Jimi Tenor: ein entdeckenswerter Konzertabend
Dienstag, voller Saal in der Linzer Stadtwerkstatt. Da muss schon jemand Besonderes auf der Bühne stehen, damit auch an einem Wochentag eine solche Besucherzahl erreicht wird. Vergangene Woche dafür verantwortlich: Jimi Tenor. Der gebürtige Finne bewies jedoch, dass sich das Aus-dem-Haus-Gehen mehr als ausgezahlt hat.
Zugegeben: allzuoft ist uns Lassi Lehto alias Jimi Tenor in den letzten Jahren nicht untergekommen. Mit neuem Album im Gepäck, „Order of Nothingness“, beehrt der Finne samt Band nicht nur Locations wie die Elbphilharmonie, sondern auch die Linzer Stadtwerkstatt. Klingt jetzt vielleicht nach einem schlechten Scherz, ist aber so. Der Multiinstrumentalist – Synth, Flöte, Saxophon, Vocals und einiges mehr – beweist aber, dass das möglich ist, ohne absurd zu klingen. Denn Jimi Tenor überwindet Grenzen – jetzt nicht nur musikalisch gesehen. Als „Mind Travel Music“ bezeichnet er sein Gesamtwerk – eine Bezeichnung, wie sie treffender nicht sein könnte. Jazz, Brazil, ein bisserl Easy Listening, einen etwas längeren Abstecher in den Funk – hier wird absolut jeder fündig. Kann man ihn als „musikalischen Weltenbummler“ sehen? Auch das wäre adäquat. Denn Jimi Tenor bedient sich schonungslos – dabei aber immer auf hohem Niveau – an verschiedenen Äras der Musikgeschichte. Afrobeat trifft auf Jazz, die Band zeigt sich auch in kleineren Locations wie der Stadtwerkstatt gut gelaunt. Die zehnminütige Version von „My Mind Will Travel“ – wohl sowas wie der Signature-Track der aktuellen Platte – entpuppt sich dann als Klangkosmos, wie man ihn in hiesigen Breiten nur selten zu sehen bekommt. Und jeder, der bei „Chupa Chups“ nicht in Verlockung kommt, seine Beine dem Stillstand zu entziehen, hat sowieso was falsch gemacht.
Das dürften die in gut dreistelliger Anzahl anwesenden Konzertgeher auch gedacht haben – selten sah man ein so durchweg positives Feedback. Ein Konzert, das sicher nicht für jedermann gemacht ist. Ein Konzert, auf das man sich einlassen muss. Tut man das, wird man mit einem Glücksgefühl auch den Saal danach verlassen – ein frühes Highlight im Musikjahr 2019.
Foto: Christoph Thorwartl