Nintendos Meisterstück: The Legend of Zelda: Breath of the Wild
Gute, wenn nicht sogar sehr gute Spiele, gibt es viele. Doch wirklich unvergessliche Momente zu schaffen. mit passendem „Wow!“ Effekt, in welchen man absolut beeindruckt ist, gefesselt von der vorhandenen Welt des Spiels, und einfach erstaunt – das schaffen nur wenige. Doch „The Legend of Zelda: Breath of the Wild“ hat genau dies geschafft. Und das bereits in den ersten 5 Spielminuten!
Die neue Nintendo Switch mag kein großes Spieleangebot zum Release präsentieren können, dafür aber ein unglaublich gut gelungenes Steckenpferd. Die The Legend of Zelda – Reihe ist seit ihrem erstmaligem Erscheinen im Jahr 1986 schon immer Vorzeigebeispiel für erstaunliche, und wirklich gute Videospiele gewesen. Zelda war nie ein Grafikfeuerwerk, nie besonders innovativ, es war einfach stets ein Spiel das die Herzen berührt hat, wo man die Liebe der Entwickler als Spieler stets gefühlt hat. Und all dies ändert sich mit dem aktuellen Titel auch nicht – im Gegenteil: Nintendo hat hier vielen Publishern wieder einmal gezeigt, wie es richtig geht, ein Meisterwerk!
The Legend of Zelda: Breath of the Wild
Publisher: Nintendo
Entwickler: Nintendo
Plattformen: WiiU, Nintendo Switch
Metacritic-Score: 97 %
Preis: 64,99 / 59,99 €
Die ersten Sequenzen von Zelda: Breath of the Wild tragen die typischen Charakterzüge eines Zeldagames. Link erwacht, geweckt von Zeldas Stimme. Es geht daran, die ersten Schatzkisten zu öffnen, und sich einen Weg raus aus dem Wasser und der Höhle zu bahnen. Anschließend findet man sich auf einem hohen Berg wieder und macht seine ersten Schritte in dieser neuen, offenen, schier unendlich scheinenden Welt. Man bekommt einen ersten Einblick auf die vor einem liegende Welt, und sieht zum ersten Mal wirklich, wie sehr die Zelda Reihe seit 1986 gewachsen ist, und sich verändert hat.
Denn das hier dargebotene Hyrule ist einfach atemberaubend und umwerfend.
Ein visueller Meilenstein
Visuell ist Zelda: Breath of the Wild einfach ein absolutes Meisterwerk. Der Zeichenstil ist einzigartig und umwerfend, die Lichtstimmung stets wunderschön. Je nach Tageszeit ändert sich das ganze grafische Spielgefühl, und man fühlt das Verstreichen der Zeit, sowie die generelle Existenz von Tag und Nacht. Es wurden die verschiedensten Klimazonen in Szene gesetzt – ob Link durch ein Schneegebirge, hohes Gras, oder eine hitzige Lavawelt läuft – Hyrule sieht durch die Bank wunderschön aus, und die Übergänge zwischen den verschiedenen Zonen sind fließend und harmonisch.
Breath of the Wild ist im grafischen Bereich definitiv nicht so performance-lastig, detailliert und realistisch wie zum Beispiel das aktuelle Horizon Zero Dawn. Aber der hier dargebotene Stil ist so unglaublich toll umgesetzt worden, und vermittelt ein starkes Gefühl der Kombination von Liebe, Nostalgie, Abenteuer und dem typischen Zelda-Flair der vergangenen Spiele.
Im aktuellen Zelda wird dir das größte Hyrule geboten, das es je gab. Nintendo hat das Maximum aus dieser Welt rausgeholt und sie so groß gemacht, wie es die technischen Kompetenzen der Konsole zuließen. Die Welt ist wirklich enorm, und sehr unterschiedlich in ihren Bereichen.
Leider leidet Breath of the Wild doch etwas unter den schwachen technischen Möglichkeiten der Nintendo Switch. Denn so schön die Grafik auch aussieht, ein, zwei Ruckler und FPS Einbrüche gab es hier schon, wenn die Switch ans Ende ihrer technischen Leistung kam.
Hyrule: Das Land der unendlichen Möglichkeiten
Bei der Story verfolgt Nintendo definitiv die Philosophie „Never change a running system“ – denn die Grundstory bleibt auch in diesem Zeldaspiel zurecht unverändert. Wie sonst auch warten sowohl Zelda als auch die Welt Hyrule darauf von uns gerettet zu werden. Die Umstände sind diesmal aber ein bisschen anders: den anscheinend habe Link schon versucht unser aktuelles Hyrule zu retten – und sei dabei kläglich gescheitert, und hat sich dann einfach mal ne kleine 100jährige Runde schlafen gelegt.
Dies – und weitere Details, was denn eigentlich da in Hyrule passiert ist – bekommt man häppchenweise beim Erkunden der Welt vorgesetzt. Die Story selbst ist definitiv nicht die größte Stärke des aktuellen Zelda, an sich ist sie einfach „nur“ in Ordnung. Dies ist angesichts der riesigen Welt aber auch gut so – so wird der Spieler nicht komplett überfordert.
Die Art und Weise, wie die Story hier kommuniziert wird, ist dafür aber umso besser und liebevoller. Wir begegnen Wesen und Menschen, welche die Welt bevölkern – speziell ein gewisser alter Mann greift uns hier unter die Arme – und diese reagieren auf uns. Manche mögen uns, manche würden uns am liebsten mit unseren eigenen Bomben in die Luft jagen. Weiteres gibt es noch zahlreiche, wunderschön inszenierte Cutscenes in der Welt zu entdecken. So fügen sich langsam alle Puzzelteile zusammen.
In den besagten Cutscenes wird hier speziell Zelda toll in Szene gesetzt. Man entdeckt ihre Hintergrundgeschichte und gemeinsame Erinnerungen von der Prinzessin und Link.
Was mir hier besonders gut gefiel war die Tatsache, dass es zwar einen sehr feinen, roten Faden gibt – sprich die kleine Hauptstory, die dich leitet – man dieser aber nicht wirklich effektiv folgen muss. Es gibt in diesem Spiel grundsätzlich stets unterschiedliche Ansätze voranzukommen, Probleme zu lösen oder Monster zu besiegen. Man kann sich hier total in der Welt verlieren, und jeden kleinesten Zentimeter genau erkunden.
Es wird hier also jedem Spieltyp etwas geboten: Wer stur zum Ende durchsprinten möchte, kann dies gerne tun. Die eigentliche Tiefe öffnet sich aber erst, wenn man wirklich die Welt erkundet. Man wird dafür auch wirklich gut belohnt, in Form von Ausrüstung, Essen – oder ganz besonders: Erinnerungen. Man bekommt hier wunderschön inszenierte Cutscenes zu sehen, die die gemeinsame Hintergrundgeschichte von Link und Zelda gemeinsam beleuchtet. Speziell auf Zelda wird hier viel stärker eingegangen als in allen bisherigen Teilen, und sie ist in den Cutscenes sehr präsent, was der Prinzessin meiner Ansicht nach aber wirklich unglaublich gut tut. Wer sich also wirklich die Zeit nimmt, jeden letzten Winkel von Hyrule zu erkunden, wird definitiv belohnt!
Vom Bombensuizid , der Manipulation der Zeit und mehr – das Gameplay
Auch im Bereich des Gameplays kann der aktuelle Zelda Teil wirklich glänzen. Das Gameplay fühlt sich sehr angenehm an, und auch über viele Stunden hinweg funktioniert es sehr gut, harmonisch und stimmig.
Man hat die unterschiedlichsten Möglichkeiten, Link zu steuern, und Monster und Hindernisse zu überwinden. Denn zusätzlich zu dem Standard Kit, welches den Kampf mit Pfeil und Bogen oder Schwert und Schild umfasst, kann man auch diverse Spezialmodule nutzen, die man im Laufe der Geschichte freischaltet. So kann man Gegner dann mit Bomben erledigen, durch Magnetismus Rätsel lösen, oder sogar die Zeit für einzelne Momente anhalten. Man bekommt auch sofort am Start die Möglichkeit, sich zu bereits entdeckten, wichtigen Punkten zu teleportieren. Dies war auch definitiv notwendig, denn ansonsten würde man Stunden brauchen, um alleine von A zurück zu Ort B zu kommen.
Der einzige Kritikpunkt, den ich hier hätte wäre dass man die Steuerung etwas freier anpassen kann, und zum Beispiel die Knöpfe nach belieben belegen kann. Ich finde es immer etwas ungünstig mit X zu springen und würde das gerne mit B machen: diese Freiheit hat man im aktuellen Zelda Teil jedoch nicht.
Beim Bewegen durch die große offene Welt hat man diesmal auch die Möglichkeit durch Klettern, einen wahnsinnig praktischen Gleiter, oder gar die Möglichkeit via Pferd voranzukommen. Man kann sich sogar über Umwege ein Haus bauen, generell Samen säen und alles und jeden verwerten, der sich dir in den Weg stellt. Jegliche Tiere und Insekten, Gras, Obst, Fische und mehr – alles lässt sich sammeln oder töten.
Die im Laufe der Story freigeschaltenen Module kann man in der freien Welt nach Belieben einsetzen – es gibt hier absolut keine Einschränkungen! Dies kann jedoch auch leicht mal nach hinten losgehen – ungünstig positioniert kann man sich mit den Bomben schon mal selber aus den Latschen hauen – oder gar von den Monstern eine Bombe zurückgeworfen bekommen!
Ein bisschen Gras jäten hier, ein bisschen Pfeil und Bogen da – der Schwierigkeitsfaktor
Was sich auf den ersten Blick sehr einfach und trivial anhört, hat es hier wirklich in sich. Breath of the Wild ist das bis dato schwierigste Zelda Game allerzeiten. Je nach Tageszeit hat man es mit anderen Monstern zu tun, und speziell in der Nacht lauern um ein vielfaches stärkere, und teilweise auch schlauere Gegner als bei Tag. Generell gibt es genauso viele Möglichkeiten in diesem Spiel das Zeitliche zu segnen, wie auch diverse Tätigkeiten zu erledigen. Dadurch dass das Spiel dir soviele Freiheiten lässt, muss man sich auch wirklich anstrengen um hier etwas zu erreichen. Was dazu auch beiträgt, ist die Tatsache, dass deine Waffen ihre Haltbarkeit verlieren. Will man nun also einen Abgrund überqueren, kann man nicht automatisch die starke Axt wählen, welche auch gegen starke Gegner auf der anderen Seite effektiv sein könnte. Breath of the Wild ist alles andere als ein Kindergeburtstag, und zwar jugendfrei freigegeben, aber doch selbst für Erwachsene eine sehr große Herausforderung. Es benötigt oft schon viel Durchhaltevermögen, wenn man zu einer besonders schwierigen Stelle gelangt (*hust* Ja, ich meine dich, riesige Kletterwand Nummero 3! *hust*).
Diesmal ohne Flöte in Link’s Hand, dennoch traumhaft – der Soundtrack
Der Soundtrack ist einfach pure Harmonie. Anders kann man ihn nicht beschreiben. Zelda hatte immer schon einen wunderbaren Soundtrack, dieser ist jedoch dennoch eine Steigerung zu dem bisher dagewesenen. Es vereint wunderbare, neu komponierte Orchesterstücke, und behält trotzdem in wirklich jeder Minute (!) den Zeldavide bei. Das typische Theme erklingt immer wieder, in veränderter Form, manchmal leicht und sehr dezent, manchmal lauter. Ich kann jedem nur ans Herz legen, sich den Soundtrack auch mal in einer ruhigen Minute mit Kopfhörern anzuhören. Er hat wirklich eine eigene, harmonische Stimmung.
Immer noch nicht genug? – die DLCs
Da ich normalerweise ein großer Gegner von DLCs bin möchte ich auch diesen Punkt hier ansprechen. Denn man muss sagen dass es bei einem so gelungenen Spiel wie Breath of the Wild, mit dieser wunderbaren Welt, mit tausenden Möglichkeiten, ausnahmsweise sogar wirklich gerechtfertigt ist, DLCs auf den Markt zu bringen. Es fühlt sich hier definitiv nicht so an als würde man Teile des ursprünglichen Spieles zu kaufen, wie es bei zahlreichen anderen Spielen der Fall ist. Es gibt momentan ein Expansion Pack für 20$ zu kaufen, und zwei weitere DLC Packages sind momentan für das restliche Jahr 2017 geplant. Die Geschichte von Breath of the Wild ist also definitiv noch nicht zu Ende.
Frischer Wind oder langweilige Brise? – das Fazit
Pro:
- schier unendliche Welt zum Erkunden und Verändern
- eine passende, stimmige Geschichte
- tolle Features wie die Module und der Paragleiter
- wunderbarer Soundtrack
- kein 100% vorgegebener Weg – sehr große Spielerfreiheit!
Contra:
- leichte FPS Einbrüche, Ruckeln wenn im TV Modus gespielt wird
- ohne Engagement verpasst man doch viele Erinnerungen, Cutscenes etc.
Für mich sprengt „The Legend of Zelda: Breath of the Wild“ jede Erwartungen, die ich an das Spiel gesetzt hatte. Ich war mir sicher es wird gut, aber ich hätte nicht erwartet dass es so gut wird. Für mich ist das definitiv eines der besten – wenn nicht sogar das beste Spiel, was ich je von Nintendo bis dato gespielt habe. Und man muss auch immer bedenken: Man kann das on-the-go spielen! Ein Traum. Nintendo hat sich hier wirklich selbst übertroffen – die Messlatte für zukünftige Spiele aber auch sehr hoch angelegt. Sollten sie dieses Niveau auch nur annähernd halten können, bin ich absolut überzeugt davon dass Nintendos Zukunft golden glänzt, und sogar das Potential hätte, mit der Switch an die Verkäufe von Giganten wie Sonys Playstation oder Microsofts XBOX anzuschließen.