Fair Pay for Streaming Protest
Foto: Patrick Perkins

Streaming: Fairplay für Künstler*innen

Europäische Initiative für eine gerechte Verteilung am Streaming-Markt. Musiktitel aus der eigenen Playlist abspielen und dabei Lieblingskünstler*innen finanziell unterstützen? Derzeit noch nicht ganz so einfach. Denn die Kunstschaffenden sind im digitalen Musiksektor selten die Gewinner. Das will das Europäische Parlament nun ändern.

Dazu wurde zuletzt auf EU-Ebene in Straßburg mit großer Zustimmung eine Entschließung verabschiedet, die eine Neuordnung des Streaming-Marktes und eine umfassende europäische Strategie für die Musikindustrie vorsieht. Berichterstatter Ibán García Del Blanco selbst sieht im wachsenden Streaming-Angebot zunehmend Ungleichgewichte, die korrigiert werden müssen. Der Bericht drängt demnach auf eine gerechtere Verteilung der Einnahmen aus dem Musik-Streaming und verlangt Transparenz in Bezug auf europäische Werke sowie KI-generierte Inhalte.

Derzeit entfallen 67 % der weltweiten Einnahmen der Musikbranche auf Streaming-Plattformen. Das Paradoxe: die Mehrheit der Künstler*innen, auch jene, mit mehreren Hunderttausend Streams, können am Ende nicht davon leben. Während große Labels und prominente Künstler*innen überproportional profitieren, bleiben weniger bekannte Kunstschaffende, wie Texter & Komponisten auf der Strecke. Das liegt daran, dass derzeit Zahlungen von Konsument*innen in einen Topf geworfen und nach Anzahl der Streams verteilt werden. Unabhängig davon welche Musiktitel persönlich abgespielt werden.

Hören Sie beispielsweise nur Musik eines regionalen und weniger bekannten Künstlers, landet Ihr Geld für das Abonnement dennoch zum größten Teil bei prominenten Künstlern.

Auch deutsche Persönlichkeiten aus der Kunstszene machen darauf aufmerksam. Christoph Annen, Gitarrist bei AnnenMayKantereit und Vorsitzender im Verband Freier Musikschaffender „Pro Musik“, betont in der Pressekonferenz „die Notwendigkeit nutzungsorientierter Vergütungsmodelle für die kulturelle Vielfalt der EU“. Mit ihm zu Wort haben sich die Musikschaffende Balbina Jagielska, Repräsentantin der Akademie für Populäre Musik „Polyton“ sowie der Komponist Matthias Hornschuh, gemeldet. Die Nutzungszentrierung soll Diversität und regionale Vielfalt am Streaming-Markt fördern.

Mehr Transparenz am Streaming-Markt

Die Abgeordneten streben nun eine Überarbeitung der „prä-digitalen Lizenzgebührensätze“ an. Ein weiterer Fokus liegt auf den Metadaten und Algorithmen der Streaming-Dienste. Es soll transparent und nachvollziehbar sein, nach welchen Kriterien Musik und weitere Angebote auf den jeweiligen Plattformen empfohlen werden. Diese müssen gegebenenfalls auch eine Anpassung durchlaufen, damit auch europäische und regionale Werke sichtbar gemacht werden. Zudem wird nachgeschärft, wenn es um die Kennzeichnung von KI-generierten Werken geht. Vor allem sollen Informationen offengelegt werden, auf welchen Original-Werken die neuen Songs, „komponiert“ durch KI, basieren.

In Bezug auf die Verwendung menschenerzeugter Musik durch KI-Modelle und die Veröffentlichung künstlich generierter Werke auf Plattformen besteht sowohl unter Abgeordneten als auch Künstler*innen noch erheblicher Diskussions- und Regelungsbedarf. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass in dieser Legislaturperiode nicht nur in Bezug darauf, sondern auch hinsichtlich des verabschiedeten Initiativberichtes zur gerechten Gewinnverteilung des Europäischen Parlaments noch viel passieren wird. Denn im Juni 2024 (Hinweis: Europawahlen) wird das Europäische Parlament neu gewählt. Frühestens 2025 könnte demnach mit legislativen Maßnahmen zu rechnen sein.