F1 2017: Ein Fest für Rennsportfans
Formel 1 macht 2017 nicht nur im Free-TV wieder Spaß. Der neueste Ableger von Codemasters begeistert nicht nur mit einem tollen, noch ausgereifteren Karrieremodus, sondern auch mit vielen neuen Events, bei denen man mit legendären Autos wie dem 1991 McLaren oder den Weltmeisterautos von Mika Häkkinen oder Kimi Raikkönen seine Runden drehen kann.
Schon mit F1 2016 war der Serie ein großer Sprung gelungen, sich einmal wie ein richtiger F1-Star zu fühlen. Durch einen realistischen Karrieremodus, perfektem Fahrgefühl und spannenden Kämpfen um die Positionen war es ein Pflichtspiel für jeden Motorsportfan. F1 2017 legt aber noch einmal gehörig nach und macht den Karrieremodus schon fast zu einem ausgefeilten Strategiespiel. Fragen wie: „Tausche ich mein Getriebe schon dieses Rennen oder erst beim nächsten?“ oder “ Wie hole ich noch mehr aus meinem Motor heraus, ohne ihn zu gefährden?“ begleiten einen quasi in jeder Runde.
F1 2017
Publisher: Codemasters
Entwickler: Codemasters
Plattformen: PC, PS4, Xbox One
Testplattform: PS4 / PC
Metacritic-Score: 87 %
Preis: 49,99 €
Fette Reifen, fettes Handling!
Klingt logisch, oder? Schon in der ersten Kurve nach dem Start des Spiels fällt Eines auf: die neuen breiteren Reifen in der Saison 2017 wirken sich auch auf die virtuellen Fahrzeuge aus und liegen noch besser in der Hand. Einziger Nachteil an dem Ganzen ist vielleicht, dass die berühmte „Eau Rouge“ in „Spa Francorchamps“ dadurch um einiges relaxter als noch 2016 von der Hand geht. Der Nervenkitzel bleibt jedoch noch immer bestehen. Zusätzlich merkt man in schnellen S-Kurven, wie leicht man das Auto verlieren kann. Hier ist eine gute Reaktion gefragt, damit man schnell gegenlenkt und sich nicht in der nächsten Mauer wiederfindet. Das Handling ist alles in allem noch besser geworden und macht das Fahren zu einem richtigen Spaß. Allerdings auch um einiges leichter als noch 2016. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Autos verschiedener Teams ist im Fahrverhalten nicht unbedingt riesengroß, jedoch, wie in echt, stark in den Rundenzeiten zu sehen. Vor allem auf langen Geraden merkt man den Speedüberschuss der besseren Teams gewaltig und muss diese meist kampflos ziehen lassen. Im Handling merkt man anfangs bei den kleineren Teams einen Unterschied, der aber meist schon nach ein paar Runden nicht mehr gravierend ist. Die Strecken selbst sind ein einziger Genuss. Noch realer und noch schöner zu fahren als bei F1 2016. Dieses Mal gibt es sogar eine Auflistung der Schwierigkeitsstufe jeder Strecke, die man gut und gerne so stehen lassen kann. Die Schwierigkeitsstufe ist aber in keiner Relation zum Spaßfaktor zu sehen. Zum Beispiel: Sotschi ist eine der einfachsten Strecken im ganzen Kalender, die Kurven sind jedoch so schön zum Fahren, dass diese Strecke wohl eine der Besten ist. Aber wie immer ist nur Monte-Carlo eine wirkliche Herausforderung auch für die besten Gamer – und man landet noch immer beim kleinsten Fehler in der Mauer. Alles in allem ist jede Kurve im ganzen Kalender perfekt umgesetzt und man hat fast das Gefühl in einem echten Cockpit zu sitzen.
Von Toto Wolff über Maurizo Arrivabene zu Vijay Mallya
Nicht nur die Fahrer, sondern auch die Teamchefs aller F1- Teams sind 2017 im Spiel enthalten und machen es sich im Motorhome auf der Couch gemütlich, oder jubeln mit dir an der Kommandozentrale. Auch die Siegerehrungen wurden diesmal etwas enthusiastischer, wenngleich es jedes mal dasselbe Prozedere ist. Ebenso fehlt etwas die Reifenabnutzung (kein Blistering und keine Verschleißspuren zu sehen), und ein einfaches „Gut gemacht“ nach einem nervenaufreibendem Sieg schmälert dann doch etwas die Freude über das Geleistete.
Wirklich Spaß macht an F1 2017 hingegen, jederzeit mit einem Schaden am Auto rechnen zu müssen. Wie schon bei F1 2016 begleitet einem wieder Ingenieur „Jeff“ über Funk und gibt einem bekannt, wenn Probleme auftreten. Von einem verlorenem Gang über einen kaputten Turbolader, kein DRS verfügbar, oder Benzin wird knapp, bis hin zur Reifenabnutzung. Alles ist möglich in F1 2017 und fast alles ist durch Einstellungen am Lenkrad zu beheben, solange nicht auch der Boxenfunk ausgefallen ist – und man zu spät dahinter kommt, da „Jeff“ einem nichts mehr sagen kann. Einzig und allein fehlt sowie auch schon beim Vorgänger das Energie-Rückgewinnungssystem „KERS“, welches 2015 das Überholen noch vereinfachte. 2017 wie schon 2016 ist man somit einzig und allein auf „DRS“ und späteres Bremsen angewiesen.
Der Karrieremodus
Erste und wohl noch einfachste Entscheidung im Karrieremodus 2017 ist: mit welchem Team gehe ich in die Saison? Man muss sich also nicht erst einen Namen machen, sondern kann von Anfang an bei Mercedes oder Ferrari ins Cockpit steigen. Ebenso legt man vor dem ersten Rennen noch fest, mit welchen Fahrhilfen man fahren möchte, die Renndistanz und die KI-Stärke. Vorsicht! Wer schon F1 2016 spielte und sich die Profildaten in dieses Spiel rein lädt, sollte beachten, dass die KI im 2017’er um einiges stärker geworden ist.
Gehen wir nun ins Land der Technik. Neu ist der FE-Baum. Wenngleich schon im Vorgänger Motor, Getriebe usw. verbessert werden konnten, ist der FE-Baum doch um einiges ausführlicher und komplexer. Ressourcenpunkte muss man sich dazu wieder im Training erarbeiten. Dazu gibt es diesmal gleich sechs Aufgaben zu lösen, die sehr viel Spaß machen, allerdings das ganze noch langwieriger und schwieriger machen. Noch dazu verdient man nicht wirklich viele Punkte im Vergleich zu den Kosten der auszurüstenden Teile im FE-Baum. Das macht die ganze Geschichte zu einem wirklichen Strategiespiel und erfordert auch einiges an Praxis.
Aufpassen heißt es vor allem auch deswegen beim Aufrüsten, da man nicht willkürlich nur auf bessere Leistungen achten kann, sondern unbedingt auch auf die Lebensdauer der Motorteile und des Getriebes aufpassen sollte. Wie in echt kann man jeden Bestandteil des Motors vier Mal in der Saison und das Getriebe alle sechs Rennen ohne Startaufstellung-Rückversetzung wechseln. Dies ist aber ohne Aufwertung im FE-Baum quasi unmöglich, wenn man nicht jedes Rennen so langsam und schonend fahren will, dass man quasi keine Chance hat.
Wirklich toll sind auch die neuen Marketing-Events, bei denen man mit legendären Autos zwischen den Meisterschaftsrennen eigene Competitions bestreiten kann, und so für eine wirklich gelungene Abwechslung gesorgt ist. Noch dazu fährt man dabei auf verkürzten Strecken und auch im berühmten Monte-Carlo bei Nacht. Dabei bestechen die legendären Wagen nicht nur mit dem Aussehen, sondern fühlen sich auch ganz anders als die modernen Autos an.
Alles in allem kann man aber wie auch schon bei F1 2016 die Schwierigkeit des Karrieremodus so anpassen, um jede Saison mit jedem Team Weltmeister zu werden. Es liegt also an einem selbst, ob man lieber jedes Rennen gewinnt, oder man es so realistisch wie möglich einstellt. Die technischen Gebrechen jedoch kann man nie berechnen und sie machen jedes Rennen aufs Neue zu einer Herausforderung.
Gelungen oder nicht ? – Fazit
Pro:
- Umfangreicher und realistischer Karrieremodus
- Besseres Handling durch die breiteren Reifen
- Der FE-Baum
- Motor und Getriebwechsel
- Rennen noch realistischer durch technische Gebrechen
- Legendäre Autos
Contra:
- Karrieremodus durch neue Trainingsaufgaben noch langwieriger
- keine Reifenabnutzung zu sehen
- Grafik abseits des Autos und der Strecken verbesserungswürdig
- Enthusiasmus über Rennsieg am Boxenfunk gleich null
- Siegerehrung immer gleich
- Auszurüstende Teile erfordern zu viele Punkte
F1-2017 ist eine wirklich gelungene Neuauflage der F1 Serie. Noch realistischer, noch mehr Schnick-Schnack für die Freunde der Technik, viele neue coole Events mit legendären Rennwagen, und noch schwieriger. Noch schwieriger bedeutet in diesem Fall aber nichts Schlechtes, denn gerade das macht F1 2017 noch realer und ist nicht mehr das einfache Draullosfahren. Ein Pflichtkauf für alle Rennsport und Formel 1-Fans!
Wertung der Redaktion: 90%