Beinahe Normalität: The Base in der STWST
Öffnungsschritte, Lockerungen, „Ermöglichen“: spricht man derzeit von Kultur, dann oft im Zuge von „zurück zur Normalität“. Am vergangenen Samstag in der Stadtwerkstatt konnte man eine ironische Interpretation der derzeitigen Lage der „Normalität“ der Kulturnation bewundern: The Base präsentierten ihre neue Platte, konnten aber für die unfreiwillige Ironie nichts.
Eins vorweg: das Konzert selber war grandios. Aber dazu später mehr. Denn dieser Samstagabend in der Linzer Stadtwerkstatt vereinnahmte den gemeinen Konzertbesucher nicht nur und vor allem musikalisch, sondern auch durch das Gesamterlebnis. Erstens: Sitzplatz. Ok, ist man ja schon gewohnt. Zweitens: Maskenpflicht. Wurde eh auch eingehalten, quasi-österreichisch und damit fast hundertprozentig. Konsumation? Im Konzertsaal (eigentlich) verboten, 22 Stufen darunter im Foyer der Stadtwerkstatt erlaubt. Frei nach einem ehemaligen Kanzler: bald kennt jeder jemanden, der sich nicht mehr auskennt. Über Sinnhaftigkeit darf diskutiert werden, da kann aber die Location genausowenig dafür wie es die Band kann.
The Base – Rock, der ins Ohr eindringt
Aber es hieß, das Beste draus zu machen, und The Base aus Graz, die an diesem Februarabend ihre neue Platte „Lick A Stone Kill A Fly“ präsentierten, enttäuschten nicht. Die Grazer Combo gibt es auch schon seit drei Jahrzehnten, dementsprechend groß und divers ist auch die Fanbase. Vom mittlerweile gesetzteren – ob des Sitzplatzkonzertes „Pun Intended! – Rockfan bis zu jungen Musikenthusiastinnen schaffen es The Base, breite Hörerschichten anzusprechen. Kein Wunder – Grunge, Rock und Alternative erleben ja quasi eh wieder ein Revival, und da darf eine gute Platte wie „Lick A Stone Kill A Fly“ natürlich gerne auch 2022 auf dem Plattenteller landen. Vielleicht ist „Diving Out Of Fashion“ ja auch deshalb der Einstieg in ein Album, das live sehr gut funktioniert.
Vor allem Sänger Norbert Wally zeigt sich während des Gigs gut gelaunt, lässt sich von angeheiterten Besuchern genauswenig irritieren wie von einer Tänzerin, die sogar aufgestanden (!!) war. Fast wie früher, quasi. Klar liegt der Fokus zwar stark, aber sympathischerweise nicht nur auf dem neuen Album: „You’re Not Singing My Song“, „I’ll be Sultan“ und der Titeltrack „Lick A Stone Kill A Fly“ sind nur einige wenige Highlights bei einem Konzert eines Trios, dem man anmerkt, dass es immer noch Spaß an ihrem Schaffen hat.
Dass es dabei nicht alle auf ihren Sitzen gehalten hat – klar. Dass sogar das eine oder andere Bier getrunken wurde – auch klar. Wir sagens auch niemandem weiter – allerdings sind wir heilfroh, wenn ein mit 67 Sitzplätzen ausverkauftes Konzert in der Stadtwerkstatt endgültig ins Kuriositätenkabinett wandert. Denn „normal“ wird so ein Happening niemals werden.
Apropos: wenn die Corona-Pandemie irgendwas Gutes hatte, dann ist es das optische und technische Facelift in der Stadtwerkstatt. Neue Anlage, wo Mitten auch gleich als solche identifizierbar sind, neues Light-Setup, neue Boden – schaut schön aus, und wir freuen uns auf durchschwitzte Konzertnächte! Gerne auch wieder mit The Base, die im Stehen und mit einem Bierchen sicher gleich nochmal so viel Spaß machen!
Fotos: Christoph Leeb