José González im Hafen Innsbruck: Gonzo, gib ihm!

Mit seinem letzten Album „Vestiges and Claws“ stattete der liebevoll auch Gonzo genannte Musikexport aus Schweden Innsbruck einen Besuch ab. Dank letzter Entwicklungen in der Innsbrucker Veranstaltungsszene musste das Konzert in den Hafen verlegt werden. Ob das eine gute Entscheidung war? Und seit wann hat José González eine Band dabei?

Als ich den Hafen betrete, ist die Vorband schon in vollem (sehr leise und langsamen) Gange, und bemüht sich, die quatschenden Besucher zu übertönen. Jessica Pratt nennt sich die Dame und ist mitsamt einem Gitarristen allein zu zweit auf der Bühne. Die Halle ist gut gefüllt, was sich allerdings als Nachteil erweisen wird, auch beim Hauptact des Tages. Sichtlich enttäuscht von der fehlenden Aufmerksamkeit des Publikums verließ sie dann auch die Bühne.

Das erste Album seit 7 Jahren hat Jose Gonzlez letzten Februar über Imperial Recordings veröffentlicht, ganz ohne Produzenten, im Heimstudio, ohne fremde Hilfe. Dass er dabei nicht 7 Jahre für ein Album gebraucht hat, ist zwar nicht selbstverständlich, ergibt sich aber, wenn man sich seine Biographie anschaut.

Neben zwei Alben mit seiner Band Junip hat er bei The Göteborg String Theory Project  mitgearbeitet. Dabei wurden u.a. 11 seiner Songs um klassische Arrangements mit Orchester erweitert. Die sonstige Zeit war er auf Tour rund um die Welt, oder vertonte den Film „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ von Ben Stiller.

Endlich betritt González die Bühne, das Publikum liebt ihn ab dem ersten Moment. Unterstützt von vier weiteren Musikern startet er ohne große Ansagen in den Abend (die Ansagen werden auch weiterhin fehlen, aber man nimmt es ihm nicht übel, dafür ist er viel zu sympathisch).

Die Songs vom neuen Album sind in gewohnter José-González-Manier gehalten, er liefert dem Publikum ein großes Ganzes statt vieler kleiner Songs. Im Vordergrund steht natürlich akustische Gitarre und sein Gesang, die Backing Band besteht aus Percussion, Synth und zweiter Gitarre. In wohlig-warmer Atmosphäre singt er über hochtrabende Themen. Humanismus und Solidarität stehen im Mittelpunkt seiner Texte, durch seine bodenständige Art aber will man ihm zuhören.

Was schon bei Jessica Pratt ein Problem war, breitet sich auch hier wieder aus. Steht man etwas weiter hinten, hört man fast nur das Gequatsche der Leute rundherum. Ich weiß nicht, an was es lag, ob an der Akustik im Raum, der Tontechnik oder der generell niedrigen Lautstärke der Band, insgesamt ging das Konzert leider etwas unter. Die Entscheidung, ein solches Konzert im Hafen zu machen, ist für mich nicht nachvollziehbar, allerdings gibt es auch wieder nicht allzu viele Alternativen in Innsbruck.

Schreibt seit längerem, macht noch länger Musik. Mal erfolgreich, mal weniger - und versucht das Beste aus dem doch irgendwie dörflichen Innsbruck zu machen.