William Fitzsimmons: beim Barte des Propheten!

Nach dem fulminanten Erfolg der „Posthof Summer Sessions“ im Linzer Rosengarten am Pöstlingberg im vergangenen Jahr lud das Linzer Kulturhaus heuer zur Neuauflage. Beim ersten von zwei Konzerten gastierte der wohl sympathischste Bartträger aus Illinois, William Fitzsimmons, mit neuem Material im Gepäck in Linz. Ein leiser, intimer Konzertabend, der wenige Wünsche offen ließ. 

Supportact gab es natürlich auch. Der bestand in Charlie Cunningham, stammend aus Bedfordshire, Großbritannien. Er bot mehr als solide Singer/Songwriter-Kost, war wie so viele Künstler vom stimmingen Ambiente über den Dächern von Linz beeindruckt – und haderte wieder mal mit dem Support-Schicksal. Sorry, mit einer halben Stunde Setzeit, die noch dazu bereits um 19:30 begann, wo Viele gerade erst mal eintrudelten, kann man sich kein klares Bild von Künstlern machen. Eine zweite, längere Chance hat sich Charlie Cunningham aber jedenfalls verdient.

Nach kurzem Umbau betrat dann auch William Fitzsimmons die Bühne. „You can dance to this music, if you like. You’d be a fucked up person if you did, but go ahead!“ – ja, William Fitzsimmonds nahm sich nicht immer ernst im Rahmen seines Konzertes. Traurige Musik macht er, meint er. Tatsächlich – man hätte die berühmte Stecknadel im Heuhaufen hören können, so leise, zerbrechlich und doch kraftvoll kommt er live rüber. Gemeinsam mit Begleitmusikerin Abby Gundersen, die, wie er nicht müde zu erwähnen,  leider um einiges attraktiver als er und noch dazu verlobt ist, bietet er eine Reise tief in die Abgründe der Gefühlswelt. Egal, wenn es um „Lions“, das ältere Album, oder um „Pittsburgh“ und „Chaleoi: Pittsburgh Vol. 2“, die aktuellen Platten, geht – Fitzsimmons versteht es, mit Emotionen zu spielen. Auch wenns dann halt immer die traurigen sind. Highlight am Anfang: „A Part“, wo dann auch familiäre Belastungen verarbeitet wurden. Wenn dann doch mal eine Länge auftritt, wird gekonnt ein Katy-Perry-Cover von „I kissed a girl“ performt – dramaturgisch richtig, musikalisch sicher besser als das Original. Es folgen: „People Change Their Minds“, das noch immer unglaubliche „I don’t feel it anymore“, und Zugaben im Publikum. „Beautiful Girl“ inklusive – so entlässt dann William Fitzsimmonds einen staunend zurückbleibenden Konzertbesucher in den lauschigen Montagabend. Ganz, ganz große Darbietung!

Foto: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.