Gamescom Preview: Elex – das Action-RPG mit Gothic-Herz
Knapp elf Jahre ist es bereits her, seit der aktuell letzte Teil der Gothic-Reihe – Gothic 3 – von Piranha Games veröffentlicht wurde. Seitdem brennen zahlreiche Fans stets auf Fortsetzungen oder auch nur ansatzweise ähnliche Spiele. Und obwohl zwischenzeitlich zwei Risen-Teile am Markt erschienen sind, ist das Internet bei der Ankündigung eines ganz neuen RPGs aus dem Hause Piranha absolut explodiert. Der neue Titel trägt den Namen Elex, und spielt in einem post-apokalyptischen Szenario mit einer Balance aus Science-Fiction und altbekanntem Fantasy.
Als wir erstmals von dem neuen RPG hörten, war Skepsis angesagt. Wir waren anfangs nicht sicher, was genau wir uns bei Elex erwarten sollten. Ein weiteres Gothic? Etwas ganz Neues? Kann das gut gehen? Nach drei Jahren der Entwicklung ist das Spiel nun in einem fast finalen Stadium. Das Setting wurde von den Entwicklern selbst als „post-apokalyptisches Science-Fantasy“ beschrieben. Darunter konnte sich leider niemand in der Redaktion ein wirklich konkretes Bild machen. Auf der Gamescom konnten wir erste Eindrücke sammeln – und selbst erste Schritte in der Welt von Elex unternehmen.
ELEX
Publisher: THQ Nordic
Entwickler: Piranha Bytes
Plattformen: PC, PS4, XBOX One
Preis: 49,99€
Release: 17.10.2017
Das Leben auf Magalan- dem Planeten der Geschichte
Der Planet Magalan stellt eine alternative Realität zu der uns bekannten Welt dar und spielt 160 Jahre nach dem Einschlag eines großen Meteors. Unsere Geschichte spielt auf einem einzigen, großen Kontinent, der an die frühen Zeiten der Erde erinnert, bevor unsere Landmasse gespalten wurde. Alle Zonen sind frei zugänglich, ohne dass zusätzliche Ladebildschirme benötigt werden. Der Meteor hat das frühere Leben fast komplett ausgelöscht. Die Überlebenden formten neue Allianzen, lernten, sich des neuen Lebensumfeldes zu bedienen.
Auf Magalan sind unterschiedlichste Klimazonen zu finden, von der staubigen Wüste bis hin zur kalten Arktis. Auch ein Tag-Nacht-Zyklus wurde von den Entwicklern eingebaut, und verleiht der Welt passende Lichteffekte.
Ein Spiel voller – unbewusster – Entscheidungen
Elex ist ein Spiel voller Entscheidungen – jedoch findet dieser Prozess nicht immer zu 100 Prozent bewusst statt. Alles was wir im Spiel tun, hat Einflüsse darauf wie die Welt auf uns reagiert. Entscheiden wir uns dazu, den Bewohnern eines Dorfes zu helfen, und kleine Sidequests zu erledigen, werden wir von diesen auch freundlicher begrüßt. Wählen wir jedoch einen dunkleren Pfad, und entledigen einige der Bewohner ihres Lebens, kann es sein, dass diverse Händler des Dorfes uns ihre Waren verweigern, und sogar ein Kopfgeld auf uns ausgesetzt wird.
Man muss sich also stets der Tatsache bewusst sein, dass die eigenen Handlungen Konsequenzen nach sich ziehen werden – auch wenn es im ersten Moment nicht so scheint. Ein kleiner, eingebauter Butterfly-Effekt. Eine große Entscheidung wird euch im Laufe des Abenteuers aber sehr bewusst gestellt: die Frage nach eurer neuen Heimat, eurer Fraktion. Ihr könnt hierbei zwischen drei unterschiedlichsten Fraktionen wählen. Euer Machtspruch in dieser Angelegenheit hat grundlegende Auswirkungen auf das Spiel und die Geschichte die ihr erlebt.
Unterschiedliche Fraktionen – einzigartige Geschichtsstränge
Jede der Fraktionen hat hier ihre eigenen Religionen, Traditionen und Bräuche. Man muss sich diesen anpassen und sich in die Gesellschaft integrieren. Dies führt laut den Entwicklern zu drei völlig unterschiedlichen Spielerlebnissen.
Die „Berserks in Edan“ stellen die typischen Kämpfer dar. Berserker bedienen sich Schwerter, Schilder oder auch Pfeil und Bogen, um ihr Überleben zu sichern. Mithilfe ausgeklügelter Techniken gelang es ihnen, Elex in reines Mana zu verwandeln, welches für Fähigkeiten mit den jeweiligen Waffen benötigt wird. Pure Technologie ist hingegen die Devise der „Clerics in Ignadon“. Für Kleriker stellt der reine Verzehr von Elex eine Sünde dar, und sie benutzen den Treibstoff ausschließlich, um ihre Industrie voranzubringen. Plasma-Kanonen, reaktive Schilde sowie riesige Mechs stellen hier die Waffe der Wahl dar.
Wer sich nicht allzu strengen gesellschaftlichen Normen verschreiben möchte ist hingegen bei den „Outlaws in Tavar“ richtig aufgehoben. Outlaws folgen als einzige Fraktion keinem Gott, sondern streben nach individueller Freiheit – wenn auch zu einem hohen, brutalen Preis im Leben. Auch Outlaws bedienen sich eher klassischeren Waffen.
Leider herrschte auch im Bereich der Fraktionen Verwirrung bei unseren Redakteuren. War im Entwicklergespräch stets von drei Fraktionen die Rede, so sind auf der dazugehörigen Website jedoch vier Fraktionen zu finden. So stößt dort zu den bereits beschriebenen Gesichtern nämlich auch das Volk der „Albs in Xacor“ hinzu. Dieses wird beschrieben als technologische Kämpfer, die sich dem puren Elex bedienen, und auf Emotionen verzichten. Wir können an dieser Stelle deswegen nur spekulieren, dass es sich hier um ein womöglich viertes Volk handelt – eines, welchem man zugehörig wird wenn man Elex in seiner reinen Form verzehrt, und sich so der technischen Seite verschreibt, und jegliche menschlichen Züge von sich weißt. Eine Garantie oder offizielle Bestätigung gibt es dafür aber nicht.
Alles dreht sich um Elex – den Rohstoff
In dem sich uns bietenden post-apokalyptischen Szenario dreht sich alles um den Rohstoff Elex, welcher dem Spiel auch seinen Namen verliehen hat. Die Bezeichnung Elex wurde vom Wort Elixier abgeleitet, und stellt eine wichtige Lebensgrundlage dar. Mitgebracht wurde Elex von dem Meteor, welcher vor knapp 160 Jahren auf dem Planeten Magalan einschlug. Man benötigt den Rohstoff sowohl für Waffen, Handwerkskunst, als auch Magiefähigkeiten, kann sich das Elixier aber auch direkt einflößen und so zu ganz neuen Fähigkeiten gelangen. Dies muss jedoch immer mit Vorsicht genossen werden – zu viel der magischen Substanz, und man beginnt, sich charakterlich zu verändern. Verliert seine Emotionen, bekommt technische Züge. Macht hat hier definitiv seinen Preis, welcher bezahlt werden muss.
Das Überleben in der Wildnis – das Spielprinzip
Um sich in einer neuen Welt durchschlagen zu können, muss man bereit sein, sich im Kampf zu beweisen. Monster erwarteten uns an jeder Ecke, und sind nicht freundlich gesinnt. Jedes Lebewesen durchlebt stets seinen eigenen Tageszyklus – geht seine eigenen Wege, und kann uns somit jederzeit während unserer Reise begegnen. Weiteres wurde jedes Lebewesen als möglichst schlaue AI konzipiert, was zum Beispiel zur Folge hat, dass manche Gegner euch beim Anschleichen leichter entdecken können als andere. Wie auch damals bei der Gothic-Reihe sind die Gegner nicht vom Schwierigkeitsgrad bestimmt in Gebiete eingeteilt. Es liegt an dem Helden herauszufinden, ob er schon bereit ist sich einem Monster zu stellen, oder lieber noch ein paar neue Fähigkeiten braucht. Laut den Entwicklern kann man jedoch auch Gegner, welche man noch nicht bekämpfen sollte, mit viel Geschick und Taktik austricksen.
Entscheidet man sich stattdessen dafür, den Helden noch weiterbilden zu wollen, geht es weiter mit der Story und etlichen Side-Quests. Pro aufgestiegenem Level bekommt man Punkte, welche in diverse Skills investiert werden können. Dies funktioniert jedoch nicht einfach ohne weiteren Aufwand: möchte man die Kunst des Jagens erlernen, muss man sich zuerst durch die Wälder zu einem bereits erfahrenen Lehrer der Jäger durchschlagen, um von diesem unterwiesen zu werden.
Das Kampfystem an sich haben wir leider als wenig intuitiv, eher undurchsichtig und unausgereift erlebt. Der Held hat stets nur eine bestimmte Ausdauerleiste zur Verfügung die sich über Zeit generiert – und welche leider wirklich sehr klein war. Nach knapp 2 Attacken musste man bereits wieder einige Minuten lang vor einem Monster fliehen, um nicht als nächste Mahlzeit zu enden. Aufgrund der kurzen Spieldauer können wir nicht einschätzen, wie sich dieser Umstand in höheren Leveln verhält – das Level unseres Probechars wurde uns leider nicht mitgeteilt. Weiteres war die Steuerung durchaus kompliziert. Typische Autoattacken brauchten bereits einiges an Aufwand, und Einsteiger werden hier große Probleme haben.
Mittendrin schlägt das Gothic-Herz
Eines muss man klarstellen: Elex ist nicht Gothic. Es ist ein eigenständiges Spiel, und keine weitere Fortsetzung der bekannten Reihe. Dennoch besinnt sich Piranha Games auch hier stets auf ihre Wurzeln und jahrelange Spielerfahrung, und Gothic-Liebhaber werden das ein oder Andere Gothic-Merkmal auch in Elex erkennen. So ist zum Beispiel die bereits erwähnt fehlende Skalierung der Monster auf Gebiete bezogen. Man muss die Welt selbst erkunden und wird nicht wie in manchen MMORPGs brav von einem Gebiet ins Nächste geschickt. Auch bei der Erkundung wird ähnlich wie in Gothic freie Wahl gelassen. Jetpacks ermöglichen selbst die höchsten Berge zu besteigen, und es gibt somit keine wirklichen Limits – lediglich Schwimmen kann unser Char nicht. Und das in einer Welt, die 1.5x so groß ist wie die ursprüngliche Welt von Gothic 3!
Wird Elex seinem Hype gerecht? – das Fazit
Leider wussten wir bei Elex selbst nach der Spielepräsentation und einem kleinen Hands-On noch nicht so ganz, was uns in der Welt eigentlich erwarten wird. Das Kampfsystem war nicht wirklich intuitiv, die Story noch eher undurchsichtig. Es war uns nicht wirklich klar, was nun das Ziel auf dem Planeten Magalan sein wird. Das reine Überleben? Gibt es einen großen Bösewicht, der nur darauf wartet von uns besiegt zu werden? Sind die Gebiete mit interessantem Inhalt gefüllt? Hat die Story und haben Charaktere eine gewissen Tiefe?
Auch sind leider keine DLCs oder anderweitige Spielerweiterungen geplant – was wir sehr schade finden. Uns wurden leider keine Angaben zur Spielzeit mitgeteilt, lediglich dass es sehr stark vom persönlichen Tempo und der Bereitschaft für eventuelle Sidequests abhängt. Momentan werden ca. 40 – 80 Spielstunden versprochen – dies stellt einen guten Start dar, ist aber schade, wenn doch extra ein neues Setting für das Spiel aufgebaut wurde. Wir sind deswegen noch nicht ganz vom neuen RPG aus dem Hause Piranha überzeugt. Zu viele offene Fragen müssen bis zum Release geklärt werden – und wir sind nicht sicher, ob das in knapp 1,5 Monaten für die Entwickler wirklich machbar sein wird.
Wir lassen uns aber gerne vom Gegenteil überzeugen! Das grundlegende Prinzip – dass kleine Aktionen große Auswirkungen haben können – hat uns nämlich eigentlich wirklich gut gefallen. Mit guter Story und verbessertem Kampfsystem könnte Elex ein guter Auftakt eines neuen RPG-Universums sein. Dem liegen aber noch einige Steine im Weg.