Battlefield V – Erste Schritte zurück auf den Thron

[vc_row][vc_column][vc_column_text]Trotz Shitstorm und den aller Vorausicht nach schwächelnden Verkaufszahlen ist Battlefield V ein Schritt in die richtige Richtung. Das Infanteriegameplay war noch nie so präzise und die Fahrzeugmechaniken sind ebenfalls, wie man es bei Battlefield erwartet, sehr stark umgesetzt. Ein kleiner Wehrmutstropfen bleibt allerdings: Auch wenn Battlefield V vieles richtig macht, vom Niveau der Schwesterteile 3 und 4 ist es noch ein gutes Stück entfernt.

Wer schon einmal in Battlefield ohne Panzerabwehrgerät hinter einem Busch gelegen hat, um vom vorbeiziehenden Panzer nicht gesehen zu werden oder eben jenen Panzer während seines Fallschirmflugs mit abgeworfenem TNT gesprengt hat, der ist den berüchtigten Battlefield-Moments schon sehr nahe gekommen. So einen Battlefield-Moment hätten sich DICE und EA auch für ihr Franchise gewünscht, als sie den ersten Trailer von Teil V im Mai veröffentlichten. Was jedoch vom insgesamt nicht sehr vielsagenden Trailer im Gedächtnis blieb, abgesehen vom Zweiten Weltkrieg, war der darauf folgende Shitstorm einiger Fans, die sich um die historische Authentizität Sorgen machten. Hauptkritikpunkte: Bunte Kriegsbemalungen, Prothesengliedmaßen und Gott behüte, Frauen an vorderster Front. Dass historische Spiele ein gewisses Maß an Respekt für ihre Epoche haben sollten, ist schon ein verständliches Argument in gewisser Weise. Dass sich dieses Maß beim Zweiten Weltkrieg an der An-oder Abwesenheit von Frauen orientieren soll, wie einige Fans meinten, ist lächerlich.

 

Battlefield V
Publisher: Electronic Arts
Entwickler: Digital Illusions CE
Plattformen: PC, PS4, Xbox One
Testplattform: PC
Metacritic-Score: 88%
Preis: 59,99 / 64,99 €

 

Dieses gewisse Battlefield-Gefühl

Soviel zur „Politik“. Merkt man von alldem etwas wenn man sich auf einen Server wirft? Eigentlich nicht, abgesehen vom Profanity-Filter im Chat (ein absolut lächerliches Feature für ein „Ballerspiel“ DICE, weg damit!). Was man augenblicklich spürt, ist Battlefield. Die verschiedenen Maps sind alle eine grafische Wucht und enorm detailreich gestaltet. Battlefield V ist auf jeden Fall der hübscheste Shooter. Gewehrfeuer zischt über uns hinweg während das Dröhnen einschlagenden Panzerfeuers einen schwitzen lässt. Zudem sagt uns das Spiel, wenn etwas in kurzer Distanz explodiert, indem das HUD wild zu wackeln beginnt. Oder es lässt uns gleich hoch durch die Lüfte segeln, wenn eine V-1 Rakete neben uns detoniert. Alle diese kleinen Details summieren sich während einer Runde zu einem wirklich gelungenen Maß an Immersion, ganz wie man es von den besten Teilen des Franchises kennt.

Die Karte Hamada von hier noch weit in alle Richtungen (abgesehen von der Schlucht links). Auf der Brücke sind Sandsäcke zu sehen, die von den Spielern selbst gesetzt werden können. Diese Gefechtsstellungen können teils wichtige strategische Vorteile bringe.

 

The Battlefield-Way: Das Gameplay

Battlefield befindet sich seit jeher irgendwo in der Mitte zwischen extremen Militärsimulationen wie Arma und simpleren Shootern wie Call of Duty. Dieser Spagat gelingt mit Teil V wieder hervorragend. Großes Augenmerk liegt diesmal jedoch auf den stark verbesserten Shootermechaniken. Da wurde offensichtlich viel gelernt von E-Sportstiteln wie Counter Strike: Global Offensive. Aber auch Battlefield 3 und Battlefield 4 hatten eine relativ aktive E-Sportsszene. Davon wollte DICE nun auch Entwicklertechnisch profitieren und Florian Le Bihan (aka DRUNKKZ3), ehemals BF 4 Profi, sitzt nun in Schweden bei DICE als Core Gameplay Designer für Battlefield V. Maus und Tastatur haben sich nie so gut angefühlt in einem Battlefield-Teil. Für Shooter-Enthusiasten lästige Bugs, wie das Schlucken von Tastenkommandos bei zu schneller Eingabe, wurden eisern unterbunden, die Spielfigur lässt sich durchgängig enorm präzise genau so bewegen, wie man es ihr befiehlt. Zudem wurde das unsägliche „Sweet-Spot“-System aus Battlefield 1 in den Mülleimer geworfen, wo es hingehört. Wie DICE auf die Idee kam, Waffen keine lineare Abnahme der Schadenswirkung über steigende Entfernung zu verpassen, sondern verschiedenen Scout-Gewehren einen individuellen „Sweet-Spot“ einzuprogrammieren (also einen völlig frei erfundenen Abstand, bei dem ein einzelner Nichtkopftreffer einen Gegner erledigt) wird eines der großen Rätsel der Spielegeschichte bleiben.

 

Die Spotting-Mechanik wurde ebenfalls verändert: Statt durch Drücken von „Q“ können wir Gegner nur mehr dann für das eigene Team markieren, wenn wir auch einen direkten Treffer landen. Musik in den Ohren vieler Battlefield-Fans unter denen das alte System teils als „Cheat“ verschrien war.

Überraschungshit: Die Flugzeuge

Wer nun glaubt, dass die Fahr-und Flugzeuge in Battlefield V zu kurz kommen, sollte sich nicht täuschen lassen. Zwar könnte DICE noch verstärkt große Maps nachlegen, was sie im übrigen mit dem Gratis-DLC „Last Tiger“ und der Map „Panzersturm“ bereits getan haben, aber auf den bereits vorhandenen Karten lässt sich vor allem eines sagen: Die Flugzeuge zu steuern macht unglaublich Spaß. Ähnlich wie die Infanteriegefechte fühlen sich die „Dogfights“ und „Straferuns“ der verschiedenen Zweiflügler enorm präzise an. Ein möglicher Kritikpunkt: Die Bomber könnten mitunter etwas zu stark sein. Zwar ist es immer schwierig zu sagen, ob „Air“ nun zu stark ist in einem Battlefield, oder ob das eigene Team einfach eine Phobie vor den auf der ganzen Karte verteilten Flakgeschützen und Flugabwehrpanzern hat. Oft hat ein Pilot im Gegnerteam eine lächerliche K/D und auf der eigenen Seite sieht man leere Flak um leere Flak. Ähnlich wie andere Teamspiele scheint Battlefield V nicht nur Teamspieler anzuziehen.

Neben der Steuerung überzeugt auch die grafische Umsetzung der Flugzeuge auf ganzer Linie.

 

Spielmodus versus Mapdesign

Die Maps von BF V wurden durchgehend so entworfen, dass sie für sämtliche Spielmodi verwendet werden können. Doch die klassischen Conquest-Maps, in denen auf einer ganzen Karte verteilte Eroberungspunkte gehalten werden müssen, und die lineareren Spielmodi wie Frontlines und Breakthrough (ehemals Rush), bei denen Zone für Zone erobert werden muss, sind nicht zwingend kompatibel. Vor allem in Battlefield 1 hat der Conquest-Modus dadurch an Attraktivität und Spielerzahlen eingebüßt, weil die Maps schnell langweilig wurden. In Battlefield V ist das Problem nach wie vor vorhanden, mit einem großen Unterschied. Die einzelnen Maps sind mitunter die stärksten seit Battlefield 3. Großes Highlight ist hierbei die Afrikakarte „Hamada“, die größte Map bisher, und obendrein elegant im Design. Es ist DICE oft gelungen, die linearen Bausteine für Frontlines und Co. in die großen Conquest-Versionen der Maps zu integrieren, große Ausnahme ist Narvik, welche die genannten Probleme linearer Conquestmaps eindringlich vorzeigt. Grafisch bieten die Karten viel Abwechslung und führen uns von der afrikanischen Wüste über die Ardennen nach Norwegen. Randnotiz: Die Bergkarte Fjell 652 bietet zwar ein cooles Setting und spannende Infanteriegefechte, die unzähligen Kartengrenzen (Zurück ins Gefecht oder du stirbst in Zehn, Neun, Acht, …) an den Berghängen, die verhindern sollen, dass Spieler auf die Berggipfel klettern um Positionsvorteile zu ergattern, sind nervig und ein hässlicher Klotz am Bein des Mapdesigns. Was große Maps angeht stellt in Battlefield seit 2011 immer noch das Armored Kill DLC für Battlefied 3 die Referenz dar.

Auch Hamada ist jedoch nicht ganz unschuldig, was lineares Design angeht. Man beachte die gerade Linie vom britischen Startpunkt zu Flagge G. Allerdings wird das Problem durch die verdrehte Lage des deutschen Startpunkts rechts unten etwas ausgeglichen.

Etwas magerer Umfang, ABER

Von den Entwicklern wurde immer wieder kommuniziert, dass man bei Battlefield V einiges anders machen wolle. Lootcrates und kostenpflichtige DLC’s sollen der Vergangenheit angehören. Das bedeutet, dass Battlefield die nächsten Jahre kontinuierlich von DICE mit kostenlosen neuen Karten und Spielmodi versorgt werden soll. Das tröstet über den schlussendlich nicht gerade üppig ausgefallenen Umfang der Retailversion etwas hinweg. Geplant sind Erweiterungen, die einigermaßen chronologisch den Zweiten Weltkrieg abbilden sollen. Bisher sind nur deutsche und britische Truppen spielbar, also gibt es noch viel ungenutztes Potential. Ein Battle-Royale Modus namens Firestorm ist ebenfalls für 2019 geplant. Am 6. Dezember veröffentlichte DICE das erste dieser Updates. Auf der neuen Karte Panzerstorm können bis zu 20 Panzer gleichzeitig auffahren. Sie befindet sich größentechnisch auf der selben Ebene, wie die bereits veröffentlichte Karte Hamada und das Gameplay kann ebenfalls mithalten. DICE, bitte weiter so! Neben dem Multiplayermodus besitzt Battlefield seit einigen Teilen auch einen Singleplayermodus. Wie erwartet ist der größtenteils eher mau verglichen mit dem Multiplayer, mit einer einzigen Ausnahme.

Ein vielleicht etwas banaler Kritikpunkt: Bereits in Battlefield 1 entschied sich DICE für ein enorm steriles Menüdesign. Das erweckt auch in Teil V nicht gerade Zweite Weltkriegs-Stimmung. Ein etwas raueres Menü hätte uns auch gefallen, aber schlussendlich hat es keinerlei Einfluss auf das Gameplay (oder unseren Test).

Wie der letzte Tiger die Warstories gerettet hat

Mit Battlefield 1 ist DICE im Singleplayer auf ein Episodenartiges Erzählmodell umgestiegen. Anstelle einer langen Kampagne wurden mehrere kleine „Warstories“ von verschiedenen Kriegsschauplätzen erzählt. Grundsätzlich keine schlechte Strategie, waren die Singleplayerhandlungen von Battlefield 3 und 4 doch alles andere als atemberaubende Epen. Im großen und ganzen waren die „Warstories“ aber wenig mehr als ein kleines Extra und auch die verschiedenen Handlungen unterhielten zwar für einige Stunden, aber eine große Erweckung waren sie nicht. Battlefield V besitzt das selbe Modell der Warstories und damit auch dieselben Schwächen. Immerhin wurde versucht möglichst unbekannte Schauplätze in den Singleplayer einzubauen. Einmal sind wir norwegische Widerständlerin und versuchen das Atomprogramm der Nazis zu sabotieren, an anderer Stelle sind wir ein britischer Sträfling, der zu einer halsbrecherischen Mission nach Nordafrika ausgeschickt wird um seine Strafe zu tilgen. Nur eine der „Warstories“ sticht aus der Masse heraus. „Der letzte Tiger“ ist mit dem Dezemberupdate veröffentlicht worden. Die Handlung dreht sich um die Besatzung eines deutschen Tigerpanzers in den letzten Wochen vor Kriegsende. Ohne viel zu verraten: Hier ist DICE ein kleines Meisterwerk gelungen. Die Verzweiflung der deutschen Wehrmachtssoldaten, ihr innerer Kampf angesichts der aussichtslosen Situation und der ständig ausgegeben, fanatischen Durchhalteparolen, das Hängen und Erschießen von Deserteuren, der Volkssturm, bei dem 16-Jährige in den Kampf eingezogen wurden. Hier kommt viel zusammen und ist zum Teil nicht leicht zu verdauen. Für einen Triple-A Kommerztitel ist „The Last Tiger“ ein gewagtes Manöver. Respekt an die Entwickler und hoffentlich sind jetzt endlich jene still, die es für nötig befanden, sich über mangelnde Authentizität zu beklagen.

Immerhin ist der Ausflug nach Norwegen in der zugehörigen „Warstory“ eine Abwechslung zum 200. D-Day. Pluspunkt: Die Vertonung ist in der jeweiligen Originalsprache umgesetzt, hier lesen wir die englischen Untertitel des auf Norwegisch geführten Gesprächs.

Technik

Ein großer Werbepunkt zu Release war auf technischer Seite der Raytracing-Support für die aktuelle Nvida RX2000-Reihe. (Leider hat der gnädige Tester keine solche Karte in seinem Besitz.) Raytracing, also das Rendern von Lichtstrahlen und Reflektionen in Echtzeit, ist aber auch für die stärksten Nvidia Karten eine enorme Belastung. Für die meisten Systeme ist der Raytracing Modus daher im Multiplayer von eher eingeschränkter Bedeutung, zumindest vorerst. Abgesehen davon läuft Battlefield V enorm gut. Für echte Shooter-Enthusiasten lässt sich der „Minimal-Latency“-Modus aktivieren, der alle Grafikeinstellungen auf das absolute Minimum senkt und auch einige andere Optimierungen für die Performance bereit hält. Das ist aber auch auf Mittelklasse-Systemen meist nicht nötig. Mit einer GTX 970 konnte das Spiel auch auf hohen Einstellungen und Full-HD ordentlich mit über 60 FPS dargestellt werden. Für einen ausführlichen Test mit verschiedensten Systemen verweisen wir allerdings auf die Kollegen von Gamestar.

Gerade in Gefechten auf engem Raum kann eine instabile FPS-Rate zu sehr viel Frust führen.

Fazit

Battlefield V ist ein richtig guter Shooter geworden. Nahezu jeder Shooter-Fan wird etwas finden was ihm gefällt. Dennoch ist es schade, dass DICE nach wie vor hinter den eigenen Erwartungen und Ansprüchen, die vorangegangene Teile aufgestellt haben, etwas zurückbleibt. Allerdings geben die laufenden kostenlosen Updates Hoffnung, dass DICE auf viele Wünsche der Community in Zukunft eingehen wird und man auch langfristig viel Spaß an Battlefield V haben kann. Insgesamt gibt es von uns doch eine klare Kaufempfehlung.

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