ANIMAL MAN: Das Tier in dir

Ist der Mensch die Höchste aller Schöpfungen? Viele werden diese Frage natürlich bejahen. Wissenschaftler haben jüngst herausgefunden, dass wir dennoch weitaus mehr Eigenschaften aus der Tierwelt in uns vereinen als bisher angenommen. Die Verwandtschaft zum Affen ist nebenbei weiterhin gegeben. Bei Buddy Baker geht die Evolution sogar noch ein Stück weiter.

 

Buddy Baker ist ein Superheld, der auf sämtliche tierische Fähigkeiten zugreifen kann. Die Kraft eines Bären, die Schnelligkeit eines Leoparden, die Stärke eines Löwen oder die Agilität eines Eichhörnchens – für ihn kein Problem. Doch sein Status quo ist alles andere als optimal. Er steckt mehr oder weniger in einer Identitätskrise, hat Probleme mit seiner Frau und seinen zwei Kindern und das Superheldendasein will er eigentlich an den Nagel hängen, doch ein Vorfall zwingt ihn dann doch, sich wieder das Animal Man-Kostüm überzustreifen. Neben all den Widrigkeiten, die sich anbahnen, muss Buddy auch noch feststellen, dass seine kleine Tochter ebenfalls ein Avatar der Tierwelt ist und ihre Fähigkeiten aufzukeimen beginnen. Das Leben der Protagonistin, es wird wie ein buntes Kaleidoskop aufgefächert.

Das DC-Comicuniversum wurde vor kurzem unter dem Banner „The New 52“ neu gestartet. Moderne Konzepte, frischere Ideen und Ansätze, neue Autoren und Zeichner – damit sollte dem Superman & Batman-Kosmos neues Leben eingehaucht werden. „Animal Man“ von Jeff Lemire (Text) und Travel Foreman (Zeichnungen) mag zwar einerseits nicht der prominenteste Titel unter den zweiundfünfzig neu gestarteten Heften sein, andererseits beginnt die Serie mit dem ersten Band „Die Jagd“ äußert vielversprechend.

Es ist nicht der typische Superhelden-Stoff, dem man in „Animal Man“ begegnet. In den späten 80ern gehöre die Reihe, unter der kreativen Ägide von Autor Grant Morrisson, zu den populärsten. Danach verschwand sie in der Versenkung. Die Rückkehr fällt nun spektakulär aus. Buddy Baker ist nicht unverwundbar, auch nicht unsterblich und er macht sogar riskante Entscheidungen, was ihn umso sympathischer macht. Im Verlauf der Story durchlebt er eine emotionale Achterbahnfahrt, die zwischen Lebenswille und Furcht, Verzweiflung und Jähzorn und dem Ekel vor dem eigenen Körper, der ein Eigenleben zu entwickeln scheint, hin und her pendelt.

„Animal Man“ vereint Form und Inhalt in ansprechender Weise. Der Band weiß über weite Strecken Spannung aufzubauen und eine Atmosphäre zu kreieren, die unbehaglich ist. Die Horrorelemente, die Lemire einstreut, überzeugen und machen Lust auf mehr, vermitteln auch ein sehr intensives Stimmungsbild. Dem herausragenden, flächigen Artwork von Travel Foreman gelingt es sehr gut, dem ruhelosen, getriebenen Animal Man Rechnung zu tragen, wobei eine vieldeutige Unangreifbarkeit bleibt, weil nicht sofort alles klar erscheint.
Eine der ungewöhnlichsten Serien unter den Superhelden.

ANIMALMAN
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Stefan Tomaschitz über „The New 52“ auf subtext.at
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