Ahoi! Pop 2015 – Leinen Los!
Anfang November, seit ein paar Jahren Fixtermin in der kleinen, aber manchmal umso feineren Linzer Konzertlandschaft: das Ahoi!Pop-Festival im Linzer Posthof. Heuer über fünf Tage lang geben sich großteils internationale Acts die Mikrofone auf der Bühne in die Hand.
Das Ahoi! Pop-Festival hat schon vieles gesehen. Überragende Performances von Acts wie Austra, Palma Violets, Thees Uhlmann – und auch tragische Geschichten wie den leider in negativer Art und Weise denkwürdigen Badly Drawn Boy-Gig. Es hat damals noch Newcomer wie die Mighty Oaks genauso gesehen wie internationale Superstars, wie St. Vincent. Schon anhand dieser kleinen, alles andere als vollständigen Auflistung kann man erahnen, wie breit gefächert die bunte Welt der Popkultur ist. Auch heuer haben sich die Booker vom Posthof wieder umgesehen, um eine kleine Reise durch ebendiese Welt zu schaffen.
Gleich fünf Tage lang wird Linz zum Schauplatz der Popkultur. Den Anfang am ersten Tag machen niemand geringeres als Calexico. Die US-Combo tourt zur Zeit nicht nur mit „Edge of the Sun“, sondern bringt auch gleich den Sonnenschein am ersten Festivaltag ins nebelige Österreich. Support dabei kommt von Gaby Moreno – auf diese Stimme darf man sich freuen. Abgerundet wird der erste Tag durch das Laming Hips DJ-Team – alte Shy-Freunde wissen, warum man da zuhören darf! Insgesamt also kein Wunder, dass die Ouvertüre fast ausverkauft ist.
Dass ein gutes Stück Musik nicht nur aus der Ouvertüre besteht, ist in der Klassik kein Geheimnis mehr. Dies kann man getrost auch auf das Ahoi!Pop-Festival ummünzen. Dass die Qualität sinkt, muss man hier aber nicht befürchten. Am zweiten Tag präsentiert der Headliner, BOY, seine neue Platte, „We Were Here“. Das Duo aus der Schweiz hat wohl mit dieser Platte endgültig den Durchbruch geschafft. Bitte, bitte, geht da hin – ihr werdet es nicht bereuen! Daneben gastieren noch GANES aus Südtirol, die schon mal im Posthof zu Gast waren, und dieses Mal hoffentlich, zumindest was die Besucherzahlen betrifft, mehr Zuspruch kriegen. Das australische Duo HUSKY ist auf jeden Fall etwas für Indie-Folk-Pop-Fans, und Matthew E. White ist definitiv nirgends einzuordnen. Frisches Blut sozusagen, wie seine Platte „Fresh Blood“ auch beweist. Am besten einfach selber anhören!
Soweit also zu Tag 2. Weiter also zur Halbzeit. Tag Drei. Der Wartet nämlich mit dem musikalisch wohl spannendsten Tag auf. Jose Gonzalez gastiert in Linz. Klingt wie ein Nebensatz? Nein, also nochmal: JOSE GONZALEZ GASTIERT IN LINZ! Dass der Schwede (ja, wirklich!) nach Österreich kommt, darf man getrost als kleine Sensation bezeichnen. Einer der wenigen Artists, der Wohnzimmerkonzert-Atmospähre auch in große Hallen bringen kann. Einer, dessen Stimme absolut jeden verzaubern wird, und einer, den man unbedingt auf seiner Konzert-Bucket-List haben sollte. Genauso wie Konstantin Gropper alias Get Well Soon. Der Mannheimer schafft den Spagat zwischen Düsteren Arrangements und ausgefeilten Instrumentalteilen wie kein anderer. Schreibt auch oft Filmmusik – und für all jene, die nicht glauben, dass er überall akzeptiert wird: das letzte Casper-Album hat er auch produziert. Daneben gibt es noch GRAMATIK. Nein, keinen Deutschkurs. Der gebürtige Slowene kommt eigentlich aus dem Hip-Hop, ist aber nicht abgeneigt, auch andere Genres zu bedienen. Zuletzt mehr im elektronischen Bereich unterwegs, wird er nach Jose Gonzalez einen kleinen Stilbruch auf die Bühne bringen. Man darf gespannt sein!
Wer dann noch nicht genug hat, hat vor allem eines: alles richtig gemacht! Denn am Freitag gehts zur Sache. Das Konzert, das auch Posthof-Musikchef Gernot Kremser (siehe Interview unten) jedem empfiehlt. Die Strahlemänner von Friska Viljor treffen auf den wohl besten Singer/Songwriter, den Linz in den letzten Jahren gesehen hat: FINK. Fin Greenall komponierte schon für alle möglichen Größen, ist aber auch selbst einer der spannendsten Pop-Acts der Welt. „Hard Believer“ heißt die aktuelle Platte, und ist so facettenreich wie nur was: Dub, Blues, Gitarre, und die unverwechselbare Stimme. Wird Top!
Genauso Top wie Friska Viljor. „Let’s do something out of the ordinary!“ – und eines ist ein Konzert der Skandinavier sicher nicht: gewöhnlich. Eine Freude auf der Bühne, tanzende Meuten, und einfach sympathische Leute sind sie, Daniel und Joakim. Die Klabautermänner kriegen auch nach Konzertende selten genug – und laden danach gleich noch zur Afterparty ins SOLARIS! Daneben ist der Abend noch nicht vorbei – da wären nämlich noch „Champs“, die das genaue Gegenteil von Friska Viljor sein werden. Laid back. Und „New Native“ aus Niederösterreich bringen auch ein bisschen Österreich ins Programm. Wir meinen: schauen sie sich das UNBEDINGT an!
https://www.youtube.com/watch?v=i3OplPtum2A
Samstag, das große Finale naht. Quasi als Einstimmung gibt es da noch einen Gig von Sarah & Julian am Nachmittag im The Genuine in der Linzer Innenstadt. Dem Deutsch/Amerikanische Duo darf man gerne eine Chance geben, bevor es am Abend im Posthof noch mal ein letztes, so richtig großes Aufbäumen gibt. Zum einen mit „Like Elephants“ – die am Lautstark-Contest den Slot gewonnen haben. Nicht umsonst sagt man sich: wäre die Truppe nicht aus Grieskirchen, sondern aus Brighton – man würde sie relativ groß auf diversen Festivalplakaten sehen! Danach beweisen JAWS, dass aus Birmingham auch gute Musik kommen kann. Britpop meets Indie meets 2015 – die wird man bald auch auf großen Bühnen sehen!
Danach folgt mein Lieblingsact. Man mag es auf meine tragisch-ironische Zuneigung zu Harnflaschen zurückführen, man mag es auf die gewollte Unkonventionalität schieben – aber Schnipo Schranke machen einfach Spaß. Daniela Reis und Friederike Ernst singen nicht nur von Schränken und Pisse, sondern nehmen sich selber nicht immer ernst. Gottseidank! „British Sea Power“ kennt in hiesigen Gefilden noch kaum jemand. Macht nix – denn auf der Insel sind sie längst eine gemachte Band. Hier gelten sie noch als Geheimtipp. Betonung auf Noch. Im Gegensatz zu Tocotronic – der Inbegriff der Hamburger Schule hat schon ein paar Jährchen auf dem Buckel. Dirk von Lowtzow und Co sind mit dem „roten Album“ aber auch 2015 noch angesagt. Am Ahoi! Pop-Festival werden sie um Mitternacht das Ende einer musikalisch hochkarätigen Woche einläuten – man sieht sich!
Was Posthof-Musikchef Gernot Kremser vom Ahoi!-Pop-Festival hält, was Popkultur für ihn bedeutet, und warum er sich ganz besonders auf das Ahoi!-Pop-Musikfestival freut, hat er uns im Interview in unserer junQ.at Music Station auf Radio FRO verraten:
AHOI! POP MUSIKFESTIVAL
3.-7. November, Posthof Linz
Mehr Infos und Tickets unter ahoi.posthof.at