Schöne neue Welt – Life is Strange: Before The Storm – Episode 2

Erwachsenwerden ist nicht leicht. Schon gar nicht, wenn man von der Schule fliegt, und seine eigenen Gefühle nicht im Griff hat. Davon kann speziell Chloé Price ein Lied singen. Auch in der zweiten Episode von Life is Strange: Before the Storm tauchen wir wieder in den Kopf des rebellischen Teenagers ein – ob auch der zweite Teil des Prequels zu überzeugen weiß?

Die erste Episode von Life is Strange: Before The Storm hat mit großen Schritten vorgelegt. Viel Emotion gepaart mit einer wunderschönen Atmosphäre. Fans von Life is Strange kamen hier absolut auf ihre Kosten. Doch auch Episode 2: Brave New World – zu Deutsch: Schöne neue Welt – weiß mit ganz eigenem Charme zu überzeugen.

Da es sich hier um die zweite Episode des Spieles handelt, lassen sich Spoiler über die Handlung beider Episoden nicht vermeiden. Seid gewarnt, und genießt den Review mit Bedacht!

 

Life is Strange: Before the Storm
Publisher: Square Enix
Entwickler: Deck Nine Games
Plattformen: PC, PS4, XBOX One
Metacritic-Score: 78%
Preis: 16,99€ (3 Grundepisoden)
24,98€ Deluxe Edition mit Zusatzepisode

 

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Die Freundschaft zwischen den Zwei entwickelt sich zu etwas Besonderem

 

Gesellschaftliche Normen und Vorurteile

Zu Beginn der zweiten Episode werden wir nach einem kurzen Rückblick direkt in die Handlung geworfen. Das Spiel gibt uns keine Möglichkeit, etwas zu verschnaufen, oder die Ereignisse des ersten Teiles zu verarbeiten. Denn Chloé Price und Rachel Amber haben gehörig Mist gebaut. Ihr kleiner Tag außerhalb der Schule am Ende der ersten Episode bringt ihnen nun große Probleme mit dem Direktor, was vor allem für Chloé schwerwiegende Folgen hat: sie wird der Schule verwiesen. Fans des ersten Spieles wussten dies bereits, war Chloé da schon keine Schülerin mehr. Die Umstände, unter welchen sie die Schule verlassen muss, sind jedoch alles andere als schön anzusehen. Man merkt an jedem noch so kleinen Wort die Abneigung anderer Schüler, Eltern, und vor allem des Direktors gegenüber einem Mädchen, das doch ab und zu gern aus der Reihe tanzt und sich durchaus weigert, ständig nach der Pfeife anderer zu leben.

Life is Strange greift hier durchaus erneut wichtige Problematiken auf und zeigt auch wie schnell man in dieser Abwärtsspirale gefangen ist, wenn einmal im Leben erst mal richtig etwas schief geht!

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Das Leben ist nicht leicht, wenns erst mal bergab geht..

 

Ob Illuminati oder Eichhörnchen – die Entscheidungen

Im Bereich der Entscheidungen hat das Spiel in der zweiten Episode stark zugelegt. Im ersten Part waren viele Entscheidungsmöglichkeiten schwer nachvollziehbar, und passten teilweise gar nicht zu Chloés Charakter. Dies wurde hier verbessert, und auch Chloés Widerworte sind diesmal meist passender und bieten etwas mehr Tiefe. Auch die Schwere der Entscheidungen ist uns sehr positiv aufgefallen – waren diese doch stärker als in der ersten Episode!

Was sich jedoch nicht verbessert hat ist die Unberechenbarkeit von Chloés Antworten, und ihrem oft sehr starkem Temprament. Oft vermittelt sie Sätze die wir mit guten Intuitionen ausgewählt haben dennoch auf ihre eigene kratzbürstige Art, manchmal mit viel Sarkasmus und abfälligen Betonungen. Wir müssen Deck Nine zu gute halten, dass sie den Charakter der rebellischen Rocklady hiermit wirklich perfekt getroffen haben. Es macht jedoch einige Entscheidungen wirklich schwierig, oder lässt sich nach diversen Konfrontationen durchaus unglücklich zurück – hätte man das ja gar nicht so gemeint.

Aber vielleicht ist es genau das, was die Entwickler uns damit zeigen wollen. Dass wir hier Dinge nicht mehr zurücknehmen können, und im Gegensatz zu Max Wunden nicht heilen können. Wenn wir jemanden verletzten, ist es permanent. Dies unterscheidet das Gefühl der Entscheidungen stark vom Vorgänger – sowohl positiv als auch negativ.

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Oft ist die offensichtlichste Wahl nicht die Schlauste

 

Feuer ist egoistisch, es möchte alles für sich verschlingen!

Life is Strange war schon immer ein Spiel der Entscheidungen, der Auswirkungen und Möglichkeiten, und ebenso des Symbolismus. Tiere als Wegbegleiter, Träume und Wetterphänomene haben die Geschichte stets mit besonderer Bedeutung und mythischem Einfluss unterstrichen und betont.

Diesmal nimmt Feuer einen zentralen Teil der Erzählungen von Before the Storm ein. Am Ende des ersten Teiles löste Rachel einen Waldbrand aus, der auch am nächsten Tag noch nicht unter Kontrolle gebracht werden konnte. Sah dies zuerst nur nach einem passenden Abschluss einer Episode aus, hat dies diesmal wirklich gravierende Auswirkungen. Zahlreiche Personen sind von dem Brand betroffen, und wir schadeten damit auch uns selbst. Denn auch Chloé wird von dunkleren Träumen geplagt. Der Tod ihres Vaters macht ihr sehr zu schaffen, kombiniert mit den Schuldgefühlen welche das Feuer mit sich bringt. Dies war eine wirklich positive Überraschung!

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Das Feuer breitet sich im zweiten Teil immer weiter aus, wie ein roter Faden durch Chloés Leben

 

Ist es wirklich eine „schöne neue Welt“? – unser Fazit

Auch die zweite Episode von Life is Strange: Before the Storm wusste die Redaktion zu überzeugen. Bessere Entscheidungsmöglichkeiten, gepaart mit emotionalen Einspielungen und weiterhin vielen Easter Eggs und Anspielungen haben uns gut gefallen. Spielzeit waren diesmal bis zu sechs Stunden, je nachdem wie viel man selbst erkundet und erforscht hatte – ebenso ein großer Pluspunkt!

 

Pro:

  • Episode etwas länger als der erste Teil
  • Beziehung zwischen Chloé und Rachel wird weiter ausgebaut
  • zahlreiche Easter Eggs
  • Chloés Emotionen teilweise noch stärker spürbar
  • tolle Musik, passend zu dem Franchise

 

Contra:

  • teilweise langweilige, weniger notwendige Story-Aspekte
  • Entscheidungen oft anders rübergebracht als geplant

 

Life Is Strange: Before the Storm – Episode 2 kann erneut wieder große Emotionen bieten, schwächelt jedoch in der Handlung im Vergleich zu dem starken Auftakt des Spieles. Zeitweise waren in der Story einige Passagen dabei, welche eher belanglos erschienen. Hier hätte Deck Nine durchaus etwas Hand anlegen können. Die Atmosphäre des Spieles ist jedoch wirklich wieder gut gelungen. Chloés Schmerz ist noch stärker spürbar als bereits in der ersten Episode, und die Freundschaft zu Rachel wird viel tiefer und persönlicher. Neue Nebencharaktere ergänzen die bereits vorhandenen wirklich sehr gut, und verleihen der Story mehr offene Möglichkeiten, welche hoffentlich in der dritten – und leider letzten – Episode genutzt werden!

Doch bis zum Finale müssen wir uns leider noch etwas gedulden. Wir sammeln in der Zwischenzeit noch versteckte Graffitis, und freuen uns schon auf Life is Strange: Before the Storm – Episode 3: Die Hölle ist leer!

 

Mediendesign Studentin | Liebhaberin von jeglicher guten Livemusik - der Fotografie speziell bei Sonnenuntergang - Sarkasmus - guten Videospielen - und einer heißen Tasse Kaffee am Morgen!