Betty’s Apartment: „VI“

„VI“ nennt sich das Debutalbum der Salzburger Band „Betty’s Apartment“. Ob es überzeugt und ob Songs mit dem prägnanten Titel „Too druck to funk“ oder „Die Ballade vom Zündler“ überzeugen können? Wenn man auf tiefgründige Texte steht, dann ja.

Aber mal von Anfang an: Betty’s Apartment stammen aus Salzburg, und sie bestehen aus vier Leuten. So weit, so gewöhnlich. Musikalisch dürften sie bislang nur absoluten Insidern ein Begriff sein – ihr größerer Auftritt fand 2012 beim „Protestsongcontest“ statt, wo sie mit dem Lied „Die Ballade vom Zündler“ an den Start gingen. Dieser Song ist auch auf „VI“ vertreten.

Was also hat es nun auf sich mit dieser Band, deren Namensgeschichte man wohl besser nicht erfragen möchte? Sie singt auf Deutsch, in vier Songs auch auf Englisch, und nimmt sich nicht immer ernst, um es in anderen Songs doch wieder verstärkt zu tun. Und  sie hat etwas, was man heutzutage gerade bei Newcomer-Bands nicht immer behaupten kann: einen Hang zum gesunden Minimalismus. Das fängt beim Booklet an, das schlicht gehalten ist (und leider mit einer derartig „verhunzten“ Schrift aufwartet, dass man mehrere Anläufe braucht, um den Track richtig entziffern zu können), und setzt sich in ihrer Musik fort. Große Arrangements findet man nicht – die Texte sind es, die die Musik von Betty’s Apartment tragen sollen. Und sie tun es.

Ob nun nachdenklich wie in „An Tagen wie diesen“, sozialkritisch wie in der „Ballade vom Zündler“, gesellschaftskritisch wie in „Spiel ohne Grenzen“, oder melancholisch wie in „Wie hält man fest“ – Betty’s Apartment zeigen sich hier facettenreich. Heimlicher Favorit der Platte ist aber „Murphy’s Law“ – eine ironisch angehauchte Abrechnung mit dem Frequency-Festival, die sehr viel mit der Realität gemein hat. Betty’s Apartment eignen sich bestens für Wochenend-Vormittags-Musikhören, wenn man wieder mal genug von Gott und der Welt hat. Sie eignen sich auch hervorragend, wenn man mal wieder das „Scheiß-Drauf-Gefühl“ hat.

Genau das scheinen sie auch zu wollen, und die Vorgabe, Musik müsse „etwas transportieren“, wird bestens erfüllt. Mit ihrem Minimalismus können sie also auf jeden Fall punkten. Einziger Wermutstropfen: das „Aha-Erlebnis“, das die Platte für den Zuhörer von der Vielzahl anderer abhebt, fehlt. Das Gesamtkunstwerk passt allerdings, und man darf sich darauf freuen, vielleicht bald neue Töne aus „Betty’s Apartment“ zu hören.

Die Bewertung der subtext.at-Redaktion:

4/5 Punkte

 

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Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.