Kreiml & Samurai: Zua in die Zukunft

Dass österreichischer Mundart-Rap noch lange nicht tot ist wurde am vergangenen Donnerstag im Linzer Posthof wieder einmal offenbart. Kreiml & Samurai aus der Bundeshauptstadt offenbarten aber auch, dass sie live wohl zum Besten gehören, was das Genre derzeit zu bieten hat. Die gut 600 Besucher waren jedenfalls mehr als happy mit diesem Konzertabend. 

Donnerstagabend, Linz, Hip-Hop, Abriss. So könnte man das Gastspiel der Wiener Rapper Kreiml & Samurai in vier Worten beschreiben. Samt neuem Album „Auf olle 4re“ im Gepäck waren sie angereist, um nicht nur dem Publikum, sondern auch dem Wirt im Posthof ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. „Zruck in die Zua-Kunft“ heißt die dazugehörige Tour nämlich – leider hat das dann der eine oder andere Gast etwas zu wörtlich genommen und nix mehr von dem Abend an sich mitbekommen.

Schade eigentlich, denn für Fans von Mundart-Hip-Hop war das nämlich ein sehr anhörbares Spektakel, wenn man sich auf die Art von Kreiml & Samurai einlässt. Aber auch die Supports konnten sich sehen lassen, auch wenn Monobrother leider nicht corona-, aber dennoch krankheitsbedingt passen musste. Zum einen Kizmet, der wie so viele Artists eine oberösterreichische Vergangenheit hat und mit „Asche“ seine EP live präsentierte. 20 Uhr an einem Donnerstag ist immer etwas undankbar, aber dennoch: solide, und auf jeden Fall einen Add zu jeder Hip-Hop-Playlist wert. MDK, oder anders formuliert „MochdaKopf“ aus der Steiermark war Supportartist Nummer #2, weiß, dass er live gut ankommt, und zelebrierte das auch. „Fensterlos“ heißt das wie die Kreiml & Samurai-Platten auf dem wie wir meinen sehr, sehr feinen Wiener Indie-Label Honigdachs erschienene Werk, mit dem er live gut punkten konnte. Wiedererkennungswert? Auch da – passt, gerne wieder!

Gekommen waren die Besucher aber dann doch wegen, nona, Kreiml & Samurai. Zuallererst: die Verpflegung in Reihe #1 war sicher die beste, die wir je gesehen haben. Oder, anders formuliert: so ein Jausenweckerl mitten im Gig hätte dann doch gut geschmeckt, nicht nur den Vorkostern auf der Bühne. Gepaart mit Bier, stilecht aus der Dose, ein lukullisches Highlight. Musikalisch? Wurde der viel zitierte „Schweinehund“ mehr als einmal überwunden. Wenn man schon nicht nach Lignano reisen darf, wurde zumindest hier das Setting zumindest für kurze Zeit an den Wiener Würstelstand in Lignano verlegt. Publikum textsicher und nicht „Lächerlich“, wurde quer durch die Diskographie performt. Vom „Schweinehund“ zu „Wuff Oink“ und „Auf olle 4re“, oder so. Tachinierern wird gehuldigt, die neuen Dinge sind, so sieht man deutlich, um einiges mehr aktuellen musikalischen Trends entsprechend, kommen aber live gut an. Brenk Sinatra als Producer kann man auch nicht leugnen. Rekordumsatz an der Bar, Happy Audience – was will man an einem Donnerstag mehr, als seinen „Schweinehund“ zu überwinden? Uns fällt nicht viel ein, das drüber gehen würde. Eine Käsekrainer im Konzertsaal wär halt vielleicht noch leiwand gewesen.

Fotos: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.