Hubert von Goisern: es brennt nu immer

Hubert von Goisern – ein Künstler, der nicht erst seit seiner 2015 erschienenen Platte „Federn“ polarisiert. Kaum jemand wird sowohl von Bierzelt-Besuchern als auch Alternative-Hörern gleichermaßen gehört. Im Quasi-Heimspiel im Linzer Posthof wurde am vergangenen Dienstagabend einmal mehr klar: Abnützungserscheinungen lassen sich bei Hubert Zwar-nicht-nur-aber-auch-aus Goisern nicht erkennen.

Dienstagabend, der Saal fast ausverkauft, der Altersschnitt (milde geschätzt) bei 50: Hubert von Goisern zieht noch immer. Ein Künstler, der auch schon Jahrzehnte in Österreich und der – immer weiter gewordenen Umgebung – unterwegs ist. Auch nach Louisiana hat es ihn verschlagen, und seine Einflüsse sind mit den Jahren immer weiter gewachsen. Auch wenn das protestantische „Amazing Grace“ bei Katholiken halt so gar nicht ankommt, man nimmt dem Oberösterreicher mit dem urigen, ihm eigenen Schmäh immer noch ab, zumindest fast immer Spaß an seinem Schaffen gehabt zu haben. Ziehharmonikas werden durchgewechselt wie anderswo die Gitarren, und die mittlerweile eingespielte Band, erweitert um einen amerikanischen Gast, erweist sich als absolutes Profi-Ensemble, das ihre Instrumente beherrscht.

Hubert von Goisern ist neben älter auch blues-lastiger geworden. Wobei er dann doch seine ganz eigene eingeösterreicherte Art des Blues pflegt. Kleine Längen in der Setlist und ab und an ein Solo zu viel verzeiht man da auch mal. Das Publikum? Lauscht andächtig, wacht aber dann doch erst zur – klar – ersten Zugabe „Brenna Tuats“ so richtig auf. Dazwischen artiges Klatschen, manchmal auch auf jeden Fall berechtigte Begeisterung. „Weit Weit Weg“ funktioniert auch Jahrzehnte nach Entstehung noch immer prächtig, und mit der Ansage „Wir haben zumindest die Chance, zu zeigen, dass wir aus der Geschichte gelernt haben“, erntete er vor „Heast as nit“ zwar viel Applaus, aber auch skeptische Blicke. Hubert von Goisern verbindet, über politische, religiöse und gesellschaftliche Hindernisse hinweg. Zumindest für die zweieinhalb Stunden, die dieses Konzert gedauert hat. Allein dafür, aber fast noch mehr für die herausragend gute musikalische Leistung: thumbs up!

Foto: Christoph Thorwartl, Andreas Wörister

 

 

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.