigkeit abzudriften. Nochmals seien hier die Vocals von Frontmann Oliver hervorgehoben, der auch in den Sphären, wo andere schon zu krächzen beginnen, noch immer die Töne trifft.

Wurmfestival THE END - Ryotts

Die zweite Hälfte beginnt mit „Breathe“ – und wer jetzt glaubt, dass man hier zu einer Verschnaufpause kommen würde, der irrt sich gewaltig. Irgendwie an Größen wie Stone Sour erinnert, lässt mich die Nummer fast schon verduzt zurück. Nicht einordenbar, und doch eigenständig – strange. Aber vielleicht hat sie damit auch schon ihren Zweck erfüllt. Dafür kommt man mit „Trots“ dann wieder schnell zurück zu dem, was das Gute an der Platte ausmacht. Ohne Kompromisse, ohne zu große Verspieltheit, sondern geradeaus, hart, kurzum so wie es sein soll. Sollte man bis zu diesem Punkt noch an der Qualität der Platte gezweifelt haben, wurden diese spätestens hier eindrucksvoll ad acta gelegt. Und beim Gitarrensolo zu „Deep Water“ haben die Ryotts auch den größten Nörgler überzeugt.

Wurmfestival THE END - Ryotts

Mit „Song to Hate“ geht es dann auch schon wieder gen Ende zu. Hassen muss man den Song aber trotzdem nicht – er führt in mehr als annehmbarer Weise das fort, was die Vorgänger bereits zelebriert haben. „Drug Addict“ gibt danach nochmals Vollgas, bevor ein leider nicht ganz nachvollziehbares Outro den Zuhörer nach einer Dreiviertelstunde zufrieden zurücklässt.

Ryotts erfinden mit „Universe“ das Rad nicht neu, müssen sie aber auch nicht. Eine Platte, die sich nicht verstecken braucht, und jedem, der auch nur entfernt etwas mit Rock anfangen kann, nur wärmstens ans Herz gelegt werden kann.

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Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.