GOSSIP: Dick im Geschäft

Und auf einmal hat es Klick gemacht: Mit beneidenswerter Unbeschwertheit hat sich Beth Ditto heimlich, still und laut vor drei Jahren in die Herzen der Menschen gesungen. Immer eingängig, nie einfältig. Dieser Triumph bringt das Trio jetzt in die Bredouille. „A Joyful Noise“ bietet nichts Neues, aber Überzeugendes und Schwungvolles aus dem Hause Gossip.

Die Einflüsse aus Punk mussten mittlerweile noch mehr Federn lassen, doch im Grunde hat sich bei Gossip nicht viel getan. Sie up-daten ihre Wurzeln mit noch mehr Synthie-Elementen. Vom Indie-Groove der frühen Tage zum Disco-Pop der Gegenwart, das sind längst keine großen Entfernungen mehr. Produzent Brian Higgins macht die Dinge nicht wesentlich anders als Rick Rubin, der das letzte Gossip-Werk „Music For Men“ produziert hat – das Ergebnis klingt dennoch unterschiedlich. Überraschen können Gossip mit „A Joyful Noise“ kaum, aber sie bedienen immerhin die Erwartungen. Das unwiderstehliche „Move In The Right Direction“ ist exemplarisch und gibt die Richtung der Platte vor. Viel Klimperklavier!

Beth Ditto hat es nicht verlernt, die potenziellen Hits und Gossip-Ohrwürmer so lange platt zu treten, bis sie sitzen. Der Körper muss tanzen und aus. Sie verpasst Songs wie „Casualties Of War“, „Into The Wild“ und „Love In A Foreign Place“ die nötigen Euphorieschübe, die sie über das Mittelmaß heben. „Get Lost“ klingt wie ein Kind der 90er, „Perfect World“ kriegt mit seinem ausschweifenden Refrain spätestens nach dem dritten Durchgang jeden und „Involved“ und „Melody Emergency“ knistern hocherotisch.

Trotz alledem hofft man, Gossip würden mit etwas Außergewöhnlichem um die Ecke kommen, wie damals bei „Standing In The Way Of Control“ oder „Heavy Cross“. Keine Knicke an der falschen Stelle, keine Krümmung – manchmal wirkt das Gesamtbild kalkuliert und ein bisschen wie aus der Retorte, nicht ganz so aufregend wie früher. Dabei sind die Botschaften keinesfalls unterschwellig. „Girl, you better get a job, oh girl, you need to work real hard“ jauchzt Ditto in „Get A Job“.

Überraschen können Gossip mit „A Joyful Noise“ kaum – aber sie bedienen die Erwartungen. Ein Album, welches das Rad nicht neu erfindet, aber immerhin weiß, wie es gedreht wird.

Facts:
Gossip – A Joyfull Noise
Gesamtspielzeit: ca. 44 Minuten
Columbia (Sony Music)

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gossipyouth.com
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Foto: Sony Music, Rankin

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