„Die bedrohen unsere Kultur“ – Menschenrechte in der Praxis
Von 8.11-6.12.2012 findet, donnerstags um 19:00 die Vortragsreihe „Menschenrechte in der Praxis“ im Linzer Wissensturm statt. Der Verein SOS Menschenrechte lädt, in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Linz, insgesamt vier ReferentInnen ein, die jeweils genauer auf ein Thema eingehen, auch Workshops werden angeboten.
Am Donnerstag, den 15.11., hielt Corinna Milborn einen Vortrag zum Thema „Asyl und öffentliche Meinung“. Alle vier Vorträge werden sowohl auf Radio FRO und DorfTV ausgestrahlt, und auch auf youtube hochgeladen.
Milborn schilderte in ihrem Vortrag, wie einerseits Medien öffentliche Meinungen prägen, und wie diese wiederum schon Politik machen. Slogans, Bilder und Metaphern beeinflussen den alltäglichen Diskurs.
Derzeit ist es in Österreich so, dass es ein großes Flüchtlingsheim in Traiskirchen gibt, indem, laut einem festgelegten Schlüssel, viel zu viele Asylwerber leben müssen. Die Bundesländer, die noch Flüchtlinge aufnehmen müssen, kommen teilweise mit absurden Ideen. In Salzburg sprach man davon, Container aufzustellen, die, aufgrund der Größe, kein menschenwürdiges Leben zulassen würden.
In ganz Europa kommen Asylwerber vorwiegend in Lagern unter, und „alleine das Wort ,Lager‘ müsste bei uns Europäern die Alarmglocken läuten lassen“, so Milborn.
Oftmals würden Leute zuhause Asylanten aufnehmen, dies ist jedoch in Österreich verboten. Trotzdem gibt es einige wenige Flüchtlinge, die bei Privatpersonen unterkommen. Ein Paradebeispiel ist das Dorf Riace, in Kalabrien (Süditalien). Durch die starke Abwanderung der einheimischen Bevölkerung, standen viele Häuser leer. Als ein kurdisches Flüchtlingsboot dort strandete, beschloss ein Lehrer, der mittlerweile Bürgermeister ist, den Flüchtlingen anzubieten in den leeren Häuser zu wohnen, bis ihr Asylverfahren abgeschlossen ist. In Riace führte man dann eine regionale Währung ein, um den Asylwerbern Arbeit in kleinen Werkstätten bezahlen zu können. Mit dem Riace Dollar kann man lediglich in dem kleinen Dorf und seiner näheren Umgebung zahlen. Dadurch florierte die Wirtschaft des kleinen Dorfes wieder stärker. Mehrere italienische Gemeinden haben dieses Projekt übernommen.
„Die bedrohen doch unsere Kultur“ ist ein Satz den man oft in Verbindung mit Migranten hört. Doch würden nicht die Flüchtlinge unsere Kultur gefährden, sondern unsere Art mit Hilfesuchenden umzugehen. Wenn man überlegt, dass die drei Schlagworte „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ in all unseren Verfassungen stehen, und sich jeder persönlich darauf verlässt, so ist es erschreckend, dass Flüchtlinge nichts von ihnen erfahren. Menschenrechte sollten für jeden gelten, und nicht davon abhängen, wo Menschen geboren werden.
Als Lösung des Problems sehe Milborn keine einfache. Sie glaubt jedoch, dass wenn sich die europäischen Länder das Ziel setzten, dass in 20 Jahren die Grenzen offen sind, würde das Problem gelöst werden. Menschen würden sich immer bewegen, wenn sie in einem Land keine Chancen sehen dort zu überleben, egal unter welchen Bedienungen sie fliehen müssten.
Würde die EU die Grenzen öffnen, würde sie zwangsläufig sich dafür einsetzen, dass in Afrika und Asien menschenwürdiges Leben für alle Einwohner möglich ist. Die EU würde aus diesem Grund keine Diktatoren mehr unterstützen oder dulden, und sich international stärker für Menschenrechte einsetzen.
Die Autorin des Artikels legt allen weiteren Interessierten nahe, zu den zwei kommenden Vortragsabenden im Linzer Wissensturm zu gehen, und sich Corinna Milborns Vortrag anzusehen. Dieser wird in den kommenden Tagen unterandrem auf Youtube zum Nachsehen bereitgestellt.