Bühne Freisound Festival 23
Foto: Christoph Leeb

Freisound Festival 2023: Abwechslung im Salzhof

Mehr als ein abwechslungsreiches musikalisches Lineup gab es am vergangenen Samstag in Freistadt zu hören. Die zweite Ausgabe des Freisound-Festivals zeigte, dass der heimische Musiknachwuchs relativ wenig von Genregrenzen zu halten scheint.

Die zweite Ausgabe des Freisound-Festivals am vergangenen Samstag im Salzhof Freistadt bot den BesucherInnen ein mehr als abwechslungsreiches Lineup. Auf zwei Stages durften heimische MusikerInnen ihr Schaffen präsentieren – einmal auf der Main Stage indoor, einmal auf der mehr als charmanten Outdoor-Stage samt improvisiertem Gastgarten. Zumindest das Wetter spielte mit – draußen waren mit Paul Corvin, dessen Set wir anreisebedingt leider nur mehr ganz am Ende mitbekommen haben, und dem Ex-Trauner Singer/Songwriter Severin Gomboc anfangs zwei Songwriter auf der Stage zu sehen. Zweiterer ist uns mittlerweile kein Unbekannter mehr und verpackt seine Erfahrungen aus dem beruflichen Alltag im Sozialbereich genauso wie Erinnerungen an den mehr oder minder schönen Oedter Badesee in seiner Musik. Durchaus sympathisch, auch wenn die ersten Acts auf der Outdoor-Stage für Einige leider eher als musikalische Untermalung für Biergarten-Unterhaltungen als für aktives Zuhören dienten.

Singer/Songwriter und Musikkapellen

Indoor ging es rockiger los, als die Rock Cats ihre Interpretationen bekannter Klassiker zum Besten gaben, und anschließend die VeranstalterInnen der SKF Big Band zwei Stunden musikalische Untermalung eines Konzertabends boten. Ein Abend, der bis in die frühen Morgenstunden gehen sollte. Unser heimliches Highlight gab es allerdings auf der Outdoor-Stage zu bewundern: Spicy Pho. Nicht nur deswegen, weil wir hier ein bisschen voreingenommen sind – ist doch Ensemblemitglied Dorinda auch bei uns auf subtext.at aktiv. Aber nein, nicht nur deswegen schien es so, als ob hier die Stimmung mit am Ausgelassensten schien. Das Trio hat sich mittlerweile mit Drummer zu einem Quartett entwickelt, und Interpretationen von Billie Eilish bis Karmic begeisterten das Freistädter Publikum ebenso wie ihre Eigenkreationen. Zurecht der lauteste Applaus des Abends.

Während draußen das Programm mit der Wiener Indie-Folk-Poetin Filiah, die ihr Album „For Someone“ präsentierte, gab es indoor etwas Experimentielleres zu hören. Das Trio Villekula kombiniert irischen Folk mit hebräischem Klezmer, stammt ebenfalls aus Oberösterreich – aber leider wollte der Funke ins Publikum nicht so ganz überspringen. Wohl auch dem Slot zu halbwegs späterer Stunde geschuldet, und dass die Gitarren-DI dann bei einem Mumford & Sons-Cover auch nicht ihren angestammten Dienst verrichten wollte, passte hier leider ins Bild. Schade – gerne mal bei einem Einzelkonzert in vielleicht etwas anderem Rahmen, denn das hätte schon Potenzial!

Freude und Progressive Metal zum Schluss

„Headliner“ an diesem Abend war danach die Wiener Combo von „Freude“. Angekündigt vom äußerst sympathischen bananenhemdtragendem Moderator als „next big thing“ der „Neuen Wiener Schule“ aus der Hauptstadt mit vielen Streams und Airplay auf großen Sendern. Kann schon mal musikalisch in die Hose gehen – tut es aber nicht. Das Debut des Wiener Quartetts „Salz“ erscheint am 29. September. Pop-Rock der radiotauglichen Sorte, allerdings hier im absolut positiven Sinne gemeint. Songs wie „Paranoia“ und „Kleopatra“ gehen ins Ohr. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Freude auch zumindest als Supportact für große Pop-Rock-Acts des Landes auf der Bühne stehen wird. Macht aber auch so verdammt Spaß!

Rave oder Metal zum Schluss

Wer danach nicht in die „Rave Cave“ gehen wollte – und das waren dann nach Mitternacht doch noch Einige – durfte danach mit Metal den Abend beenden. An dieser Stelle eine Entschuldigung: wir haben „The Camping Chair Project“ als Newcomer bezeichnet. Sorry, denn die Band gibt es auch schon elf Jahre. Ob sie, wie angemerkt wurde, damit reif fürs Altersheim sind, sei dahingestellt. Nur soviel: sollte man in Altersheimen diese Musik hören, es wäre ein schönes Altersheim. Progressive Metal der angenehmen Sorte, motivierte Band, motivierte Anwesende – ein schöner Abschluss des zweiten Freisound Festivals.

Fazit: schon schön, dass es noch Festivals gibt, die heimischen Artists die Stage geben. Auch schön, dass das Publikum das honoriert, auch wenn es ein bisschen mehr BesucherInnen sein hätten dürfen. Wir freuen uns auf Ausgabe #3 im nächsten Jahr!

www.freisound.at

Fotos: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.