Garish Album Cover

Noch einmal mit Gefühl

„Wenn dir das meine Liebe nicht beweist.“ Kitschig? Nicht unbedingt! Wer Garish kennt, weiß, dass Sänger Thomas Jarmer oftmals sehr lyrisch und verschlüsselt textet. Vier mal wurde Garish bereits für den Amadeus Austrian Music Award nominiert, bisher sind sie immer leer ausgegangen. Vielleicht klappt es ja mit diesem Album. Hier ein kleiner Vorgeschmack.

Elf Titel zum Träumen, Genießen und sich einfach treiben lassen. Den perfekten Start zum Hörgenuss schafft das Quintett mit „Dann fass ich mir ein Herz“. Diese Mid-Tempo-Nummer überzeugt, wie alle Lieder auf der CD, durch eine leicht eingängige Melodie, die zum Mitsingen und Schunkeln anregt.

Leicht jazzig und eigenwillig instrumentiert kommt „Den Idioten zum Beweis“ daher. Mit Akkordeon im Hintergrund und fast schon flüsternder Stimme beginnt das Stück, steigert sich langsam, besticht durch seinen kraftvollen Refrain, um dann wieder mit verspielter Leichtigkeit abzuflauen. Der zweite Song, „Eisenherz“, ist nicht der Name eines Ritters, sondern ein Lied das sanft aber durch das imposant gespielte Schlagzeug und fast schon dramatische Streicher die Abenteuerlust weckt.

Auffallend, aber sehr originell, werden bei „Unglück trägt denselben Namen“ Trompetenklänge, Xylophon und Banjo gemischt. Dieses Lied wäre gut vorstellbar als Abschlusslied eines modernen Westerns, zumal eine mehrmals wiederholte Textpassage „außer Gefahr“ lautet. In zwei verschiedene Welten versetzt fühlt der Hörer sich bei „Zampano“ – und das nicht nur um des Titels Willen. Dieses rein instrumentale Stück ist durch die mexikanisch klingenden Trompeten und das doch eher heimische Akkordeon nicht nur einer einzigen Kultur zuzuordnen.

Das herausragendste Stück des Albums ist „Die Perspektive“. Dieses Lied fängt unglaublich ruhig an, explodiert aber nach kurzer Zeit geradezu. Der leichte Singsang gepaart mit ausdrucksstarkem Schlagzeug und Klavier lässt einen sich völlig in der Musik verlieren.

Bei „Wenn dir das meine Liebe beweist“ darf zur Abwechslung sogar mitgepfiffen werden. Ungewöhnlich? Schon, aber sehr gekonnt. Die zuckersüße Melodie wird hauptsächlich von Geigen getragen und weitere Streicher im Hintergrund runden den Sound optimal ab. Buschtrommelähnlicher Beat und eindringliche Töne – abermals mit Banjo und Geigen sowie Trompeten – zeichnen „Komm nie zu spät“ aus. Unvergleichlich ist „Spuck“. Moderner Minnegesang vermischt mit slawischem Folk lässt, mal ganz vom deutschen Text abgesehen, nicht auf die Herkunft der Musik schließen. Wunderschöne Klavierklänge und hauchzarte Worte lassen den Zuhörer bei „Die Wahrheit ist davon krieg ich den Mund nicht voll“ fast schon in Trance verfallen.

Einen würdigen Abschluss bildet „Wir Warten“. Schwungvoll und mit hörbarem Genuss holen Garish nochmals alles raus. Durch den finalen Satz „wir sind da“ bezeichnen die fünf eindeutig ihren Platz in der Musikwelt. Sie sind mit diesem Album musikalisch genau da wo sie hingehören: in der Topliga der österreichischen Indie-Pop-Bewegung.

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Foto: Garish