SLIPKNOT: Final Masquerade

Physische Schmerzen. Seelische Qualen. Aggression. Groll gegen alles und jeden. Stumpfe Wut. Willkommen in der gepeinigten Welt von Slipknot. Bei der Band aus Des Moines ticken die Uhren eben etwas anders. Weiterhin. Mit „.5: The Gray Chapter“ läutet das kalifornische Metal-Gespann das graue Zeitalter an.

Slipknot

Es heißt, Katzen haben neun Leben. Egal, was ihnen meist widerfährt, sie landen sicher auf ihren Pfoten. Ähnlich ist das auch bei Slipknot. Nach personellen Umbesetzungen (Aushängeschild Joey Jordison musste den Platz am Schlagzeug freiräumen) und dem Todesfall von Bassist Paul Gray vor vier Jahren, feiert die Formation ihre musikalische Auferstehung und widmet ihr fünftes Album ihrem verstorbenen Ex-Mitglied.

Nach dem atmosphärischen Intro „XIX“ setzt es mit „Sarcatastrophe“ schon ordentlich Prügel. „AOV“ knüppelt sogar noch mehr und man ahnt, dass es hier nicht zimperlich zugehen wird. Und dann: Der Track erhält einen anderen Dreh, die Melodie kippt und man wird sanft eingelullt, bevor die Dämme erneut reißen. Slipknot sind immer noch gut (genug), um Radau zu machen und harmoniebedachte Menschen das Fürchten zu lehren.

„Be Prepared For Hell“ heißt eines der neuen Stücke. Vor dem inneren Auge erscheint ein Horrorszenario: Blut, abgetrennte Gliedmaßen, Eiter – Chaos als System. Ohne jeden Zweifel besinnen sie sich auf „.5: The Gray Chapter“ auf alte Tugenden, musikalisch wie imagetechnisch. Tendenzen in Richtung „Iowa“ sind deutlich hör- und spürbar. Es rumpelt, es kratzt und es packt an den richtigen Stellen richtig zu. Die Konsensband des modernen Metal setzt ihre fünfte Platte nicht in den Sand.

Die Drums brodeln, die Moshparts sind wie aus einem Guss und die Produktion klingt rund und knackig. Die Gesangsmelodien von Zeremoniemeister Corey Taylor setzen stets einen wichtigen Kontrapunkt zu der wohl dosierten Härte, die einem auf „.5: The Gray Chapter“ heftig entgegenschlägt. „The One That Kills The Least“ ist ein heißer Single-Anwärter, währenddessen ein Song wie „Lech“ einen wie eine Dampfwalze überrollt oder der Nacken in einem Stück wie „Nomadic“ bestens rotieren darf. Die Single „The Devil In I“ hat man nach einigen Durchgängen bereits verinnerlicht und „Killpop“ überrascht mit einem dynamischen Groove, den es in der Form von Slipknot bislang nicht zu hören gab. Das den Pulsschlag beschleunigende „Custer“ beschwört nach zehn Jahren den „Heretic Anthem“ erneut herauf und Zeit für eine Atempause bleibt nicht. Fies bis ins Mark.

Slipknot akzentuieren ihre Wut und ihr aggressives Spiel, setzen Akzente, probieren aus („If Rain Is What You Want“) und gehen einen ähnlich ambitionierten Weg wie den auf „Vol.3: The Subliminal Verses“. Furchtlos werden eingängige Momente mit wilder Härte gekreuzt. Wer bloßes Metalgemoshe erwartet, wird auch zufrieden sein. Damit bleiben Slipknot eine feste Bank und der Metal weiterhin salonfähig.

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Gewinnspiel: Das Gewinnspiel ist beendet. 

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