Ensamble Something Rotten
Foto: Reinhard Winkler

Something Rotten

Wenn Hamlet zu Omlett wird, ist da etwas faul! Mit Something Rotten bringt das Musiktheater Linz ein aberkomisches Stück auf die Bühne. Es beinhaltet Easter Eggs, a chorus line (see what I did there?), Stepptanz in Lycra-Strumpfhosen und wunderbaren Broadway Sound. Für mich ist Something Rotten definitv DAS Must-See in dieser Spielzeit!

Mit spritzigem Wortwitz, grandioser Musik und einer gehörigen Portion Selbstironie nimmt das Stück nicht nur Shakespeare, sondern das gesamte Musical-Genre aufs Korn. Von klassischen Broadway-Anleihen bis hin zu cleveren Insider-Gags für echte Theaterfans – „Something Rotten“ steckt voller Überraschungen. Eins vorweg: wenig überraschend ist wiedermal die durchwegs erstaunliche Leistung aller Mitwirkenden. Doch dazu später mehr! Zuerst gibt es eine kurze Zusammenfassung der Handlung.

Die Handlung

Im London des 16. Jahrhunderts stehen die Brüder Nick und Nigel Bottom vor einem Problem: Sie wollen ein erfolgreiches Theaterstück schreiben, doch ihr Rivale und gefeierter Superstar William Shakespeare stiehlt ihnen ständig die Show. Verzweifelt wendet sich Nick an die Nichte von Nostradamus’, einer Wahrsagerin, die ihm prophezeit, dass die Zukunft des Theaters in Musicals liegt: Stücke, in denen die Leute plötzlich anfangen zu singen und zu tanzen. Mit neuer Motivation macht sich Nick daran, das allererste Musical der Geschichte zu schreiben, doch das Chaos lässt nicht lange auf sich warten. Während Nigel sich in eine junge Puritanerin verliebt und mit seinen eigenen kreativen Zweifeln kämpft, verliert Nick sich immer mehr in seinem Wettstreit mit Shakespeare. Als ihr Musical „Omelette“ schließlich uraufgeführt wird, eskaliert die Situation – mit völlig absurden, aber herrlich unterhaltsamen Folgen.

Die Besetzung

Nick und Nigel Bottom werden von Gernot Romic und Lukas Sandmann gespielt, die wunderbar dynamisch miteinander interagieren. Sandmann versteht es, die Unbeholfenheit in der ersten Verliebtheit wunderbar mit der tiefen Liebe zu Lyrik zu vereinen (Ich lieb die Worte). Als deutlich begabterer Bruder, jedoch mit weniger Selbstbewusstsein und jugendlichen Träumereien (Wir sehn das Licht) spielt er die Comedy-Szenen vortrefflich und erinnert mich in den Szenen mit dem trällernden Sopran von Valerie Luksch an Fans von Tokio Hotel von vor 16 Jahren. I love it!

Nick hingegen ist völlig von sich und allem was er tut überzeugt. Er ist der Mann im Haus, der Mann auf der Bühne und der Mann, der falsche Entscheidungen trifft. Gernot Romic spielt den Nigel mit so viel Witz und bringt mich durchwegs zum Lachen. Die Casting-Entscheidungen im Stück sind so perfekt getroffen und auch bei Nick fühlt es sich an, als wäre er Romic auf den Leib geschneidert worden. Überraschend für mich waren tatsächlich auch die Tanz-Fähigkeiten! Zumindest im Steppen übertriffst du Will – so viel sei gesagt. Mit einer Größe wie Dett muss man erstmal mithalten und das gelingt Romic mit seinem Nick (Nick Bottom wird ein Riesenstar) sehr gut!

Daniela Dett gibt die Nancy Nostradamus. Gemeinsam mit ihrem treuen Begleit-Huhn sagt sie gackernd die Zukunft voraus, liegt dabei aber oft nur halb richtig. Detts komödiantisches Timing gepaart mit Gernot Romic ist neben der brillanten Leistung von Sanne Mieloo als Nigels Frau Bea Bottom mein Highlight. Sanne spielt die starke Frau an Niks Seite. Sie bietet ihn mit einer wunderbar feministischen Ode (Gefolgsmann) Hilfe an, die Nick natürlich nicht annimmt. Die Stärke in Mieloos Stimme unterstreicht den Charakter der Bea Bottom wunderbar. Ein weiterer Casting-Glücksgriff!

Enrico Treuse eröffnet die Show mit einem Song, der schnell zu einer fulminanten Nummer mit dem ganzen Ensemble wird (Willkommen in der Renaissance). Er brilliert vor allem in den Szenen, wo er als breitbeinige Frau die Bühne unsicher macht. Christian Fröhlich spielt mit den Shakespeare etwas zu lässig und wirkt manchmal etwas fad, aber das ist Kritik auf hohem Niveau! Ansonsten liebe ich es, wie er mit seiner glänzenden Schamkapsel über die Bühne stolziert. Alexandra-Yoana Alexandrova feiere ich vor allem als riesiges Ei, überzeugt uns aber auch mit ihrer Rolle als Lady Clapham, die extra für sie vom Sir zur Lady umgeschrieben wurde. Den Akzent kann ich nicht zuordnen, aber lustig ist er allemal! Bruder Jeremiah wurde aufgrund von Krankheit kurzfristig gecovert, jedoch brilliant umgesetzt – dafür gab es am Ende extra Applaus vom Publikum!

Kostüme, Choreografie und Bühnenbild

Die Kostüme sind sehr farbenfroh. Die Damen tragen bunte, pompöse Kleider – die Herren bunte Strumpfhose und Ballonhose mit Schamkapsel. Vor allem die bunten Lycra-Strumpfhosen in den Steppnummern finde ich zum Schreien komisch! Das Kostüm unterstreicht die Komik des Stücks, ohne dabei zu aufdringlich zu sein. Meiner Meinung nach perfekt gewählt!

Die Choreografie inklusive der Steppnummern freuen mich besonders. Ich persönlich liebe Musicals, bei denen viel getanzt wird. Dabei beweist auch jedes Mitglied des Ensembles die tänzerischen Fähigkeiten, was ich bewundere. Ich kenne viele ausgebildete Darsteller:innen, die zwar im Gesang und Schauspiel überzeugen, aber im Tanz nicht mithalten können. Dass niemand aus der Reihe tanzt, haben wir definitiv der guten choreografischen Leistung zu verdanken. (Choreografie: Kim Duddy)

Das Bühnenbild besteht aus mobilen Holzbauten, die im Halbkreis um die Spielfläche stehen. Oben sitzt das Orchester rund um Tom Bitterlich. Die Platzierung der Band oben verstehe ich nicht ganz, leider. Wenn ich eine Band sichtbar platziere, dann hätte ich gerne auch zumindest eine kurze Einbindung der Band, damit es auch Sinn ergibt. Ansonsten ist das Bühnenbild top und bringt uns makellos von Szene zu Szene.

Die Übersetzung

Ein Barde sein ist hart – wie es Shakespeare so schön sagt. Die Übersetzungsarbeit dieses Stücks muss wahnsinnig hart gewesen sein. Nicht nur Binnenreime müssen sinngemäß übersetzt werden, sondern auch Zitate Shakespears, und englische Wortspiele, die im Deutschen eben oft nicht funktionieren. Die Übersetzung dieses Stücks ist besser als „einfachere“ Übersetzungen von berühmten Kinofilmen. Ich als Fan von Originalstücken in der Originalsprache bin begeistert. Und dann noch Songs zu ändern, damit österreichische Klassiker wie Tanz der Vampire und Elisabeth vorkommen ist genial! Dass dann auch noch die Mühlviertler im oberösterreichischem Theater verarscht werden, reißt mich vor Lachen fast vom Sitz. Eine brillante Leistung!

Fazit

Mit grandioser Besetzung, mitreißender Musik und einer riesigen Portion Selbstironie ist Something Rotten ein voller Erfolg am Musiktheater Linz. Die Mischung aus slapstickartiger Komik, cleveren Musical-Referenzen und beeindruckenden Tanznummern sorgt für einen Abend voller Lacher und Staunen. Besonders die herausragenden schauspielerischen und gesanglichen Leistungen, kombiniert mit einer liebevollen Übersetzung und pointierter Inszenierung, machen dieses Stück zu einem absoluten Highlight. Wer Lust auf ein Musical hat, das sich selbst nicht allzu ernst nimmt, dabei aber auf höchstem Niveau unterhält, sollte sich diese Produktion auf keinen Fall entgehen lassen! Tickets für die nächsten Vorstellungen findet ihr hier!


Fotos: Reinhard Winkler und Philip Bunnader

Ich bin wahrscheinlich die Definition von Jack of all Trades. Ich liebe es vieles zu machen, sonst kommt die Unruhe in mir zum Vorschein. "Fake it till you make it", ist einer meiner Lieblingssätze, denn wenn ich etwas machen möchte, mach ich's eben einfach. Deswegen bin ich: Eventmanagerin, professionelle Tänzerin, Tanztrainerin, Content Creator, Bloggerin, Sprecherin/ Moderatorin in Ausbildung und vieles mehr. Ich freu mich, wenn ihr meine Beiträge lest und über eure Nachrichten!