Schreie aus dem Dschungel
Ein gutturales “ROOOOTS, BLOODY ROOOOTS!” beendete den animalischen Auftritt der brasilianischen Death Metal-Legende SEPULTURA. Zuvor konnten die Anwesenden auch noch hochkarätigen Support genießen: MORTILLERY, FLOTSAM AND JETSAM und LEGION OF THE DAMNED.
Den Auftakt lieferten die kanadischen Thrasher MORTILLERY, die rund um Sängerin Cara McCutchen eine verdammt gute Figur machten. Mit einer Dynamitmischung aus JUDAS PRIEST, VENOM und den frühen Gewaltakten von METALLICA knüppelten sie sich von einem Bühnenende ans andere. Der große Besucheransturm blieb zwar ob der frühen Startzeit von 18:40 Uhr aus, doch die wenigen Mutigen, die es schon so früh in die Arena getrieben hatte, wurden mehr als belohnt.
Für einen merklichen Anstieg in der Zuschauerdichte sorgten die Urgesteine des amerikanischen Speed/Thrash Metal – FLOTSAM AND JETSAM. Die Energie mit der die fünf betagteren Herren noch über die Bühne fegen, lässt so manche Metalcoreband blass aussehen. Besonders Sänger Eric A.K. stiehlt seinen Kollegen gerne mal die Show und quält seine Luftgitarre aufs Äußerste. Was da wohl rauskommen würde, wenn er eine echte Gitarre in die Finger kriegt?
Nach purem Thrash, über Speed Thrash, landete man nun bei Death Thrash. LEGION OF THE DAMNED. Optisch auf der Bühne recht unterhaltsam, ließen die Niederländer musikalisch etwas zu wünschen über. Gut, es kann nicht alles jedem gefallen – sonst wär’s ja fad! Immerhin roch es angenehm nach niederländischen Kräutern …
So gut die Supportacts des Abends auch waren, die wahren Helden blieben natürlich die Urgewalten in Person – SEPULTURA. Mit den donnernden Gewitterfronten, die Drummer Eloy Casagrande heraufbeschwor riefen die Brasilianer erneut zum Gefecht. “Trauma of War”, der Opener des neuen Albums mit dem sperrigen Titel “The Mediator Between Head and Hands Must Be the Heart”, eignet sich ebenso gut als Live-Auftakt und stellt eindrucksvoll unter Beweis, warum Senhor Casagrande eine der größten Bereicherungen für die Band ist, seit Max Cavalera durch Derrick Green abgelöst wurde.
Ebenfalls erneut beeindruckend Sänger Derrick Green. Mit seinen geschätzten 2,4 Meter Körpergröße ist der gebürtige Amerikaner eine Ausnahmeerscheinung für sich. Wo früher lange Dreadlocks ein bedrohliches Bild zeichneten, glänzt neuerdings eine Glatze, die Mr. Green nun endgültig für die Erstbesetzung eines Horrorslashers qualifizieren könnte. Die unglaubliche Stimmgewalt, die den 43jährigen weltweit zu Ruhm verholfen hat, tut dabei ihr übriges.
Musikalisch hatten SEPULTURA sicher schon bessere Momente, setlistmäßig jedoch ließen sie keine Chance aus zu begeistern. Besonderes Schmankerl war ohne Zweifel die (angeblich) erste Livepräsentation des NEW MODEL ARMY-Covers “The Hunt”. Bleibt nur zu hoffen, dass es nicht das letzte Mal war, dass man diesen Hammersong live hören darf. Gewissheit hat man beim nächsten SEPULTURA-Konzert, für das es bereits jetzt schon eine absolute Hingehempfehlung gibt!