Gamescom Preview: Fe – ein nie dagewesenes Meisterwerk
Nordische Wälder. Malerische Landschaften. Ein fuchsartiges Wesen. Keine Stimmen, nur Musik. Reine Harmonien. Das alles ist Fe – das neue Meisterwerk von Zoink. Inspiriert von eigenen Kindheitserinnerungen war das Spiel zahlreiche Jahre in Entwicklung, und auf der Gamescom erstmalig der Presse zugänglich.
Was hatte ich mich gefreut, dass es im Rahmen der Gamescom zum ersten Mal exklusive Pressepräsenationen des Indiespieles Fe geben wird. Erste Trailer auf der vergangenen E3, und auch beim EA Pressescreening der diesjährigen Gamescom 2017, haben bereits erste Eindrücke geliefert – direkt vor dem Spiel zu sitzen, und einzigartige Gameplaymomente zu sehen, ist jedoch nochmal ein ganz anders, besonderes Gefühl. Vier andere Pressevertreter gingen mit mir in den kleinen, unscheinbaren Raum, und alle kamen erstaunt, fasziniert und verliebt wieder heraus.
Fe
Publisher: EA (Originals)
Entwickler: Zoink Games
Plattformen: alle Plattformen (nur Download)
Preis: noch nicht bekannt
Release: Anfang 2018
Eine Idee die in der Kindheit entstand
Im Rahmen der Präsentation erfuhren wir von Creative Director Hugo Bille, dass die Idee für das melodische Abenteuer ihren Anfang bereits in den frühen Kindheitsjahren des Zoink Teams hatte. Zoink ist ein schwedisches Entwicklerstudio, das aus 12 Mitgliedern besteht, welche sich bereits seit Jahren kennen – und früher gemeinsam in den Wäldern gespielt hatten. Die nordischen Wälder hatte dabei auf alle eine unbeschreibliche Faszination ausgeübt. Alles lebt. Alles wächst. Alles hat seinen eigenen Lebenszyklus. Die eigene Vorstellungskraft kann hier unglaubliche Geschichten entstehen lassen – so war es bei dem Zoink Team! Ihr Ziel war es nun, dieses Gefühl der wahren Erkundung – komplett aufgeschlossen, wie es Kinder früher machten – in einem Spiel festzuhalten und darzustellen.
Die nordischen Wälder der Welt in Fe haben wie auch die reale Natur ihr Eigenleben. Bille erzählte uns, wie viel Forschung betrieben wurde, um auch den Gesetzen der Natur stets treu bleiben zu können. Zahlreiche Jahre der Entwicklung waren nötig, um den Wald – das Herz von Fe – so wunderbar zu gestalten, wie wir es auf der Gamescom vorgefunden haben.
Der Wald lebt – und Fe lebt in ihm
Fe ist ein wahres Spiel der Erkundung – und des gleichnamigen, fuchsartigen Wesens. Fe ist der schwedische Begriff für Fee, und beschreibt allein dadurch schon die märchenhafte Atmosphäre des besonderen Indiegames. Alles, was wir mit unserem kleinen Fuchs erleben, hat größere oder kleinere Auswirkungen auf die Umgebung. Wir können und müssen uns im Laufe des Spieles immer wieder mit der Natur verbinden. Wenn wir uns mit Tieren anfreunden, helfen diese uns im Ausgleich dazu, neue Wege zu entdecken. Bäume sind unsere besten Freunde, und stellen sowohl Aussichtspunkte, sowie im späteren Spiel auch Abflugpunkte dar.
Während der faszinierenden Reise durch die Wälder erlernt man ständig neue Fähigkeiten. Vom Klettern auf die Bäume, dem Schwimmen im großen Fluss, bis zur laut Hugo Bille wichtigsten Fähigkeit: dem Gleiten. Fe kann nach einiger Zeit die kleinen Flügel ausbreiten, und sich von hohen Baumwipfel weg in die Tiefe stürzen. Bille beschreibt das Gleiten als das Herzstück des Spieles. Ohne diese harmonische Fähigkeit wäre das Spiel nicht dasselbe geworden.
Denn Fe ist ein Spiel der Freiheit, welche speziell durch den Gleitflug zelebriert wird. Man wird nicht an die Hand genommen. Man schreibt seine eigene Geschichte, jeder Besucher der nordischen Wälder wird seinen eigenen Weg gehen – und dabei wundersame Erlebnisse machen.
Zur Steuerung des kleinen Wesens können wir leider noch keine Auskunft geben. Sie wurde von Creative Director Hugo Bille als „intuitiv und eingängig“ beschrieben, jedoch war es uns nicht möglich, dies selbst auszuprobieren. Dies wird also definitiv noch ein großer Faktor beim fertigen Spiel sein – und kann somit auch noch ein Hindernis für die Entwickler darstellen , da diese wirklich gut gelingen muss.
The Silent Ones – die Schattenseite des Waldes
In einem Wald, der lebt, gedeiht und singt, gibt es nur eine Sache, die diesen wirklich bedroht: die Stille. Und genau diese bringen die Schattenwesen des Waldes – die „Silent Ones“. Sie entführen Lebewesen, schließen sie in ein – weggesperrt von melodischen Harmonien, verschlungen von der absoluten Stille.
Unsere Aufgabe ist es nun, den Wald und die darin lebenden Bewohner vor den „Silent Ones„ zu beschützen. Dies können wir nur durch friedliebende und gleichzeitig durchdachte Aktionen erreihen. Fe hat keine einzige Kampfattacke bei den möglichen Skills – denn in diesem Spiel geht es nicht um Gewalt. Die „Silent Ones“ erledigen uns in einer Sekunde, sollten wir uns ihnen nähern. Deswegen muss die Umgebung genutzt werden. Verstecken wir uns zum Beispiel im hohen Gras, verschwimmen wir mit der Zeit langsam mit dem Wald – werden ein Teil von ihm! Dies wurde grafisch perfekt umgesetzt. Eine andere Möglichkeit wäre, unsere Gegner mit kleinen Steinen abzulenken, und so ein eingesperrtes Tier zu befreien.
Es gibt in den Wäldern von Fe stets mehrere einzigartige Wege, um an sein Ziel zu gelangen – und auch um ihn von seinem Unheil zu befreien. Zoink überlasst einem hier die absolute Entscheidungsfreiheit.
Musische Verbindung mit den Wesen des Waldes
Wie bereits erwähnt gibt es in Fe keine Stimmen. Es gibt keine Dialoge – sondern nur Gesang. Denn jedes Lebewesen des Waldes – und auch unser kleiner Fuchs – hat seine eigene Melodie, seine eigenes harmonisches Lied. Im Trailer weiter unten könnt ihr euch davon ein wunderbares Bild machen.
Diese harmonische Verständigung ist das Kernstück des Spieles. Man kann mithilfe des eigenen Gesanges mit einzelnen Lebewesen eine Verbindung eingehen, und sich somit mit ihnen anfreunden. Dabei ist – wie auch im realen Leben – viel Geduld und Zuwendung erforderlich. Fe kann nicht einfach auf ein Tier zustürmen, und hoffen, es so für sich zu gewinnen. Kleine Trippelschritte, harmonische Klänge, und langsames Herantasten lautet die Devise. Creative Director Bille betonte wie wichtig es ihnen in der Entwicklung war, dass sich alle Tiere im Wald auch wirklich wie eigenständige Lebewesen anfühlen, anstatt kleinen Dingen oder NPCs wie es in zahlreichen anderen Spielen der Fall ist.
Nun hat jedoch auch jedes Lebewesen seine eigene, innere Melodie. Gleich am Anfang des Spieles trifft man zum Beispiel auf ein kleines Reh. Dieses ist noch unerfahren, nicht erwachsen. Wir können uns langsam in sein Herz schleichen, und unser Lied mit ihm teilen. Als Dank öffnet uns das Reh ein paar goldene Blumen, welche uns zu einem neuen Teil des Waldes leiten. Kommt uns nun aber die Mutter des Rehes entgegen, können wir uns mit dieser noch nicht verständigen. Fe muss sich erst der Stimme der Rehe würdig erweisen. So treffen wir einige Zeit später erneut auf die Rehmutter – und können sie nur knapp vor einer Attacke der „Silent Ones“ retten. Als Dank geht diese mit uns eine harmonische Verbindung ein – und lernt uns eine neue Sprache des Gesangs.
Im Laufe der Geschichte kann man so zwischen zahlreichen Harmonien wechseln – stets erkenntlich an Fe’s kleinen Stacheln. Diese färben sich passend zur Art des Gesanges. So stellt beispielsweise Weiß Fe’s natürliche Stimme dar, und Grün die Arie eines Vogels.
Wir wachsen durch unsere Reise
Fe lebt durch seine Freiheiten. Doch diese bedeuten auch, dass wir selber unsere eigenen Erfahrungen erleben müssen – und dazu gehören auch Fehlschläge. Anfangs erwachen wir mitten im Wald, und müssen lernen, uns Schritt für Schritt voran zu tasten. Wir begegnen Lebewesen, welche viel stärker sind als wir. Entdecken Wasserfälle, an denen wir noch nicht hochklettern können. Müssen uns in verschlungenen Gebieten einen Weg aus einem Irrgarten an Bäumen bahnen. Es gibt keinen linearen, klaren Weg, der vorgegeben ist. Es ist ein ständiger Lernprozess. Dazu gehört auch einzusehen, dass man aktuell einer Herausforderung noch nicht gewachsen ist. So friedvoll der Wald auch scheinen mag, gibt es nämlich auch durchaus weniger freundlich gesinnte Zeitgenossen – speziell Bären mögen es gar nicht, in ihrem Winterschlaf gestört zu werden.
Dies hat vor allem in den späteren Spielstunden einen wunderbaren Effekt. Man lernt neue Fähigkeiten, es bilden sich logische Zusammenhänge. Plötzlich weiß man, wie man es denn nun schafft, den Wasserfall empor zu schreiten. Also gleitet man flink wieder zurück zum Start – und entdeckt dort ganz andere Geheimnisse und Wege. Man erblickt selbst bereits besuchte Orte mit wachen Augen, stets auf der Suche nach unscheinbaren, noch nicht dagewesenen Möglichkeiten.
Dieses Spielgefühl wurde von Zoink wunderschön inszeniert – und ermöglicht es unglaublich viele Stunden in dem Indiegame zu versinken. Deswegen war es den Entwicklern auch nicht möglich eine genaue Spielstundenanzahl abzugeben – jeder Spieler erlebt das Spiel auf seine eigene Weise, und entscheidet für sich wie viel Zeit er in den nordischen Wäldern verbringen möchte. Hierbei wurde bei der Präsentation auch auf Inspirationen von Zelda, Shadow of Colossus, und vor allem Journey eingegangen. Auch dort muss man sich seinen eigenen Weg bahnen – ohne dass man an der Hand genommen wird.
Auf in die nordischen Wälder? – das Fazit
Wir können für Fe jedoch bereits jetzt eine absolute Empfehlung aus tiefstem Herzen aussprechen. Die einnehmende Atmosphäre, gepaart mit der einzigartigen Spielidee hat einen ganz eigenen Platz im Herzen der weltweiten Community verdient. Nach jahrelanger Entwicklung hat Zoink dem Gamingbereich ein feingeschliffenes Juwel präsentiert, welches man sich nicht entgehen lassen darf. Den einzigen Punkt der Unsicherheit stellt noch die Steuerung dar – konnte man diese bisher leider noch nicht ausprobieren. Mit schlechter Steuerung würde viel des Spielspaßes und der Faszination leider verloren gehen.
Die fantastische Grafik und offene Spielwelt, welche sich vor dem Spieler aufschließen, lassen das Gefühl absoluter Freiheit entstehen. Man erlebt keine vorgegebene Questreihe, sondern eine Reise, die speziell durch die eigene Fantasie angetrieben wird. Wer eine lange, ausgearbeitete Storykampagne mit Quests und Mehr erwartet, ist hier jedoch falsch. Fe ist kein Storyspiel, es glänzt in vielerlei anderer Hinsicht. Auch das Genre – welches sehr stark auf Atmosphäre ausgelegt ist – muss man mögen!
Man spürte bei der Gamescompräsentation die Liebe der Entwickler für ihr eigenes Spiel – und genau diese Liebe zeichnet sich an jeder Ecke der nordischen Wälder ab. Vom kleinsten Zweig bis zum größten Reh. In der heutigen Zeit der Massenproduktion – auch, wenn nicht sogar vor allem im Gamingbereich – ist dies eine willkommene, und absolut notwendige Entwicklungsrichtung. Für mich war Fe das absolute Highlight der Gamescom. Denn Fe ist ein vollständiges, einzigartiges Singleplayerspiel mit besonderer Botschaft: dass es nicht immer Gewalt braucht um im Leben weiterzukommen. Oft reicht bereits ein kleines Lied – gesungen mit viel Liebe.