Sollen wir das zulassen?

Über die Krise in Europa und ihre möglichen Lehren.

Seit über einem Jahr brodelt es schon in Europa, das Euro-Land Griechenland verschuldete sich immer weiter, die Zinsen für neue Kredite schossen in die Höhe und die Hellenen benötigten Hilfe. Und die bekamen sie auch, jedoch nur in Form von Krediten und mit extremen Sparmaßnahmen verbunden.

Jetzt wurde ein Jahr lang Kredit vom reichen Europa ans arme gegeben (jaja, es hat bisher auch noch Portugal und Irland erwischt) und ein Jahr lang „gesundgespart“. Das Ergebnis: ausufernde Proteste in den Südländern und immer mehr Frust in den Geberländern.

Dabei ist die Idee des Gesundsparens von vornherein schon falsch, denn sobald in einem Land die Steuern massiv erhöht werden und gleichzeitig weniger gezahlt wird, ist logischerweise weniger Geld zum Wirtschaften zur Verfügung. Das wusste man, aber man hoffte trotzdem, dass es irgendwie funktionieren würde. Das Ergebnis ist soweit jedoch desaströs: die griechische Wirtschaft ist am Absaufen und die Schulden stapeln sich weiter auf. Was nun? Na klar! Mehr Einsparungen UND Privatisierungen bringen das Heil! Wenn der Grieche nur fleißig genug spart, dann bekommt er auch seinen Kredit, natürlich zu miesen Bedingungen (heißt: Noch immer hohe Kreditzinsen), die diesen dann dazu veranlassen noch härter zu sparen.

Das bekannte Beispiel dafür ist natürlich Deutschland in den 1930ern, als Reichskanzler Heinrich Brüning der Weltwirtschaftskrise mit drastischen Sparmaßnahmen beikommen wollte, aber es gibt auch aktuellere Beispiele. In Afrika wurden vor etwa dreißig Jahren etliche Staaten Bankrott und der IWF (Internationaler Währungsfonds) gab gerne Kredite her, natürlich unter der Voraussetzung, das fleißig gespart werde (heißt: schwache soziale Sicherung ganz weg, Zölle weg, und alles privatisieren). Kommt das bekannt vor? Ja, genau mit diesen Maßnahmen wird gerade Griechenland und Co. gerettet. Nur was ist mit den Afrikanischen Ländern passiert? Die sind dann selbstverständlich noch weiter in den Abgrund gerutscht. Die sowieso schon arme Bevölkerung hatte noch weniger und ohne Zölle waren die Bauern, die meist nur mit einfachsten Geräten arbeiteten, der industriellen Agrarwirtschaft schutzlos ausgeliefert, mit der Konsequenz, dass in Westafrika nur noch europäische Hühnchen verspeist werden und die eigene Produktion verschwand.

Und derselbe IWF, der vor ein paar Jahren noch Afrika mit kaputtmachen geholfen hat, ist jetzt dabei Griechenland und Co. zu helfen? Es ist unglaubwürdig und wird auch so nicht zu machen sein.

Was wir jetzt brauchen ist ein neues Verständnis von Europa, eines das die EU nicht als Bankomat sieht, sondern eines, das die Solidarität zwischen allen europäischen Völkern als wichtig und schützenswert sieht. Es gibt andere Lösungen wie die Rückkehr zu Nationalstaaten und wir sollten versuchen diese Alternativen zu finden und zu beschreiten. Wir haben die Möglichkeit und die Pflicht dazu.

Foto: mueritz ( CC-BY-SA 2.0)