LANA DEL REY: Cruise to the blues (mit Gewinnspiel!)
Weicher Kern ohne harte Schale: Auf ihrem dritten regulären Album „Honeymoon“ verzichtet Nachtschattengewächs Lana Del Rey auf augenscheinliche Hitsingles, konzentriert sich lieber auf die Albumlänge im klassischen Sinn und döst, schaukelt und schwingt sich von einem Song zum anderen. Der weibliche Lolita-Popstar der Manisch-Lethargischen hat es gern rein, zeit- und schwerelos.
Diese Flitterwochen sind trügerisch und sie nehmen uns mit nach Los Angeles, an den Wilshire und den Pico Boulevard, wo sich die Gebrochenen tummeln. Wir fahren durch die Straßen von Santa Monica und Beverly Hills und legen nach einer langen Fahrt eine Pause in Miami ein. Wir hören Billie Holiday, während wir die Jungs und Mädels, die Reichen und Schönen am Strand durch unsere Retro-Shades beobachten. Anschließend übernachten wir im berüchtigten Hotel California, wo wir uns unseren Ängsten und Sehnsüchten endgültig stellen…
Herzlich willkommen im alten Hollywood. Liebe und Obsession gehen hier Hand in Hand und „Honeymoon“ zielt genau darauf ab. Inhaltlich ist alles sehr genau konstruiert, die Orte und Namen aus den Staaten und kulturelle Anspielungen könnten akkurater und spezifischer nicht sein. Musikalisch hingegen scheint es eine Ewigkeit zu dauern, bis überhaupt ein Refrain, eine Melodie, eben etwas Greifbares, stehen bleibt und einen abholt. Ihr Debüt „Born To Die“, mit all den Glanzstücken wie „Blue Jeans“, „Summertime Sadness“, „Dark Paradise“ oder„Video Games“, wirkt entrückt und weiter weg als jemals zuvor. Dass, was sich auf „Ultraviolence“ bereits angedeutet hat, wird hier perfektioniert.
Dreizehn melancholische Litaneien in Zeitlupe und ein Cover sorgen auf „Honeymoon“ dafür, dass man sich fühlt, als wäre der Schwanengesang nicht mehr weit von einem entfernt. Bloß keine Hektik, das Gefühl, ob gut oder schlecht, vollends auskosten und nur die Ruhe bewahren, anstatt einem dubiosen Zeitgeist hinterherzulaufen, wenn die Sehnsucht hereinbricht. Mitunter hört sich Lana so an, als wäre sie der letzte Mensch auf Erden und müsse ihre Songs in die Leere hinaus singen, vor der sie zu fliehen versucht. Auch Gespräche mit Gott („God Knows I’ve Tried“, „Religion“) helfen nicht.
Elegante wie ausladende Arrangements tragen dazu bei, dass es immer weiter abwärts geht. Lieder wie „Art Deco“, „Blackest Day“ oder „High By The Beach“ gerinnen zu gehauchten Glasuren. „Honeymoon“ ist ihr „The Downward Spiral“. Mit Songwriting-Partner Rick Nowles hat die 30-Jährige eine perfekt dramaturgische Einheit geschaffen, die vollkommen erscheint, weil es weder links noch rechts Ausreißer gibt. Diese Lethargie, die sie seit den Anfängen kunstvoll drapiert hat, ist mit dieser Platte endgültig als Stilmittel etabliert und kultiviert. Dass Leid dazu in der Lage ist, Glücksgefühle auslösen, ist bei Lana Del Rey nicht mehr von der Hand zu weisen.
Das Gewinnspiel ist beendet.
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