Foto: Andreas Wörister

Pauls Jets: Immer noch nicht für die Fische

„Jazzfest“ – so heißt das aktuelle Album von Wiens Indie-Aushängeschild Pauls Jets, das am vergangenen Freitag das Licht der Musikwelt erblickte – und live in der Linzer Stadtwerkstatt präsentiert wurde. Ein gelungener Konzertabend!

Maskenball im Rahmen von Live-Konzerten? Sind wir ja mittlerweile bereits gewohnt, nahmen wir aber an diesem Freitagabend gerne in Kauf. Sitzplatz ebenso – denn mit Pauls Jets waren heimliche musikalische Favoriten der Redaktion zu Gast, deren Alben nicht erst seit dem gerade erschienenen Drittwerk „Jazzfest“ auf Heavy Rotation laufen. Zugegeben – der Rahmen vor 58 maximal möglichen Sitzplatz-Konzertbesuchern in der Stadtwerkstatt ist nicht der würdigste, um ein Album zu präsentieren, aber wir halten es hier mal mit den „Jets“: danke an die Stadtwerkstatt, dass man überhaupt veranstaltet hat. Liebhaberei Konzerten gegenüber wäre hier wohl die Untertreibung des Jahres.

Aber auch der Support des Abends, Titus Probst, wusste zu gefallen. Der imaginäre Liebling aller Schwiegermütter überzeugte mit einer gehörigen Portion Ironie, die „Live“-Band überzeugte ebenso wie der 80er-Traninigsanzug, den wir nur allzu gerne in unsere Garderobe aufnehmen würden. Der Steirer ist in Linz beleibe kein Unbekannter mehr – Trash mit Niveau und Selbstironie stehen hier an der Tagesordnung. Gerne wieder mit ein paar Bierchen mehr zu späterer Stunde!

Pauls Jets wiederum boten musikalisch zwar größeren Kontrast zu Titus Probst, waren aber dennoch hörenswert. Das Wiener Quartett ist nicht erst seit dem Debut 2019 mit „Alle Songs Bisher“ in hiesigen Gefilden bekannt geworden. Paul Buschnegg und Co wurden nicht erst nicht zu Unrecht als mit das Spannendste bezeichnet, was die hiesige Poplandschaft an Neuem zu bieten hatte. Es folgte mit „Highlights zum Einschlafen“ der Nachfolger, der mit „Für Die Fische“ unseren heimlichen Signature-Song der „Jets“ beinhaltet. „Jazzfest“ heißt der Drittling, der just an diesem Abend in der Stadtwerkstatt auch auf dem Staatsakt-Label offiziell veröffentlicht wurde. „Lazy generation“ und „Der Wecker läutet früh am Morgen“ sind nur zwei Beispiele einer Platte, die heuer sicher lange auf den „Must Listen“-Listen zu finden sein wird. Bunt, abgefahren, ausgefeilt, rockig, nachdenklich, aber immer mit einer gewissen augenzwinkernden Sympathie live präsentiert – kurzum: sobald die Regeln fallen, lassen wir uns auf dem nächsten Pauls Jets-Konzert so richtig gehen. Bis dahin erinnern wir uns gerne an einen Konzertabend im Februar, wo die Hauptprotagonisten trotz der sitzenden, nichtbiertrinkenden Begleitumstände mächtig Eindruck hinterlassen haben! Und bedanken uns nochmals bei der Stadtwerkstatt, dass überhaupt veranstaltet wurde.

Fotos: Christoph Leeb, Andreas Wörister

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.