Foto: Christoph Leeb

The Interrupters: Skapunk-Abriss in der Tabakfabrik

The Interrupters – eigentlich muss man die Ska-Punk-Combo von der Westküste der USA nicht mehr vorstellen. Neues Album „In The Wild“, ausgedehnte dazugehörige Tour, und auch in der Lösehalle der Tabakfabrik Linz „Sold Out“. Kann man an einem Samstagabend mal so stehen lassen!

Zwei Wochen ist es her, als im Rahmen des SBÄM-Fests die Linzer Tabakfabrik zum Mekka der internationalen Punkrock-Szene wurde. Müde sind die Leutchen von SBÄM deswegen nicht geworden – am Samstagabend standen mit The Interrupters wohl einer der angesagtesten Ska-Punk-Acts des Planeten im Rahmen ihres einzigen Österreich-Tourstopps in der Lösehalle auf der Stage. „In the Wild“ heißt die neueste Platte der Bivona-Brothers und Aimee Interupter, Support-Tours für doch bekannte Acts wie Green Day inklusive, und, wie so oft, im Rahmen der Pandemie entstanden. Aber dazu später.

The Bar Stool Preachers

Support an diesem Abend gab es nämlich auch, und der verdient es, ebenfalls erwähnt zu werden. Nicht nur im Ranking der „Best Bandnames Ever“ sind The Bar Stool Preachers aus Großbritannien ganz vorne dabei, sondern auch in der Rubrik „Livekonzert, das man sich wünscht“. Leider nur mit einer halben Stunde Settime ausgestattet wir hier nicht nur „Blatant Propaganda“ verbreitet, und nicht nur die Besucher, sondern auch die Band selbst scheint Spaß an diesem Set gehabt zu haben. Ein Mix aus Streetpunk, ein bisserl Rock, ein bisserl Ska – als ob man extra für The Interrupters einen Support gegründet hätte. Dummerweise hat ein Gutteil der gut 1000 Leute die Bar Stool Prechers ob der Wartezeit am Einlass verpasst – wahlweise auch bei der Wartezeit auf Biermarkerl, die, wie sich später herausstellen sollte, lebensnotwendig sein sollten. Liebe SBÄM-Leute, ihr wissts eh, wie sehr wir euch schätzen – aber das buchen wir mal in die Rubrik „Verbesserungspotenzial“!

The Interrupters

Eine dreiviertel Stunde Changeover später – die Labstellen wurden dementsprechend auch gut genutzt – folgte dann ein, und man verzeihe dieses inflationär gebrauchte Wort, Abriss. Bereits nach drei Takten des Openers „Take Back The Power“ haben die drei Bivona-Brüder Kevin, Justin und Jesse samt Aimee, die sich stimmlich auf der Höhe befand, die Crowd im Griff. Spätestens bei „She Got Arrested“ fliegen auch die ersten Stagediver durch die Gegend, Songs vom neuen Album wie „Raised By Wolves“ und „In The Mirrors“ fügen sich ebenso nahtlos in die Setlist ein, als wären sie nie weggewesen. Sogar ein – im Verhältnis zum Rest der Show gesehen wohlgemerkt – mediokres „Sorrow“-Bad-Religon-Cover hat es in die Show geschafft, zum Ende hin bei „Gave You Everything“ und „Family“ gibt es kein Halten mehr, und der Schweiß tropft nicht nur metaphorisch von den Wänden der Lösehalle.

„She’s Kerosene“ beendet danach ein Set, das wenige Wünsche offen ließ, die Schweißdrüsen übermäßig stark beanspruchte, und die Gewissheit bietet, dass The Interrupters sicher eine der besten Live-Acts des Jahres sind. Übrigens: Extrapunkt an die Herren am Sound – wir haben schon Schlimmes in der Tabakfabrik gehört, aber das war mehr als OK! Und wer noch Energie hatte, was schwer vorstellbar, aber wahr war, durfte danach zu den Local Heroes der Hangöver Society noch abtanzen.

Fazit: grandiose Live-Show, grandiose Stimmung – und wenn das mit dem Einlass auch noch funktioniert hätte, dann hätten wir ja gar nix mehr zu meckern, was ja auch irgendwo schade wäre. Bis zum nächsten SBÄM-Gig, wir freuen uns!

Foto: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.